oder
Die Anfänge der Schweizer Neutralität werden je nach politischer Überzeugung unterschiedlich berichtet. Nur, ein Thema wie “Neutralität” müsste doch eigentlich sehr ‘neutral’ angegangen werden. Aber es ist nicht immer einfach, genaue Fakten über vergangene Jahrhunderte zu erhalten. Sogar wenn schriftliche Dokumente erhalten sind, weiss man nie, ob das alles ist, ob nicht einmal weitere Dokumente existierten, die ergänzend Aufschluss geben könnten. Viele Dokumente in sind auch während Wirren entstanden. Archive sind in spätern Zeiten verbrannt oder teilweise in Kriegen geplündert worden Und noch schwieriger wird es, herauszufinden, was die Leute damals gedacht haben, was ihr handeln begründet. Unsere Logik basiert auf heutigem Wissen, nicht auf damaligem.
Als Westfälischer Friede wird die Gesamtheit der zwischen dem 15. Mai und dem 24. Oktober 1648 in Münster und Osnabrück geschlossenen Friedensverträge bezeichnet, die den Dreissigjährigen Krieg in Deutschland und zugleich den Achtzigjährigen Unabhängigkeitskrieg der Niederlande beendeten.
Entsprechend den nach Verhandlungsparteien getrennten Tagungsorten des Friedenskongresses wurden zwei komplementäre Friedensverträge ausgehandelt. Für den Kaiser und Frankreich war dies der Münstersche Friedensvertrag (Instrumentum Pacis Monasteriensis, IPM) und für Kaiser und Reich einerseits und Schweden andererseits der Osnabrücker Friedensvertrag (Instrumentum Pacis Osnabrugensis, IPO). Beide Verträge wurden schliesslich am selben Tag in Münster im Namen von Kaiser Ferdinand Ⅲ. und König Ludwig ⅩⅣ. von Frankreich bzw. Königin Christina von Schweden unterzeichnet.
Der Friede von Münster, Osnabrück und Nürnberg wurde zum Vorbild für spätere Friedenskonferenzen, da er dem Prinzip der Gleichberechtigung der Staaten, unabhängig von ihrer tatsächlichen Macht, zur Durchsetzung verhalf. Die reichsrechtlichen Regelungen des Friedens von Münster, Osnabrück und Nürnberg wurden zu Bestandteilen der Verfassungsordnung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation bis zu dessen Ende im Jahr 1806. Zugleich trug der allgemeine Friede — die pax universalis — von Münster und Osnabrück zur gesamteuropäischen Stabilität bei, da sich spätere Friedensschlüsse bis zur Französischen Revolution immer wieder an ihm orientierten.
Obwohl in Münster und Osnabrück nicht alle europäischen Konflikte gelöst werden konnten, wurden doch wichtige Ziele erreicht:
Details zum westfälischen Frieden: siehe:
➔ Wikipedia
oder ➔ My Switzerland.
➔ de.wikipedia.org/wiki/Westfälischer_Friede.
oder www.myswitzerland.com/de-ch/dreissigjaehriger-krieg-und-unabhaengigkeit.html
(My Switzerland).
Als Vermittler (Mediatoren) waren der Kölner Nuntius Fabio Chigi (der spätere Papst Alexander Ⅶ.) und der venezianische Diplomat Alvise Contarini berufen worden.
Die eidgenössische Vertretung erfolgte durch den Basler Bürgermeister Johann Rudolf Wettstein. In den Friedensverträgen akzeptierten und garantierten die damaligen europäischen Grossmächte auch die Unabhängigkeit der Eidgenossenschaft von der Gerichtsbarkeit der Reichsgerichte (Art. Ⅵ IPO = § 61 IPM) und erkannten damit faktisch ihre staatliche Unabhängigkeit an.
Details hierzu: siehe: ➔ Historisches Lexikon der Schweiz. ➔ www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8908.php.
Die Schlacht bei Marignano (der Ort heisst heute Melegnano) fand am 13. und 14. September 1515 in der italienischen Lombardei statt und war eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen den Eidgenossen und Frankreich um das Herzogtum Mailand, zu dem auch grosse Teile des heutigen Tessins gehörten, z.B. das Locarnese. Die Niederlage bei Marignano beendete die Expansionsbestrebungen der Eidgenossen und war eine der letzten grossen Schlachten, an denen die alte Eidgenossenschaft beteiligt war. Der Rückzug der Eidgenossen bei Marignano (obwohl ein Desaster) gilt als der erste dokumentierte geordnete Rückzug seit der Antike. In der Literatur des 19. Jahrhunderts wird die Schlacht bei Marignano auch als die «Schlacht der Riesen» (italienisch «battaglia dei giganti») emporstilisiert.
Die Alte Eidgenossenschaft spielte an der Wende vom 15. ins 16. Jahrhundert vorübergehend eine wichtige Rolle in den Auseinandersetzungen um die Herrschaft über Italien. Mit Hilfe von rund 5000 eidgenössischen Söldnern eroberte König Ludwig Ⅻ. 1499 das Herzogtum Mailand, auf das er als Enkel der mailändischen Prinzessin Valentina Visconti, der Tochter des Herzogs Gian Galeazzo Visconti, Ansprüche erhob. Im folgenden Jahr gelang es dem Herzog von Mailand, Ludovico Sforza («il moro»), sein Herzogtum ebenfalls mit der Hilfe von rund 5'000 eidgenössischen Söldnern zurückzuerobern. Bei Novara kam es schliesslich zum Zusammentreffen zweier Heere aus eidgenössischen Söldnern im Dienste Frankreichs bzw. Mailands, da die eidgenössische Tagsatzung die «Reislauferei», wie das Söldnerwesen damals genannt wurde, nicht unter Kontrolle bringen konnte. Die Belagerung der Stadt Novara durch rund 10'000 Eidgenossen im Dienst Frankreichs endete mit dem sogenannten «Verrat von Novara»: Ludovico Sforza wurde von seinen eidgenössischen Söldnern verraten und starb 1508 in französischer Gefangenschaft. Im Dienst Frankreichs unterwarfen etwa 6'000 eidgenössische Söldner im Frühjahr 1507 auch noch Genua für Frankreich. Trotzdem erneuerte Ludwig Ⅻ. 1509 das Soldbündnis mit den Eidgenossen nicht, das seit 1499 die Basis für seine Erfolge in Italien gewesen war.
Papst Julius Ⅱ., der erklärte Gegner der französischen Expansion nach Italien, gewann am 14. März 1510 durch Vermittlung des Bischofs von Sitten, Kardinal Matthäus Schiner, die Eidgenossen für ein Soldbündnis, das ihm die Anwerbung von 6000 Söldnern in der Eidgenossenschaft und im Wallis erlaubte. Die Tagsatzung verhinderte jedoch im September 1510 den Einsatz dieser Truppen gegen Frankreich (➔ Chiasser Zug). 1511 gelang es dem Papst, die Gegner Frankreichs in der «Heiligen Liga» zusammenzufassen. Es waren dies der römisch-deutsche Kaiser Maximilian Ⅰ. von Habsburg, die Republik Venedig und das Königreich Aragon. Auch in der Eidgenossenschaft kam es nun zu einem Meinungsumschwung gegen Frankreich, da Ludwig Ⅻ. sich weigerte, für die Ermordung zweier eidgenössischer Gesandter in seinem Herrschaftsgebiet eine Entschädigung zu zahlen.
…
Mehr Details. siehe:
➔ Wikipedia (DE)
➔
de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Marignano
(Wikipedia [DE]).
Die historischen Dokumente bezeugen vor allem eines: Dies war vor allem eine Geschichte von Machtkämpfen und Zwietracht unter den eidgenössischen Ständen, von Verrat und Korruption, und vor allem von Grausamkeit. Gerechterweise muss man auch sagen, dass zwar Söldner einfach an den meistbietenden verhökert wurden, aber damit wurde auch ein ernstes inneres Problem vermeintlich gelöst: für all die marodierenden, starken jungen Männer ohne Zukunft, die bloss herumlungerten und sich betranken, ergab es eine Tätigkeit. — Irgendwie musste man auch damals mit der Arbeitslosigkeit und Jugendgewalt umgehen.
Der Schweizer Maler Ferdinand Hodler heroisierte in seinem bekannten Fresko im Schweizerischen Landesmuseum (Zürich) die Schlacht. Der Sieg der Franzosen war nicht nur ihrer zahlenmässigen Überlegenheit, sondern dem taktischen Geschick, mit dem Franz Ⅰ., intuitiv die innere Uneinigkeit des Gegners nutzend, die eidgenössischen Kräfte gespalten und so entscheidend geschwächt hatte, zu verdanken. Die Niederlage von Marignano ist bis heute das rein zahlenmässig, aber auch in seinen historischen Auswirkungen, weitaus bedeutendste Ereignis der schweizerischen Militärgeschichte geblieben.
Die Mehrzahl der eidgenössischen Orte wollte auch nach der Niederlage bei Marignano den Krieg gegen Frankreich fortsetzen. Am 24. September beschloss die Tagsatzung, weitere 22'000 Mann in die Lombardei zu entsenden. Allerdings sandten nur die Innerschweizer Orte einige Kontingente, die dann ebenfalls bald wieder zurückgerufen wurden. Am 4. Oktober fiel Mailand deshalb in die Hände Frankreichs, nachdem sich die überlebenden Schweizer kampflos zurückgezogen hatten und Herzog Maximilian Sforza für eine Pension von 30'000 Dukaten hatte abdanken lassen. Am 7. November kam durch Vermittlung von Herzog Karl Ⅲ. von Savoyen der Friede von Genf zwischen Frankreich und der Eidgenossenschaft zustande, der jedoch von Uri, Schwyz, Zürich, Basel und Schaffhausen abgelehnt wurde. Im März 1516 stellten diese Orte deshalb dem römisch-deutschen Kaiser Maximilian Ⅰ. 15'000 Mann für seinen Feldzug nach Oberitalien zur Verfügung. Da die übrigen Orte am Vertrag von Genf festhielten und den Franzosen sogar 6000 Mann Verstärkung zukommen liessen, drohte erneut ein Bruderkrieg unter den Söldnern der verschiedenen eidgenössischen Orte. Da der Kaiser die vereinbarten Soldzahlungen jedoch nicht aufbringen konnte, blieb die Konfrontation aus.
Am 29. November 1516 unterzeichneten die Eidgenossenschaft und Frankreich schliesslich eine sogenannte «Ewige Richtung», in der alle früheren Feindschaften aufgehoben wurden und für künftige Konflikte ein Schiedsgericht eingesetzt werden sollte. Kein Vertragspartner sollte die Feinde des anderen unterstützen, und die Eidgenossen durften ihre Eroberungen in Italien mit Ausnahme des Eschentals behalten. Als Kriegsentschädigung zahlte Franz Ⅰ. weiter 700'000 Kronen an die dreizehn Orte der Eidgenossenschaft. Mailand ging wieder in den Besitz Frankreichs über, bis es 1521 nach der Schlacht bei Bicocca an die Habsburger kam. Ein weiteres Bündnis, das die Eidgenossenschaft (ausser Zürich) 1521 mit Frankreich schloss, gestattete diesem, gegen Gewährung von Jahrgeldern, Handelsfreiheiten und anderen Vorteilen bis zu 16'000 Mann eidgenössische Söldner anzuwerben. Damit stellten sich die Eidgenossen ganz in den Dienst des französischen Hofs und verzichteten auf eine selbständige Rolle in der europäischen Politik.
Die Schlacht war ein Wendepunkt in der Kriegsführung der Eidgenossen, da sie bewies, dass die Infanterie in Form der Söldnertruppen nicht mehr die allein kriegsentscheidende Waffe war. Die Eidgenossen verloren durch die «Ewige Richtung» mit Frankreich ihre Stellung als unabhängige Grossmacht. Eidgenössische Söldner kämpften jedoch weiter im Heer Frankreichs in Norditalien.
Schlachtteilnehmer war auch der Toggenburger und spätere Zürcher Reformator Huldrych Zwingli in seiner Eigenschaft als katholischer Priester von Glarus. Er gehörte dem Glarner Heerhaufen an. Bald danach begann er, gegen die «roten Hüetli» zu predigen, womit er insbesondere seinen früheren Freund Kardinal Matthäus Schiner meinte, in dem er nicht völlig zu Unrecht einen der Hauptkriegstreiber erblickte. Indirekt hat so die Schlacht von Marignano auch dazu beigetragen, die Reformation in Zürich in Gang zu bringen.
Nach Marignano betrieben die Eidgenossen keine weitere Expansionspolitik, nicht einmal eine gemeinsame Aussenpolitik. Sie waren wegen der konfessionellen Spaltung im Bündnis nicht mehr in der Lage, einheitliche Positionen zu entwickeln. Aber schon seit dem 15. Jahrhundert hatten unterschiedliche geografische Stossrichtungen die Verfolgung gemeinsamer aussenpolitischer Ziele stark erschwert.
Im 19. Jahrhundert wurde die Niederlage von Marignano als Beginn der schweizerischen Neutralitätspolitik umgedeutet. Diese Sichtweise der Schlacht kommt auch in der Aufschrift Ex Clade Salus («Aus der Niederlage das Heil») auf dem Denkmal von 1965 zum Ausdruck.
Delegierte des Wiener Kongresses in einem zeitgenössischen Kupferstich von Jean Godefroy nach dem Gemälde von Jean-Baptiste Isabey
Der Wiener Kongress, der vom 18. September 1814 bis zum 9. Juni 1815 stattfand, ordnete nach der Niederlage Napoleon Bonapartes in den Koalitionskriegen Europa neu. Nachdem sich die politische Landkarte des Kontinentes im Gefolge der Französischen Revolution erheblich verändert hatte, legte der Kongress wiederum zahlreiche Grenzen neu fest und schuf neue Staaten.
Unter der Leitung des österreichischen Aussenministers Fürst von Metternich berieten politisch bevollmächtigte Vertreter aus rund 200 europäischen Staaten, Herrschaften, Körperschaften und Städten, darunter alle bedeutenden Mächte Europas mit Ausnahme des Osmanischen Reiches. Die führende Rolle spielten Russland, das Vereinigte Königreich, Österreich und Preussen sowie das wiederhergestellte Königreich Frankreich und der Vatikan. Die deutschen Fragen wurden angesichts ihrer Komplexität und ihres Umfangs getrennt von den übrigen europäischen Angelegenheiten beraten.
Nach dem Sturz Napoleons im Frühjahr 1814 beendete der Erste Pariser Frieden den Krieg zwischen den Mächten der Sechsten Koalition und der französischen Regierung der restaurierten Bourbonenmonarchie unter Ludwig ⅩⅧ. Nach Artikel 32 dieses Friedensvertrages sollte in Wien ein Kongress zusammentreten, um eine dauerhafte europäische Nachkriegsordnung zu beschliessen. Dazu waren alle am Krieg beteiligten Staaten eingeladen. Gastgeber war Kaiser Franz Ⅰ. von Österreich.
Offenbar wurde an diesem Kongress weit mehr des leichte Leben der noblen Gesellschaft geplegt als politisiert. Die Gastgeber bemühten sich, den Aufenthalt der Kongressteilnehmer möglichst angenehm zu gestalten. Die Abfolge geselliger Ereignisse, Bälle und sonstiger Vergnügungen veranlassten Charles Joseph Fürst von Ligne in einem Brief an den französischen Staatsmann und Diplomaten Talleyrand vom 1. November 1814 zu der Äusserung:
„Man schreibt mir das Wort zu: ‚Der Kongress tanzt, aber er kommt nicht vorwärts.‘
Es sickert auch nichts durch als der Schweiss dieser tanzenden Herren.
Ich glaube auch gesagt zu haben:
‚Dies ist ein Kriegskongress, kein Friedenskongress.‘“
Charles Joseph de Ligne
Auch andere Zeitgenossen zeigten sich, obwohl sie die politische Unbeweglichkeit beklagten, von der Prachtentfaltung beeindruckt. Ob der Kongress bei allen Vergnügungen seine eigentliche Aufgabe — den Rahmen für eine dauerhafte europäische Friedensordnung zu schaffen — vernachlässigte oder nicht, wird bis heute kontrovers diskutiert.
Niemand ist sich heute mehr bewusst, dass wir recht unfreiwillig «NEUTRAL» wurden. Sind wir es aber auch wirklich?
Während des zweiten Weltkriegs war die Schweiz offiziell gegen aussen hin neutral. In Tat und Wahrheit tat die offizielle Schweiz aber alles, um Deutschland nicht zu verärgern. Das hat uns veilleicht den wirklichen Kriegseinsatz erspart. Aber war das neutral?
Gegen Ende hat die Schweiz als neutraler Staat ihre Aufgabe besser übernommen, mindestens als sie fremde Soldaten nach Völkerrecht internierte.
Beim Umgang mit jüdischen Flüchtlingen scheint unsere Rolle schon eher diskutabel gewesen zu sein. Ein grosser Teil der Bevölkerung war da gar nicht “neutral”, zum Teil eindeutig PRO jüdische Flüchtlinge, zum Teil aber auch stur Nazi-freundlich und gegen Juden.
Und wie steht es heute? Die Flüchtlinge gelten eher als Problem. Gleichzeitig liefern wir Waffen an kriegführende Länder. Ist das NEUTRAL?
Was ist da Wirklichkeit und was ein Mythos?
Siehe auch
➔
Geschichte und Mythos
, ein Interview mit dem Historiker Valentin Groebner.
➔ www.zumkuckucksei.net/Politik/mythen/TA-2016-04-22-S29.html
— Geschichte und Mythos —
ein Interview mit dem Historiker Valentin Groebner.