Die Schlacht von Marignano

Reisläuferei

Als Reis­läu­fer (ab­ge­lei­tet von Rei­si­ge) wur­den spät­mit­tel­al­ter­li­che Schwei­zer Söld­ner be­zeich­net, die bis ins 17. Jahr­hun­dert im Dien­ste zahl­rei­cher euro­päi­scher Herr­scher stan­den. Das mit­tel­hoch­deut­sche ‘Reis’ be­deu­tet den Auf­bruch, das Fort­be­we­gen oder Rei­sen, in die­sem Zu­sam­men­hang die Kriegs­rei­se oder Kriegs­zug. Der Reis­läu­fer ver­dingt sich auf eige­ne Faust in frem­den Dienst im Ge­gen­satz zum ka­pi­tu­lier­ten Dienst, der auf der Ba­sis einer Mi­li­tär­ka­pi­tu­la­ti­on be­ruh­te, das heisst einem Lie­fer­ver­trag für Sol­da­ten zwi­schen zwei Län­dern.

Mehr Info: ➔ Wikipedia
➔ https://de.wikipedia.org/wiki/Reisläufer (Wikipedia).

TOP

Reisläuferei

Als Reis­läu­fer (ab­ge­lei­tet von Rei­si­ge) wur­den spät­mit­tel­al­ter­li­che Schwei­zer Söld­ner be­zeich­net, die bis ins 17. Jahr­hun­dert im Dien­ste zahl­rei­cher euro­päi­scher Herr­scher stan­den. Das mit­tel­hoch­deut­sche ‘Reis’ be­deu­tet den Auf­bruch, das Fort­be­we­gen oder Rei­sen, in die­sem Zu­sam­men­hang die Kriegs­rei­se oder Kriegs­zug. Der Reis­läu­fer ver­dingt sich auf eige­ne Faust in frem­den Dienst im Ge­gen­satz zum ka­pi­tu­lier­ten Dienst, der auf der Ba­sis einer Mi­li­tär­ka­pi­tu­la­ti­on be­ruh­te, das heisst einem Lie­fer­ver­trag für Sol­da­ten zwi­schen zwei Län­dern.

Mehr Info: ➔ Wikipedia
➔ https://de.wikipedia.org/wiki/Reisläufer (Wikipedia).

TOP

Die Schlacht bei Ma­ri­gna­no (heu­te Me­le­gna­no) fand am 13. und 14. Sep­tem­ber 1515 in der ita­lie­ni­schen Lom­bar­dei statt und war eine krie­ge­ri­sche Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen den Eid­ge­nos­sen und Frank­reich um das Her­zog­tum Mai­land. Die Nie­der­la­ge bei Ma­ri­gna­no be­en­de­te die Ex­pan­si­ons­be­stre­bun­gen der Eid­ge­nos­sen und war eine der letz­ten gros­sen Schlach­ten, an de­nen die al­te Eid­ge­nos­sen­schaft be­tei­ligt war. Der Rück­zug der Eid­ge­nos­sen bei Ma­ri­gna­no gilt als der ers­te do­ku­men­tier­te ge­ord­ne­te Rück­zug seit der An­ti­ke. In der Li­te­ra­tur des 19. Jahr­hun­derts wird die Schlacht bei Ma­ri­gna­no auch als die «bat­ta­glia dei gi­gan­ti» («Schlacht der Rie­sen») be­zeich­net.

TOP

Vorgeschichte

TOP

(Aus Wikipedia)

Sforza
Ludovico Sforza («il moro»)

Die Alte Eid­ge­nos­sen­schaft spiel­te an der Wen­de vom 15. ins 16. Jahr­hun­dert vor­über­ge­hend eine wich­ti­ge Rol­le in den Aus­ein­an­der­set­zun­gen um die Herr­schaft über Ita­li­en. Mit Hil­fe von rund 5'000 eid­ge­nös­si­schen Söld­nern er­ober­te Kö­nig Lud­wig Ⅻ. 1499 das Her­zog­tum Mai­land, auf das er als En­kel der mai­län­di­schen Prin­zes­sin Va­len­ti­na Vis­con­ti, der Toch­ter des Her­zogs Gian Ga­le­az­zo Vis­con­ti, An­sprü­che er­hob. Im fol­gen­den Jahr ge­lang es dem Her­zog von Mai­land, Lu­do­vi­co Sfor­za («il mo­ro»), sein Her­zog­tum eben­falls mit der Hil­fe von rund 5'000 eid­ge­nös­si­schen Söld­nern zu­rück­zu­er­obern. Bei No­va­ra kam es schliess­lich zum Zu­sam­men­tref­fen zwei­er Hee­re aus TOP eid­ge­nös­si­schen Söld­nern im Dien­ste Frank­reichs bzw. Mai­lands, da die eid­ge­nös­si­sche Tag­sat­zung die «Reis­lau­fe­rei», wie das Söld­ner­we­sen da­mals ge­nannt wur­de, nicht un­ter Kon­trol­le brin­gen konn­te. Die Be­la­ge­rung der Stadt No­va­ra durch rund 10'000 Eid­ge­nos­sen im Dienst Frank­reichs en­de­te mit dem so­ge­nann­ten «Ver­rat von No­va­ra»: Lu­do­vi­co Sfor­za wur­de von sei­nen eid­ge­nös­si­schen Söld­nern ver­ra­ten und starb 1508 in fran­zö­si­scher Ge­fan­gen­schaft. Im Dienst Frank­reichs un­ter­war­fen et­wa 6'000 eid­ge­nös­si­sche Söld­ner im Früh­jahr 1507 auch noch Ge­nua für Frank­reich. Trotz­dem er­neu­er­te Lud­wig Ⅻ. 1509 das Sold­bünd­nis mit den Eid­ge­nos­sen nicht, das seit 1499 die Ba­sis für sei­ne Er­fol­ge in Ita­li­en ge­we­sen war.

TOP
Schinner
Matthäus Schiner, päpstlicher Legat, Kardinal und Bischof von Sitten

Papst Julius Ⅱ., der er­klär­te Geg­ner der fran­zö­si­schen Ex­pan­si­on nach Ita­li­en, ge­wann am 14. März 1510 durch Ver­mitt­lung des Bi­schofs von Sit­ten, Kar­di­nal Mat­thä­us Schi­ner, die Eid­ge­nos­sen für ein Sold­bün­dnis, das ihm die An­wer­bung von 6'000 Söld­nern in der Eid­ge­nos­sen­schaft und im Wal­lis er­laub­te. Die Tag­sat­zung ver­hin­der­te je­doch im Sep­tem­ber 1510 den Ein­satz die­ser Trup­pen ge­gen Frank­reich. 1511 ge­lang es dem Papst, die Geg­ner Frank­reichs in der Hei­li­gen Li­ga zu­sam­men­zu­fas­sen. Es wa­ren dies der rö­misch-deut­sche Kai­ser Ma­xi­mi­li­an Ⅰ. von Habs­burg, TOP die Re­pub­lik Ve­ne­dig und das Kö­nig­reich Ara­gon. Auch in der Eid­ge­nos­sen­schaft kam es nun zu einem Mei­nungs­um­schwung ge­gen Frank­reich, da Lud­wig Ⅻ. sich wei­ger­te, für die Er­mor­dung zwei­er eid­ge­nös­si­scher Ge­sand­ter in sei­nem Herr­schafts­ge­biet eine Ent­schä­di­gung zu zah­len. Ein ers­ter Feld­zug von rund 10'000 Eid­ge­nos­sen nach Mai­land, der so­ge­nann­te «Kal­te Win­ter­feld­zug» 1511, wur­de aber er­folg­los ab­ge­bro­chen. Erst am 30. April 1512 be­schloss die eid­ge­nös­si­sche Tag­sat­zung einen wei­te­ren Hee­res­zug in die Lom­bar­dei, TOP nach­dem die Ver­hand­lun­gen mit Lud­wig Ⅻ. über eine Er­neue­rung des Sold­bünd­nis­ses von 1499 ge­schei­tert wa­ren, da die­ser nach sei­nem Sieg über die Hei­li­ge Li­ga bei Ra­ven­na (11. April 1512) zu we­nig zah­len woll­te. Rund 18'000 Eid­ge­nos­sen zo­gen des­halb im Som­mer 1512 im so­ge­nann­ten «Gros­sen Pa­vier­zug» in die Lom­bar­dei und setz­ten im De­zem­ber den Sohn von Lu­do­vi­co Sfor­za, Ma­xi­mi­li­an Sfor­za, wie­der in sein Her­zog­tum ein. Mai­land war nun ein Pro­tek­to­rat der Eid­ge­nos­sen­schaft und muss­te den Schutz mit Han­dels­pri­vi­le­gi­en und jähr­li­chen Zah­lun­gen in der Hö­he von 40'000 Du­ka­ten ab­gel­ten. Wei­te Ge­bie­te süd­lich der Al­pen gin­gen als «En­net­bir­gi­sche Vog­tei­en» an die Eid­ge­nos­sen und ih­re Ver­bün­de­ten. Al­le Al­pen­päs­se zwi­schen Stilf­ser­joch und Gros­sem TOP St.​Bern­hard wa­ren da­mit un­ter di­rek­ter Kon­trol­le der Eid­ge­nos­sen­schaft. Die Vor­macht­stel­lung der Eid­ge­nos­sen­schaft in der Lom­bar­dei wur­de durch einen glän­zen­den Sieg ge­gen einen Über­fall durch fran­zö­si­sche und ve­ne­zia­ni­sche Trup­pen in der Schlacht bei No­va­ra am 6. Ju­ni 1513 be­stä­tigt. Die Eid­ge­nos­sen­schaft er­klär­te dar­auf im August Frank­reich den Krieg und fiel im Bur­gund ein. Am 13. Sep­tem­ber 1513 er­klär­te sich Lud­wig Ⅻ. zum Frie­den be­reit und si­cher­te den Eid­ge­nos­sen im Ver­trag von Di­jon das Her­zog­tum Mai­land zu. Da die eid­ge­nös­si­schen Trup­pen, oh­ne die Ra­ti­fi­ka­ti­on des Ver­tra­ges ab­zu­war­ten, wie­der ab­zo­gen, TOP wi­der­rief Lud­wig al­ler­dings spä­ter den Ver­trag.

König François
König Franz Ⅰ., 1515
König François
König Franz Ⅰ., 1515
TOP

Der Nach­fol­ger Lud­wigs Ⅻ., Franz Ⅰ. von Frank­reich, ver­such­te wei­ter­hin, Frank­reichs An­sprü­che auf Mai­land durch­zu­set­zen. Zu­erst ver­han­del­te er er­folg­los mit den Eid­ge­nos­sen, um eine kampf­lo­se Rück­ga­be zu er­lan­gen. Er bot 400'000 Kro­nen an, die im Ver­trag von Di­jon vor­ge­se­hen ge­we­sen wa­ren, wenn ihn da­für die Eid­ge­nos­sen das Her­zog­tum Mai­land er­obern lies­sen. Die­se wie­sen das An­ge­bot zu­rück. Als sich dar­auf­hin Franz Ⅰ. im Früh­jahr 1515 mit einem be­acht­li­chen Heer von rund 55'000 Mann In­fan­te­rie und Ka­val­le­rie in die Lom­bar­dei be­gab, schick­te die Tag­sat­zung im April/Ju­ni 1515 rund 18'000 Mann zum Schutz Mai­lands über die Al­pen. Trotz sei­ner Über­le­gen­heit ver­han­del­te Franz Ⅰ. wei­ter mit den Eid­ge­nos­sen. Am 8. Sep­tem­ber 1515 kam es zwi­schen Franz Ⅰ. und einem Teil der Eid­ge­nos­sen zum Ab­schluss des Ver­tra­ges von Gal­la­ra­te, der vor­sah:

TOP

Darauf­hin zo­gen ge­samt­haft rund 10'000 Mann aus Bern, So­lo­thurn, Frei­burg, Biel/Bien­ne und dem Wal­lis ab, da sie für die An­nah­me der fran­zö­si­schen Vor­schlä­ge wa­ren.

TOP

Die Moral

Die Eid­gen­os­sen wa­ren zwar gu­te Rauf­brü­der, ha­ben aber mehr­mals ihr Wort für Geld ge­bro­chen.

TOP

Schlacht von Marignano

Schlacht
Schlacht
TOP

Durch ein Schar­müt­zel vor den To­ren Mai­lands wur­den die Eid­ge­nos­sen am 13. Sep­tem­ber zum An­griff auf die Fran­zo­sen ver­führt. Eine wich­ti­ge Rol­le spiel­te da­bei wahr­schein­lich der päpst­li­che Le­gat und Kar­di­nal Mat­thä­us Schi­ner, der die Eid­ge­nos­sen zum An­griff er­mun­ter­te. Die Schlacht be­ginnt un­ge­wöhn­lich spät ge­gen 15 Uhr. In drei Ge­walt­hau­fen ge­glie­dert — in der Mit­te die In­ner­schwei­zer Kan­to­ne, rechts die Zür­cher, links die Lu­zer­ner und Bas­ler —, dran­gen die Eid­ge­nos­sen mit rund 20'000 Mann tief ins Heer­la­ger der Fran­zo­sen ein und be­haup­te­ten sich dort bis in die Nacht hin­ein. Da der Kampf un­ent­schie­den blieb, bi­wa­kier­ten bei­de Hee­re auf dem Schlacht­feld. Als am Ta­ge dar­auf die Schlacht wie­der auf­ge­nom­men wur­de, brach­te die Leich­te Rei­te­rei Ve­ne­digs die Ent­schei­dung, als sie um 10 Uhr un­ter lau­tem «San Mar­co!»-Ge­schrei in die Schlacht zog. Ge­gen Mit­tag wi­chen die ver­blie­be­nen Eid­ge­nos­sen mit Ver­wun­de­ten, Fah­nen und Ge­schüt­zen ge­gen Mai­land zu­rück. Die Mehr­zahl der et­wa 12'000 bis 14'000 Ge­fal­le­nen wa­ren Eid­ge­nos­sen.

TOP

Der Rück­zug der Eid­ge­nos­sen bei Ma­ri­gna­no gilt mi­li­tär­ge­schicht­lich als einer der ers­ten do­ku­men­tier­ten ge­ord­ne­ten Rück­zu­ge seit der An­ti­ke. Die­ser Dar­stel­lung wur­de al­ler­dings wi­der­spro­chen. So schrieb NZZ-Re­dak­tor And­res Wys­ling in einem Ar­ti­kel vom 20. März 2015 von einem «schwei­ze­ri­schen Ma­ri­gna­no-My­thos». Zwar ha­be der Her­zog von Mai­land einen Rück­zug an­ge­ord­net, aber ein sol­cher sei nicht zu­stan­de ge­kom­men, weil die Trup­pen sich nicht fan­den. Eini­ge harr­ten aus, an­de­re ver­such­ten selbst ihr Glück. Der Ab­zug be­gann als pa­ni­sche Flucht. Erst als fran­zö­si­sche Trup­pen (al­so der Feind) den Schwei­zern Ge­leit­schutz ga­ben, da die Ve­ne­zia­ni­schen Rei­ter sie ver­folg­ten, ent­stand «so et­was wie eine leich­te Ord­nung». Ver­spreng­te Eid­ge­nos­sen, de­nen der An­schluss an den Haupt­trupp nicht ge­lang, wur­den auf­ge­rie­ben. So­gar lom­bar­di­sche Bau­ern grif­fen Eid­ge­nos­sen an, die ziel­los um­her­irr­ten.

TOP

Der Schwei­zer Ma­ler Fer­di­nand Hod­ler he­roi­sier­te in einem be­kann­ten Fres­ko im Schwei­ze­ri­schen Lan­des­mu­se­um die Schlacht. Der Sieg der Fran­zo­sen war nicht nur ih­rer zahl­en­mäs­si­gen Über­le­gen­heit, son­dern dem tak­ti­schen Ge­schick, mit dem Franz Ⅰ., in­tui­tiv die in­ne­re Un­einig­keit des Geg­ners nut­zend, die eid­ge­nös­si­schen Kräf­te ge­spal­ten und so ent­schei­dend ge­schwächt hat­te, zu ver­dan­ken. Die Nie­der­la­ge von Ma­ri­gna­no ist bis heu­te das rein zah­len­mäs­sig, aber auch in sei­nen his­to­ri­schen Aus­wir­kun­gen weit­aus be­deu­tend­ste Er­eig­nis der schwei­ze­ri­schen Mi­li­tär­ge­schich­te ge­blie­ben.

TOP

Augen­zeu­gen sol­len von einem ein­zi­gen Cha­os und rie­si­gen Ab­schlach­ten und Ge­met­zel be­rich­tet ha­ben. Die Eid­ge­nos­sen woll­ten prü­geln; die Fran­zo­sen woll­ten schies­sen. Und sie ha­ben ge­schos­sen. Auch war die Re­de von vie­len Er­trun­ke­nen in den Ent­wäs­se­rungs­ka­nä­len.

TOP

Die Eidge­nos­sen ha­ben auf der gan­zen Li­nie jäm­mer­lich ver­lo­ren, einer­seits we­gen ih­rer Stur­heit, und an­der­seits we­gen ih­rer Un­einig­keit. Ih­re Wort­brü­chig­keit spiel­te wohl nicht mal mehr eine gros­se Rol­le. (Tei­le der Trup­pen sind ge­gen ein Ent­geld des fran­zö­si­schen Kö­nigs ent­ge­gen ih­ren Ver­spre­chun­gen ein­fach ab­ge­zo­gen. Das hat we­ni­gstens den mei­sten von ih­nen TOP das Le­ben ge­ret­tet.)

Urs_Graf_1527

Die Schlacht von Marignano – dargestellt vom Augenzeugen Urs Graf. Kupferstich, 1521.

(Bild: Kunstmuseum Basel)

Im Vor­der­grund die Wal­statt. Die gros­sen Ver­lus­te der Eid­ge­nos­sen wer­den durch die um­her­lie­gen­den ty­pi­schen Waf­fen ver­deut­licht: Schwei­zer Lang­spies­se, Schwei­zer­dolch, Schwei­zer­schwert, Hal­bar­te so­wie eine eid­ge­nös­si­sche, von einem Lands­knechts­schwert durch­bohr­te Trom­mel. Ein Ver­wun­de­ter auf der lin­ken Sei­te ist durch das Schwei­zer­kreuz als Eid­ge­nos­se er­kenn­bar. Links stärkt sich ein eid­ge­nös­si­scher Reis­läu­fer aus der Feld­fla­sche wäh­rend im Hin­ter­grund mit Lang­spies­sen be­waff­ne­te Eid­ge­nos­sen einen Rei­ter­an­griff al­ba­ni­scher Stra­dio­ten ab­weh­ren. Links aus­ge­plün­der­te und ver­stüm­mel­te Ge­fal­le­ne, auf­ge­knüpf­te Geg­ner und ein bren­nen­des Ge­höft.
Original: Fe­der­zeich­nung mit schwar­zer Tu­sche, 21,1 x 31,5 cm

Urs_Graf_1527

Die Schlacht von Ma­ri­gna­no – dar­ge­stellt vom Augen­zeu­gen Urs Graf. Kup­fer­stich, 1521.

(Bild: Kunstmuseum Basel)

TOP

Im Vor­der­grund die Wal­statt. Die gros­sen Ver­lus­te der Eid­ge­nos­sen wer­den durch die um­her­lie­gen­den ty­pi­schen Waf­fen ver­deut­licht: Schwei­zer Lang­spies­se, Schwei­zer­dolch, Schwei­zer­schwert, Hal­bar­te so­wie eine eid­ge­nös­si­sche, von einem Lands­knechts­schwert durch­bohr­te Trom­mel. Ein Ver­wun­de­ter auf der lin­ken Sei­te ist durch das Schwei­zer­kreuz als Eid­ge­nos­se er­kenn­bar. Links stärkt sich ein eid­ge­nös­si­scher Reis­läu­fer aus der Feld­fla­sche wäh­rend im Hin­ter­grund mit Lang­spies­sen be­waff­ne­te Eid­ge­nos­sen einen Rei­ter­an­griff al­ba­ni­scher Stra­dio­ten ab­weh­ren. Links aus­ge­plün­der­te und ver­stüm­mel­te Ge­fal­le­ne, auf­ge­knüpf­te Geg­ner und ein bren­nen­des Ge­höft.
Original: Fe­der­zeich­nung mit schwar­zer Tu­sche, 21,1 x 31,5 cm

Urs_Graf_1527
Die Schlacht von Ma­ri­gna­no – dar­ge­stellt vom Augen­zeu­gen Urs Graf. Kup­fer­stich, 1521. 6#160; (Bild: Kunstmuseum Basel)

Im Vor­der­grund die Wal­statt. Die gros­sen Ver­lus­te der Eid­ge­nos­sen wer­den durch die um­her­lie­gen­den ty­pi­schen Waf­fen ver­deut­licht: Schwei­zer Lang­spies­se, Schwei­zer­dolch, Schwei­zer­schwert, Hal­bar­te so­wie eine eid­ge­nös­si­sche, von einem Lands­knechts­schwert durch­bohr­te Trom­mel. Ein Ver­wun­de­ter auf der lin­ken Sei­te ist durch das Schwei­zer­kreuz als Eid­ge­nos­se er­kenn­bar. Links stärkt sich ein eid­ge­nös­si­scher Reis­läu­fer aus der Feld­fla­sche wäh­rend im Hin­ter­grund mit Lang­spies­sen be­waff­ne­te Eid­ge­nos­sen einen Rei­ter­an­griff al­ba­ni­scher Stra­dio­ten ab­weh­ren. Links aus­ge­plün­der­te und ver­stüm­mel­te Ge­fal­le­ne, auf­ge­knüpf­te Geg­ner und ein bren­nen­des Ge­höft.
Original: Fe­der­zeich­nung mit schwar­zer Tu­sche, 21,1 x 31,5 cm

TOP

Folgen der Schlacht

Die Mehr­zahl der eid­ge­nös­si­schen Or­te woll­te auch nach der Nie­der­la­ge bei Ma­ri­gna­no den Krieg ge­gen Frank­reich fort­set­zen. Am 24. Sep­tem­ber be­schloss die Tag­sat­zung, wei­te­re 22'000 Mann in die Lom­bar­dei zu ent­sen­den. Al­ler­dings sand­ten nur die In­ner­schwei­zer Kan­to­ne eini­ge Kon­tin­gen­te, die dann eben­falls bald wie­der zu­rück­ge­ru­fen wur­den. Am 4. Ok­to­ber fiel Mai­land des­halb in die Hän­de Frank­reichs, nach­dem sich die über­le­ben­den Schwei­zer kampf­los zu­rück­ge­zo­gen hat­ten und Her­zog Ma­xi­mi­li­an Sfor­za für eine Pen­si­on von 30'000 Du­ka­ten ab­ge­dankt hat­te. Am 7. No­vem­ber kam durch Ver­mitt­lung von Her­zog Karl Ⅲ. von Sa­vo­yen TOP der Frie­de von Genf zwi­schen Frank­reich und der Eid­ge­nos­sen­schaft zu­stan­de, der je­doch von Uri, Schwyz, Zü­rich, Ba­sel und Schaff­hau­sen ab­ge­lehnt wur­de. Im März 1516 stell­ten die­se Or­te des­halb dem rö­misch-deut­schen Kai­ser Ma­xi­mi­li­an Ⅰ. 15'000 Mann für sei­nen Feld­zug nach Ober­ita­li­en zur Ver­fü­gung. Da die üb­ri­gen Or­te am Ver­trag von Genf fest­hiel­ten und den Fran­zo­sen so­gar 6'000 Mann Ver­stär­kung zu­kom­men lies­sen, droh­te er­neut ein Bru­der­krieg un­ter den Söld­nern der ver­schie­de­nen eid­ge­nös­si­schen Or­te. Da der Kai­ser die ver­ein­bar­ten Sold­zah­lun­gen je­doch nicht auf­brin­gen konn­te, blieb die Kon­fron­ta­ti­on aus.

TOP

Am 29. No­vem­ber 1516 un­ter­zeich­ne­ten die Eid­ge­nos­sen­schaft und Frank­reich schliess­lich eine so­ge­nann­te «Ewi­ge Rich­tung», in der al­le frü­he­ren Feind­schaf­ten auf­ge­ho­ben wur­den und für kün­fti­ge Kon­flik­te ein Schieds­ge­richt ein­ge­setzt wer­den soll­te. Kein Ver­trags­part­ner soll­te die Fein­de des an­de­ren un­ter­stüt­zen, und die Eid­ge­nos­sen durf­ten ih­re Er­obe­run­gen in Ita­li­en mit Aus­nah­me des Eschen­tals be­hal­ten. Als Kriegs­ent­schä­di­gung zahl­te Franz Ⅰ. wei­te­re 700'000 Kro­nen an die drei­zehn Or­te der Eid­ge­nos­sen­schaft. Mai­land ging wie­der in den Be­sitz Frank­reichs über, bis es 1521 nach der Schlacht bei Bi­coc­ca an die Habs­bur­ger kam. Ein wei­te­res Bünd­nis, das die Eid­ge­nos­sen­schaft (aus­ser Zü­rich) 1521 mit Frank­reich schloss, ge­stat­te­te dies­em, ge­gen Ge­wäh­rung von Jahr­gel­dern, Han­dels­frei­hei­ten und an­de­ren Vor­tei­len bis zu 16'000 Mann eid­ge­nös­si­sche Söld­ner an­zu­wer­ben. Da­mit stell­ten sich die Eid­ge­nos­sen ganz in den Dienst des fran­zö­si­schen Hofs und ver­zich­te­ten auf eine selb­stän­di­ge Rol­le in der euro­päi­schen Po­li­tik.

TOP

Die Schlacht war ein Wen­de­punkt in der Kriegs­füh­rung der Eid­ge­nos­sen, da sie be­wies, dass die In­fan­te­rie in Form der Söld­ner­trup­pen nicht mehr die al­lein kriegs­ent­schei­den­de Waf­fe war. Die Eid­ge­nos­sen ver­lo­ren durch die «Ewi­ge Rich­tung» mit Frank­reich ih­re Stel­lung als un­ab­hän­gi­ge Gross­macht. Eid­ge­nös­si­sche Söld­ner kämpf­ten je­doch wei­ter im Heer Frank­reichs in Nord­ita­li­en.

Schlacht­teil­neh­mer war auch der Zür­cher Huld­rych Zwing­li, der bald da­nach be­gann, ge­gen die «ro­ten Hüet­li» zu pre­di­gen, wo­mit er ins­be­son­de­re sei­nen frü­he­ren Freund Kar­di­nal Mat­thäus Schi­ner mein­te, in dem er nicht völ­lig zu Un­recht einen der Haupt­kriegs­trei­ber er­blick­te. In­di­rekt hat so die Schlacht von Ma­ri­gna­no auch da­zu bei­ge­tra­gen, die Re­for­ma­ti­on in Zü­rich in Gang zu brin­gen.

TOP

Nach Ma­ri­gna­no be­trie­ben die Eid­ge­nos­sen keine wei­te­re Ex­pan­si­ons­po­li­tik (wenn man da­von ab­sieht, dass z.B. Bern noch die Waadt er­ober­te), nicht ein­mal eine ge­mein­sa­me Aus­sen­po­li­tik. Sie wa­ren we­gen der kon­fes­sio­nel­len Spal­tung im Bünd­nis nicht mehr in der La­ge, ein­heit­li­che Po­si­tio­nen zu ent­wic­keln. Aber schon seit dem 15. Jahr­hun­dert hat­ten un­ter­schied­li­che geo­gra­fi­sche Stoss­rich­tun­gen die Ver­fol­gung ge­mein­sa­mer aus­sen­po­li­ti­scher Zie­le stark er­schwert.

TOP

Im 19. Jahr­hun­dert wur­de die Nie­der­la­ge von Ma­ri­gna­no als Be­ginn der schwei­ze­ri­schen Neu­tra­li­täts­po­li­tik um­ge­deu­tet. Die­se Sicht­weise der Schlacht kommt auch in der Auf­schrift Ex Cla­de Sa­lus («Aus der Nie­der­la­ge das Heil») auf dem Denk­mal von 1965 zum Aus­druck.

Einige Berichte zum Thema:

Marignano ↔ Neutralität

TOP

Die neue­re Ges­chichts­schrei­bung be­zeich­net Ma­ri­gna­no nicht mehr als Be­ginn der Neu­tra­li­tät der Schweiz, auch nicht als de­ren Vor­läu­fer. Zwar be­schloss die eid­ge­nös­si­sche Tag­sat­zung im Nach­gang zu Ma­ri­gna­no, sich in Zu­kuft nicht mehr an der euro­päi­schen Gross­macht­po­li­tik zu be­tei­li­gen. Aber nicht ein­mal da­ran woll­ten sich al­le Stän­de hal­ten. Eini­ge stell­ten Frank­reich wei­ter­hin Söld­ner zur Ver­fü­gung, auch für die Kon­flik­te in Nord­ita­li­en. Und es fan­den auch wei­ter­hin Er­obe­run­gen statt, so z.B. die Er­obe­rung der Waadt durch Bern.

TOP

In die­sem Zu­sam­men­hang die da­ma­li­ge 13-or­ti­ge Ei­dge­nos­sen­schaft als die Schweiz dar­zu­stel­len, ist et­was weit her­ge­holt. Sie be­stand als lo­ser Hau­fen von Or­ten, die sich ge­gen­sei­tig be­kämpf­ten und gar be­krieg­ten. Die Nie­der­la­ge von Ma­ri­gna­no be­deu­te­te nicht mehr und nicht we­ni­ger als ein macht­lo­ser Ent­scheid der Tag­sat­zung, die mi­li­tä­ri­sche Gross­macht­po­li­tik auf­zu­ge­ben. Dies im Zu­sam­men­hang mit Neu­tra­li­tät zu se­hen ist eher ge­wagt. Die Ab­kehr von Ex­pan­si­on be­stand höch­stens auf dem Pa­pier der Tag­sat­zung, oh­ne rea­le Fol­gen. Und eine Ab­kehr von Ge­walt und Ex­pan­si­on war ja ein­deu­tig nicht er­folgt. Die Reis­läu­fe­rei wur­de le­dig­lich et­was ein­ge­schränkt. (Man muss­te ja die ewig be­trun­ke­nen Schlä­ger­trupps [Elend des Kar­tof­fel-Schnap­ses] be­schäf­ti­gen.) Und es folg­ten ja noch die Re­li­gi­ons­krie­ge, die Son­der­bunds­krie­ge und meh­re­re Er­obe­run­gen von neu­en Un­ter­ta­nen­ge­bie­ten, so z.B. Waadt und Aar­gau.

TOP

Die Neu­tra­li­tät wur­de der Schweiz am Wie­ner Kon­gress 1815 von Preus­sen auf­er­presst, weil die Gross­mäch­te nach den Wir­ren der fran­zö­si­schen Re­vo­lu­ti­on in der Mit­te Euro­pas einen neu­tra­len Pol oder Puf­fer brauch­ten.

Siehe his­to­­ri­sche Ent­ste­hung der Neu­tra­li­tät: ➔ Mythos Neutralität.
➔ www.zumkuckucksei.net/Politik/mythen/neutral.html (Mythos Neutralität).