Weiss-, Schwarz- und Blutgeld

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Das Bankgeheimnis im Jahr 2010

Franken
Franken

Im Nach­gang zur Fi­nanz­kri­se wird der Ruf nach einer Weiss­geld­stra­te­gie im­mer lau­ter. Zu­erst er­folgt der Ruf recht sach­te von ei­ni­gen we­ni­gen ver­ant­wor­tungs­vol­len Bän­kern, mit Ver­weis auf das liech­ten­stei­ni­sche Mo­dell; dem schlies­sen sich bald ei­ni­ge "lin­ke" Po­li­ti­ker an.

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Nachdem sich auch die deut­sche FDP un­ter Gui­do Wes­ter­wel­le für eine Weiss­geld-Stra­te­gie stark macht, kom­men im­mer mehr Schwei­zer Un­ter­neh­mer auf den Ge­schmack. Und un­ter de­ren Druck schwenkt auch die Par­tei­füh­rung der Schwei­zer FDP um und über­rum­pelt da­mit ihre ei­ge­nen Mit­glie­der.

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Steuer­hinter­zie­hung ⇔ Steu­er­be­trug

In die­sen Zu­sam­men­hang wird im­mer hef­ti­ger da­rum ge­strit­ten, ob das Schwei­zer "Bank­ge­heim­nis" noch zeit­gemäss sei, und ob an der Un­ter­schei­dung zwi­schen Steu­er­hin­ter­zie­hung und Steu­er­be­trug wei­ter­hin fest­ge­hal­ten wer­den soll.

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Von "links" nach "rechts" wächst die Ein­sicht täg­lich, dass kein Weg an einer strik­ten Weiss­geld­strategie vor­bei­führt, wenn auch nur ein klein we­nig Pri­vat­sphäre von die­sem Bank­ge­heim­nis übrig­blei­ben soll.

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Inter­es­sant ist, wel­che Per­so­nen sich am laut­stark­sten ge­gen die Auf­he­bung die­ser Un­ter­schei­dung weh­ren. Es sind im we­sent­li­chen ge­nau die­je­ni­gen, für die sich eine kaum zu be­tra­fen­de Hin­ter­zie­hung auf Grund ih­res Ver­mö­gens am meis­ten lohnt. Sie ver­su­chen jetzt gar, über eine Volks­ini­tia­ti­ve das al­te Bank­ge­heim­nis in der Bun­des­ver­fas­sung zu ver­an­kern.

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Geschichte

Bis un­gefähr zum Jahr 1800 war das Ge­biet der heu­ti­gen Schweiz ein Ge­biet mit aus­ge­spro­che­ner Ar­mut und re­gel­mäs­si­gen Hun­gers­nö­ten. Da­von zeu­gen nicht nur die be­kann­ten Tes­si­ner Ge­schich­ten:

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In der Inner­schweiz er­tran­ken ver­arm­te Bau­ern ihre Sor­gen im Kar­tof­fel­schnaps, eine wah­re Land­pla­ge. Die jun­gen Män­ner — oh­ne jeg­li­che Zu­kunfts­aus­sich­ten — zo­gen als Söld­ner in frem­de Kriegs­diens­te, wo sie sich mit der gan­zen Welt schla­gen konn­ten — und oft nicht zu­rück­kehr­ten.

Der wirt­schaft­li­che Auf­schwung be­gann erst, als Schwei­zer Geld­in­sti­tu­te be­gan­nen, frem­des Geld zu hor­ten. Dank eines rigu­ro­sen Bank­ge­heim­nis­ses, das al­le Kun­den schütz­te, wur­de im­mer mehr Geld einer­seits von Ver­folg­ten, an­der­seits aus du­bio­sen Ka­nä­len auf Schwei­zer Ban­ken an­ge­legt.

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Dieses System hat — wie al­les auf der Welt — zwei Sei­ten. Dank die­ses Bank­ge­heim­nis­ses konn­ten zum Bei­spiel während des 2. Welt­kriegs Ju­den in Eu­ro­pa ihr Geld auf Schwei­zer Ban­ken in Si­cher­heit brin­gen, oh­ne dass der Nazi-Staat da­von Wind be­kam, resp. dar­auf zu­grei­fen konn­te. Dass ver­schie­de­ne In­sti­tu­te nach dem Krieg kei­ne An­stren­gun­gen un­ter­nah­men, um die Ei­gen­tümer der "na­men­lo­sen" Ver­mögen zu fin­den und oft auch Er­ben von im Krieg um­ge­brach­ten Per­so­nen nicht an­er­kann­ten, ist die weni­ger rühm­li­che Sei­te die­ser Vor­komm­nis­se. So gin­gen die­se Gel­der in al­ler Stil­le ins Ei­gen­tum des Geld­insti­tuts über.

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Natürlich ha­ben sich auch scham­lo­se und ruch­lo­se Po­ten­ta­ten, Ma­fio­si und an­de­re Ver­bre­cher die­ses Bank­ge­heim­nis zu Nut­ze ge­macht. Sie de­po­nier­ten un­recht­mässig er­wor­be­nes Ver­mö­gen un­ter des­sen Schutz in der Schweiz, um im Fal­le eines Um­stur­zes sa­niert zu sein. Da die­se Gel­der in al­ler Re­gel aus kri­mi­nel­len Hand­lun­gen jeg­li­cher Art stamm­ten, wur­den sie später Blut­geld ge­nannt. — Auch hier konn­te das Geld­insti­tut da­mit rech­nen, dass nicht al­le die­se Per­so­nen spä­ter noch in der La­ge sei­en, ihr Geld wie­der zu be­zie­hen oder auch nur nach­zu­wei­sen, dass es ih­nen ge­hört.

In den letz­ten Jah­ren wur­de es dank schär­fe­rer Ge­set­ze im­mer schwie­ri­ger, mit sol­chen Gel­dern Ge­schäf­te zu ma­chen. Es wur­de eine neue Kund­schaft ent­deckt: rei­che Leu­te, die ihr Ver­mö­gen nicht ver­steu­ern woll­ten oder "schwar­ze" Kas­sen zu ver­ber­gen hat­ten. Nebst Geld­wäsche­rei steht heu­te vor al­lem die­se Form von Schwarz­geld am Pran­ger.

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Es ist klar, dass die Auf­ga­be von Ge­schäf­ten mit je­der die­ser For­men von un­sau­be­rem Geld für die be­trof­fe­nen Insti­tu­te eine wirt­schaft­li­che Ein­bus­se be­deu­te­te. Und bei je­der Ver­schär­fung der ent­spre­chen­den Ge­set­ze wur­de ze­ter-mor­dio ge­ru­fen, dass dies das En­de der Kon­kur­renz­fä­hig­keit be­deu­te. Und trotz­dem sind die Ge­win­ne auch dar­nach wie­der ge­stie­gen.

31. De­zem­ber 2010 — Va­ti­kan
Benedikt ⅩⅥ. ver­ord­net der päpst­li­chen Bank eine mo­der­ne Auf­sicht. Er will die dunk­len Ka­pi­tel der va­ti­ka­ni­schen Fi­nan­zen de­fi­ni­tiv be­en­den.

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Re­ak­tio­nen des Bun­des

2008 ist die gros­se Ban­ken­kri­se. Der Staat muss die UBS stüt­zen. Al­le Be­tei­lig­ten schwö­ren, es wür­den so­fort dar­aus Leh­ren ge­zo­gen.

2012 — Am 5. Feb­ruar mel­det die Sonn­tags­zei­tung über­ra­schend, nach­dem im De­zem­ber er­neut mas­si­ve Pro­ble­me nach oben mit der US-Steu­er­be­hör­de auf­ka­men: "Bund plant Weiss­geld-Of­fen­si­ve" — En­de Feb­ruar!

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