Fun­da­men­ta­lis­mus

(Schwei­zer Bei­spiel)

Zi­tat aus dem Tages­an­zei­ger©
vom 23.10.2010

Kru­zi­fix-Geg­ner weicht dem Druck der «Ka­tho­li­ban»

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David Schle­sin­ger, der in Trien­gen LU ein Kru­zi­fix-Ver­bot in den Schul­zim­mern sei­ner Kin­der durch­ge­setzt hat­te, hat die Schweiz nach ano­ny­men Mord­dro­hun­gen ver­las­sen.

David Schlesinger
Da­vid Schle­sin­ger leb­te seit 18 Mo­na­ten in Trien­gen.

«Fa­mi­lie Schle­sin­ger flüch­tet vor den Lu­zer­ner Ka­tho­li­ban», teil­te die Frei­den­ker-Ver­ei­ni­gung der Schweiz ges­tern mit. Die Fa­mi­lie ha­be am Don­ners­tag im Brief­kas­ten drei ano­ny­me Mord­dro­hun­gen ge­fun­den «und wird die Schweiz um­ge­hend ver­las­sen».

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Der in Köln auf­ge­wach­se­ne Frei­den­ker Da­vid Jan Schle­sin­ger war vor rund 18 Mo­na­ten mit sei­ner Frau und zwei Kin­dern nach Trien­gen ge­zo­gen und hat­te dort durch­ge­setzt, dass die Ge­mein­de in den Pri­mar­schul­zim­mern sei­ner bei­den Kin­der die Kru­zi­fi­xe ab­häng­te. Da­bei be­rief er sich auf das Bun­des­ge­richt. Die­ses hat­te 1990 in einem Fall im Tes­sin ent­schie­den, dass Kru­zi­fi­xe in Schul­zim­mern ge­gen die re­li­giö­se Neu­tra­li­tät ver­stos­sen.

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Am Mitt­woch hat­te die Ge­mein­de be­kannt ge­ge­ben, sie re­spek­tie­re die­ses Ur­teil und wer­de die Kru­zi­fi­xe durch schlich­te Kreu­ze ohne den Cor­pus Je­su er­set­zen. Doch auch dies ak­zep­tier­te Schlesin­ger (und mit ihm die Frei­den­ker-Ver­ei­ni­gung) nicht: Er kün­dig­te an, die­sen Ent­scheid bis vor Bun­des­ge­richt an­zu­fech­ten.

Da­rauf hat die Öf­fent­lich­keit in den ka­tho­li­schen Stamm­lan­den, die in ge­häs­si­gen Le­ser­brie­fen und Mails di­rekt an Schle­sin­ger vom «Dik­tat eines Ein­zel­nen» sprach, of­fen­bar noch ent­rüs­te­ter rea­giert als in den Ta­gen zu­vor.

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Noch am Diens­tag hat­te Schle­sin­ger dem Druck selbst­be­wusst wi­der­stan­den und da­rauf ver­traut, dass er «im Rechts­staat Schweiz» auf ein bun­des­ge­richt­li­ches Ur­teil po­chen dür­fe. Jetzt hat er die Waf­fen aus Angst um sei­ne Fa­mi­lie ge­streckt und das Land mit un­be­kann­tem Ziel ver­las­sen.

«Got­tes­staat Schweiz»

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«Die Schweiz hat sich als Got­tes­staat ge­ou­tet, und wir glau­ben nicht da­ran, dass er für un­se­re Si­cher­heit ga­ran­tie­ren wird», teil­te er vor der Ab­rei­se noch mit. Er ha­be «nicht den Nerv, Mär­ty­rer zu wer­den we­gen Kru­zi­fix oder Stein­kreuz». In einer psycho­pa­thi­schen und aus­län­der­feind­lichen Ge­sell­schaft, die sol­che Din­ge nicht ru­hig aus­dis­ku­tie­ren kön­ne, kön­ne er sich auch nicht in­teg­rie­ren. Die Schwei­zer Frei­den­ker, die sich ge­gen re­li­giö­se In­dok­tri­na­tion weh­ren und die kon­se­quen­te Tren­nung von Kir­che und Staat for­dern, sind ent­setzt über die Lu­zer­ner «He­xen­jagd im 21. Jahr­hun­dert»

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Re­li­giö­ser Fa­na­tis­mus ist im­mer Fun­da­men­ta­lis­mus

Das spielt es kei­ne Rol­le, um wel­che Re­li­gion es da­bei geht. Al­le sind be­reit, Ge­walt an­zu­wen­den, um an­de­ren ih­re Über­zeu­gung auf­zu­zwin­gen. Der Herr Schle­sin­ger mag ein stu­rer Hund sein, aber in Sa­chen Tren­nung von Kir­che und Staat hat er nicht ganz un­recht.

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Ein Kru­zi­fix im einem öf­fent­li­chen Raum (z.B. Schul­zim­mer) stört mich ge­nau so we­nig wie ein Mi­na­rett in der Land­schaft, vor­aus­ge­setzt nie­mand will mich in des­sen Zu­sam­men­hang zu re­li­giö­sen Hand­lung­en zwin­gen. Aber da sind un­se­re selbst­ge­rech­ten "Chris­ten" oft­mals ge­nau so zu fürch­ten, wie die Is­la­mis­ten.

Wir sind kein Got­tes­staat, auch nicht ein christ­li­cher.