Fun­da­men­ta­lis­mus — im Bistum Chur

Erneut Psycho-Terror eines Churer Bischofs

Bischof Vitus Huonder
Vitus Huonder
TOP

Der Chu­rer Bi­schof Vi­tus Huon­der will wie­der ver­hei­ra­te­te Ge­schie­de­ne nicht zu den Sak­ra­men­ten zu­las­sen. Die Ehe sei un­auf­lös­lich. Nur Ge­schie­de­ne, die al­lein blie­ben, gä­ben «ein kost­ba­res Zeug­nis für die Un­auf­lös­lich­keit der Ehe». Das schreibt Huon­der in sei­nem noch un­ver­öf­fent­lich­ten Hir­ten­brief zur Fas­ten­zeit. Al­le Pfar­rer des Bis­tums Chur müs­sen die­sen am Sonn­tag, 11. März, von der Kan­zel ver­le­sen.

TOP

Bischof Vi­tus Huon­der ist nicht der ers­te Bi­schof im Bis­tum Chur, der an al­len Ec­ken und En­den an­stösst. Schon ei­ner sei­ner Vor­gän­ger, Bi­schof Haas (der Na­me sei Omen, ich weiss von nichts), ein en­ger Ver­trau­ter des ak­tu­el­len Fürs­ten von Liech­ten­stein[¹¹], setz­te sich über die recht­li­chen Be­din­gun­gen sei­nes Pos­tens in der Schweiz schlicht und ein­fach dar­über hin­weg. Heu­te ist Haas Bi­schof von Liech­ten­stein. Aber schon sei­ne Ein­set­zung durch den Papst ver­letz­te die gül­ti­ge Ver­ein­ba­rung zwi­schen Papst und Ka­pi­tel, die auf Schwei­zer Ge­setz­ge­bung be­ruht.

TOP

Diese Aus­gren­zung ge­schie­de­ner und wie­der ver­hei­ra­te­ter Men­schen (was nach hie­si­gen Ge­set­zen ein durch­aus nor­ma­ler und le­ga­ler Zu­stand ist) muss ein­deu­tig als Psy­cho-Ter­ror be­trach­tet wer­den. Und das gan­ze er­folgt auf An­wei­sung und Leh­re ei­nes frem­den Staa­tes, der sel­ber eine recht obs­ku­re Rechts­ord­nung kennt. Und es er­folgt im Na­men ei­nes «gnä­di­gen» Got­tes, ei­gent­lich ei­ne Ver­höh­nung die­ses Got­tes. Rich­tig Ka­tho­li­ban!

Müss­te doch le­bens­läng­li­che Ver­wah­rung be­deu­ten.

TOP

Und da­zu wäscht er (wie wei­land Pi­la­tus) sei­ne Hän­de in Un­schuld, denn das gan­ze ist ja nicht sei­ne Idee. Es ist ein­fach die Leh­re des Va­ti­kans; er ge­horcht nur. — Die sel­be Aus­re­de, wie sie vie­le Ver­bre­cher ge­gen die Mensch­lich­keit auch vor­brin­gen. War auch bei Na­zi-Scher­gen so.

TOP

Nur Ge­trenn­te und Ge­schie­de­ne, die al­lei­ne blie­ben, gä­ben «ein kost­ba­res Zeug­nis für die Un­auf­lös­lich­keit der Ehe», meint Huon­der als Ent­schul­di­gung. — Zur Ehe kann er doch gar nichts sa­gen, ver­bie­tet sie ihm doch sein Kon­zern-Chef, wie al­les, was da­mit zu­sam­men­hängt auch. Das und viel An­de­res darf er doch höch­stens heim­lich un­ter dem Deck­man­tel der Ver­schwie­gen­heit — und in der Il­le­ga­li­tät — er­le­ben. Will er sich so an de­nen rä­chen, die es le­ben dür­fen aber ge­schei­tert sind? So miss­güns­tig war je­ner Je­sus von Na­za­reth si­cher nicht, falls es ihn je ge­ge­ben hat.

TOP

«Beliebt wa­ren auch die 10 Ge­bo­te nie» ist ei­ne an­de­re sei­ner Aus­re­den. Die Aus­sa­ge gilt wohl vor al­lem für ihn sel­ber. Ich — ein nicht ge­ra­de Gläu­bi­ger — fin­de die 10 Ge­bo­te ei­ne gu­te Sa­che.

Siehe Berichte des
Tages-Anzeigers©.
Siehe Berichte der
SonntagsZeitung©.
Der Original-
Hirtenbrief.
Zum Hirtenbrief der
Kommentar der Bischofs©.

TOP

Und es nimmt kein Ende

Nicht genug da­mit, dass im Bis­tum Chur bei den Bi­schofs­wah­len die Saats­ver­trä­ge zwi­schen der Schweiz (Dom­ka­pi­tel) und dem Va­ti­kan über die Mit­spra­che der lo­ka­len, nach hie­si­gem Recht ge­wähl­ten Kir­chen­au­to­ri­tä­ten nach Mög­lich­keit um­gan­gen wer­den. Man kann das durch­aus als Ver­let­zung un­se­rer Bun­des­ver­fas­sung an­se­hen. Dort wird die Ein­mi­schung frem­der Staa­ten in un­se­re An­ge­le­gen­hei­ten aus­drück­lich ver­bo­ten. Das heisst, die Kir­che hat sich an die lo­ka­len welt­li­chen Ge­set­ze zu hal­ten. Über die in­ne­re Or­ga­ni­sa­ti­on mag die Kir­che ih­re eige­nen Re­geln ha­ben. Aber wenn schon auf Ein­hal­tung an­ti­quier­ten Kir­chen­rechts ge­pocht wird, dann stün­de es der Ku­rie auch an, sich an Staats­ver­trä­ge und Lan­des­recht zu hal­ten.

TOP

Aber of­fen­bar will man in die­ser Diö­ze­se das Rad zu­rück­dre­hen, bis ins tie­fe Mit­tel­al­ter. Den Prä­la­ten ge­hört die «All­macht»; und wer nicht ge­hocht, der ge­hört auf den Schei­ter­hau­fen!

Und wenn Ih­nen dies nicht zu­sagt, Herr Huon­der, dann em­pfeh­le ich Ih­nen, sich in den Va­ti­kan zu­rück­zu­zie­hen. Dort ist Rechts­bruch nicht gleich Rechts­bruch.

TOP

Siehe Berichte des
Tages-Anzeigers©
10. Nov. 2012.

Siehe Leserbrief im
Tages-Anzeiger©
13. Nov. 2012.


[¹¹ Es geht ein Ge­rücht um, der Fürst hät­te in jun­gen Jah­ren als "schwer­er­zieh­bar" ge­gol­ten. Vor ei­ni­ger Zeit hat er dem “Länd­le” ge­droht, aus Liech­ten­stein weg­zu­zie­hen, falls eine Volks­ini­tia­ti­ve an­ge­nom­men wür­de, die ihm das Ve­to-Recht bei Ge­set­zes­ent­schei­den von Par­la­ment und Volk neh­men wür­de. Und kürz­lich hat er mit eben die­sem Ve­to ge­droht, falls ein neu­es Ab­trei­bungs­ge­setz an­ge­nom­men wür­de.