Swiss­com-Part­ner: Verdeckte Provisionen

Basler FDP-Na­tio­nal­rat Pe­ter Ma­la­ma kri­ti­siert «un­ethi­sche Preis­drüc­ke­rei»

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DENIS VON BURG
Malama

Malama: Tele­com-Rie­se liess John­son Con­trols ge­wäh­ren

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Malama: Tele­com-Rie­se liess John­son Con­trols ge­wäh­ren

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BERN — Vor gut zwei Jah­ren hat die Swiss­com ihr Fa­ci­li­ty-Ma­na­ge­ment an die Fir­ma John­son Con­trols aus­ge­la­gert. Jetzt ver­sucht der Swiss­com-Part­ner von sei­nen Zu­lie­fe­rern Rück­ver­gü­tun­gen für er­hal­te­ne Auf­trä­ge, so­ge­nann­te Kick­backs, ein­zu­trei­ben. John­son Con­trols ver­langt ge­mäss einem der Sonn­tags­Zei­tung vor­lie­gen­den Brief an po­ten­ziel­le Auf­trags­neh­mer einen so­ge­nann­ten «Um­satz­bo­nus» von 6 Pro­zent auf zu­künf­ti­ge Auf­trä­ge. An­dern­falls, so wird ih­nen ge­droht, wür­den sie als Zu­lie­fe­rer nicht mehr be­rück­sich­tigt. Die Swiss­com hält ge­gen­über der Sonn­tags­Zei­tung fest, sie sei «über die For­de­rung von Rück­ver­gü­tun­gen nicht in­for­miert» ge­we­sen. John­son Con­trols war für eine Stel­lung­nah­me nicht er­reich­bar.

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Das Geschäfts­ge­ba­ren des Swiss­com-Part­ners ist recht­lich zu­min­dest frag­wür­dig, höchst­wahr­schein­lich gar il­le­gal. Ge­mäss Bun­des­ge­richt sind sol­che Kick­backs, ver­deck­te Pro­vi­sio­nen an einen Auf­trags­ver­mit­tler, nur zu­läs­sig, wenn al­le Part­ner da­von wis­sen. Zu­dem müs­sen sie dem ur­sprüng­li­chen Auf­trag­ge­ber, hier der Swiss­com, zu­gu­te­kom­men. Bei­des ist nicht der Fall.

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Für den Bas­ler Ge­wer­be­di­rek­tor und FDP-Na­tio­nal­rat Pe­ter Ma­la­ma, der von be­trof­fe­nen Ge­wer­be­be­trie­ben alar­miert wur­de, ist das Ver­hal­ten von John­son Con­trols, aber auch die Rol­le der Swiss­com «skan­da­lös». John­son Con­trols miss­brau­che ih­re Markt­macht und för­de­re einen für das Ge­wer­be rui­nö­sen Preis­zer­fall, schreibt er in einem Brief an Swiss­com-Chef Cars­ten Schlo­ter. Die Swiss­com ih­rer­seits ver­su­che die Hän­de in Un­schuld zu wa­schen, kri­ti­siert Ma­la­ma. Sie ha­be ih­ren Part­ner naiv ge­wäh­ren las­sen und nicht ein­mal da­für ge­sorgt, dass all­fäl­li­ge Rück­zah­lun­gen der Swiss­com und da­mit den Kun­den oder dem Bund als Mehr­heits­be­sit­zer zu­gu­te­kä­men. Ma­la­ma ver­langt nun, dass Schlo­ter John­son Con­trols stoppt.

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Die Swiss­com hat auf die Re­cher­chen der Sonn­tags­Zei­tung re­agiert. Sie hat John­son Con­trols auf­ge­for­dert, be­züg­lich der Pro­vi­sio­nen vor­erst nichts mehr zu un­ter­neh­men und ihr das an­vi­sier­te Sys­tem mit Vor­zugs­lie­fe­ran­ten und Rück­ver­gü­tun­gen zu er­läu­tern. Swiss­com-Spre­cher Olaf Schulz be­tont: «Die Swiss­com hat kein In­ter­es­se an zu­sätz­li­chen Pro­vi­sio­nen.»

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Für Ma­la­ma ist die Sache den­noch nicht er­ledigt. Er ver­mu­tet, dass auch an­de­re Bun­des­be­trie­be wie die Post oder die SBB «Dienst­leis­tun­gen und da­mit die ethisch be­denk­li­che Preis­drüc­ke­rei aus­la­gern und da­bei nicht ein­mal si­cher­stel­len, dass sie be­zie­hungs­wei­se der Bund und die Kun­den da­von pro­fi­tie­ren». Ma­la­ma sucht jetzt nach Mög­lich­kei­ten, Bun­des­be­trie­be zu zwin­gen, auf sol­che Ver­trä­ge zu ver­zich­ten.