Der Mythos «Neutralität»

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Wie wurde die Schweiz “neutral”?

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Die An­fäng­e der Schwei­zer Neu­tra­li­tät wer­den je nach po­li­ti­scher Über­zeu­gung un­ter­schied­lich be­rich­tet. Nur, ein The­ma wie “Neu­tra­li­tät” müss­te doch eigent­lich sehr ‘neu­tral’ an­ge­gan­gen wer­den. Aber es ist nicht im­mer ein­fach, ge­naue Fak­ten über ver­gan­ge­ne Jahr­hun­der­te zu er­hal­ten. So­gar wenn schrift­li­che Do­ku­men­te er­hal­ten sind, weiss man nie, ob das al­les ist, TOP ob nicht ein­mal wei­te­re Do­ku­men­te exi­stier­ten, die er­gän­zend Auf­schluss ge­ben könn­ten. Vie­le Do­ku­men­te in sind auch wäh­rend Wir­ren ent­stan­den. Ar­chi­ve sind in spä­tern Zei­ten ver­brannt oder teil­wei­se in Krie­gen ge­plün­dert wor­den Und noch schwie­ri­ger wird es, her­aus­zu­fin­den, was die Leu­te da­mals ge­dacht ha­ben, was ihr han­deln be­grün­det. Un­se­re Lo­gik ba­siert auf heu­ti­gem Wis­sen, nicht auf da­ma­li­gem.

1515 — West­fälis­cher Frie­de

Friedesnssaal
Frie­dens­saal im Rat­haus zu Mün­ster
Friedesnssaal
Frie­dens­saal im Rat­haus zu Mün­ster
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1515 — West­fä­li­scher Frie­de

Als West­fä­li­scher Frie­de wird die Ge­samt­heit der zwi­schen dem 15. Mai und dem 24. Ok­to­ber 1648 in Mün­ster und Os­na­brück ge­schlos­se­nen Frie­dens­ver­trä­ge be­zeich­net, die den Dreis­sig­jäh­ri­gen Krieg in Deutsch­land und zu­gleich den Acht­zig­jäh­ri­gen Un­ab­hän­gig­keits­krieg der Nie­der­lan­de be­en­de­ten.

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Ent­spre­chend den nach Ver­hand­lungs­par­tei­en ge­trenn­ten Ta­gungs­or­ten des Frie­dens­kon­gres­ses wur­den zwei kom­ple­men­tä­re Frie­dens­ver­trä­ge aus­ge­han­delt. Für den Kai­ser und Frank­reich war dies der Müns­ter­sche Frie­dens­ver­trag (In­stru­men­tum Pa­cis Mo­na­ste­rien­sis, IPM) und für Kai­ser und Reich einer­seits und Schwe­den an­de­rer­seits der Os­na­brüc­ker Frie­dens­ver­trag (In­stru­men­tum Pa­cis Os­na­bru­gen­sis, IPO). Bei­de Ver­trä­ge wur­den schliess­lich am sel­ben Tag in Mün­ster im Na­men von Kai­ser Fer­di­nand Ⅲ. und Kö­nig Lud­wig ⅩⅣ. von Frank­reich bzw. Kö­ni­gin Chris­ti­na von Schwe­den un­ter­zeich­net.

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Der Frie­de von Mün­ster, Os­na­brück und Nürn­berg wur­de zum Vor­bild für spä­te­re Frie­dens­kon­fe­ren­zen, da er dem Prin­zip der Gleich­be­rech­ti­gung der Staa­ten, un­ab­hän­gig von ih­rer tat­säch­li­chen Macht, zur Durch­set­zung ver­half. Die reichs­recht­li­chen Re­ge­lun­gen des Frie­dens von Mün­ster, Os­na­brück und Nürn­berg wur­den zu Be­stand­tei­len der Ver­fas­sungs­ord­nung des Hei­li­gen Rö­mi­schen Rei­ches Deut­scher Na­ti­on bis zu des­sen En­de im Jahr 1806. Zu­gleich trug der all­ge­mei­ne Frie­de — die pax uni­ver­sa­lis — von Mün­ster und Os­na­brück zur ge­samt­euro­päi­schen Sta­bi­li­tät bei, da sich spä­te­re Frie­dens­schlüs­se bis zur Fran­zö­si­schen Re­vo­lu­ti­on im­mer wie­der an ihm ori­en­tier­ten.

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Ob­wohl in Mün­ster und Os­na­brück nicht al­le euro­päi­schen Kon­flik­te ge­löst wer­den konn­ten, wur­den doch wich­ti­ge Zie­le er­reicht:

  1. Der erste Er­folg war der Frie­de von Mün­ster, zwi­schen Spa­ni­en und den Nie­der­lan­den. Die Sou­ve­rä­ni­tät der Ver­einig­ten Pro­vin­zen der Nie­der­lan­de wurde an­er­kannt und sie schie­den aus dem Hei­li­gen Rö­mi­schen Reich aus.
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    Die West­fä­li­schen Frie­dens­ver­trä­ge be­en­de­ten den Dreis­sig­jäh­ri­gen Krieg im Deut­schen Reich. Kern der Re­ge­lun­gen war ein neu­es Reichs­re­li­gi­ons­recht. Die Rech­te der Reichs­stän­de ge­gen­über dem Kai­ser und in ih­ren eige­nen Ter­ri­to­ri­en wur­den auf die her­ge­brach­ten Grund­sät­ze fest­ge­schrie­ben. Der West­fä­li­sche Frie­de wur­de ein Grund­ge­setz des Rei­ches, und war seit­dem einer der wich­tig­sten Tei­le der Reichs­ver­fas­sung.
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    Die Ver­träge bil­de­ten eine «Neu­ord­nung» Euro­pas, die bis zur Fran­zö­si­schen Re­vo­lu­ti­on Be­stand hat­te. Und sie wa­ren Vor­bild für künf­ti­ge aus­ge­gli­che­ne Frie­dens­ver­trä­ge.

De­tails zum west­fä­li­schen Frie­den: sie­he:
➔ Wikipedia
oder ➔ My Switzerland.
➔ de.wikipedia.org/wiki/Westfälischer_Friede. oder www.myswitzerland.com/de-ch/dreissigjaehriger-krieg-und-unabhaengigkeit.html (My Swit­zer­land).

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Als Ver­mitt­ler (Me­dia­to­ren) wa­ren der Köl­ner Nun­ti­us Fa­bio Chi­gi (der spä­te­re Papst Ale­xan­der Ⅶ.) und der ve­ne­zia­ni­sche Di­plo­mat Al­vi­se Con­ta­ri­ni be­ru­fen wor­den.

Fol­gen für die Eid­ge­nos­sen­schaft

Die eid­ge­nös­si­sche Ver­tre­tung er­folg­te durch den Bas­ler Bür­ger­mei­ster Jo­hann Ru­dolf Wett­stein. In den Frie­dens­ver­trä­gen ak­zep­tier­ten und ga­ran­tier­ten die da­ma­li­gen euro­päi­schen Gross­mäch­te auch die Un­ab­hän­gig­keit der Eid­ge­nos­sen­schaft von der Ge­richts­bar­keit der Reichs­ge­rich­te (Art. Ⅵ IPO = § 61 IPM) und er­kann­ten da­mit fak­tisch ih­re staat­li­che Un­ab­hän­gig­keit an.

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De­tails hier­zu: sie­he: ➔ Historisches Lexikon der Schweiz. ➔ www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8908.php.

Schrecken
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1516 — Mar­igna­no

Die Schlacht bei Ma­ri­gna­no (der Ort heisst heu­te Me­le­gna­no) fand am 13. und 14. Sep­tem­ber 1515 in der ita­lie­ni­schen Lom­bar­dei statt und war eine krie­ge­ri­sche Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen den Eid­ge­nos­sen und Frank­reich um das Her­zog­tum Mai­land, zu dem auch gros­se Tei­le des heu­ti­gen Tes­sins ge­hör­ten, z.B. das Lo­car­ne­se. Die Nie­der­la­ge bei Ma­ri­gna­no be­en­de­te die Ex­pan­si­ons­be­stre­bun­gen der Eid­ge­nos­sen und war eine der letz­ten gros­sen Schlach­ten, an de­nen die al­te Eid­ge­nos­sen­schaft be­tei­ligt war. Der Rück­zug der Eid­ge­nos­sen bei Ma­ri­gna­no (ob­wohl ein De­sa­ster) gilt als der er­ste do­ku­men­tier­te ge­ord­ne­te Rück­zug seit der An­ti­ke. In der Li­te­ra­tur des 19. Jahr­hun­derts wird die Schlacht bei Ma­ri­gna­no auch als die «Schlacht der Rie­sen» (ita­lie­nisch «bat­ta­glia dei gi­gan­ti») em­por­sti­li­siert.

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Die Al­te Eid­ge­nos­sen­schaft spiel­te an der Wen­de vom 15. ins 16. Jahr­hun­dert vor­über­ge­hend eine wich­ti­ge Rol­le in den Aus­ein­an­der­set­zun­gen um die Herr­schaft über Ita­li­en. Mit Hil­fe von rund 5000 eid­ge­nös­si­schen Söld­nern er­ober­te Kö­nig Lud­wig Ⅻ. 1499 das Her­zog­tum Mai­land, auf das er als En­kel der mai­län­di­schen Prin­zes­sin Va­len­ti­na Vi­scon­ti, der Toch­ter des Her­zogs Gian Ga­le­az­zo Vi­scon­ti, An­sprü­che er­hob. Im fol­gen­den Jahr ge­lang es dem Her­zog von Mai­land, Lu­do­vi­co Sfor­za («il mo­ro»), sein Her­zog­tum eben­falls mit der Hil­fe von rund 5'000 eid­ge­nös­si­schen Söld­nern zu­rück­zu­er­obern. Bei No­va­ra kam es schliess­lich zum Zu­sam­men­tref­fen zwei­er Hee­re aus eid­ge­nös­si­schen Söld­nern im Dien­ste Frank­reichs bzw. Mai­lands, da die TOP eid­ge­nös­si­sche Tag­sat­zung die «Reis­lau­fe­rei», wie das Söld­ner­we­sen da­mals ge­nannt wur­de, nicht un­ter Kon­trol­le brin­gen konn­te. Die Be­la­ge­rung der Stadt No­va­ra durch rund 10'000 Eid­ge­nos­sen im Dienst Frank­reichs end­et­e mit dem so­ge­nann­ten «Ver­rat von No­va­ra»: Lu­do­vi­co Sfor­za wur­de von sei­nen eid­ge­nös­si­schen Söld­nern ver­ra­ten und starb 1508 in fran­zö­si­scher Ge­fan­gen­schaft. Im Dienst Frank­reichs un­ter­war­fen et­wa 6'000 eid­ge­nös­si­sche Söld­ner im Früh­jahr 1507 auch noch Ge­nua für Frank­reich. Trotz­dem er­neu­er­te Lud­wig Ⅻ. 1509 das Sold­bünd­nis mit den Eid­ge­nos­sen nicht, das seit 1499 die Ba­sis für sei­ne Er­fol­ge in Ita­li­en ge­we­sen war.

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Papst Ju­li­us Ⅱ., der er­klär­te Geg­ner der fran­zö­si­schen Ex­pan­si­on nach Ita­li­en, ge­wann am 14. März 1510 durch Ver­mitt­lung des Bi­schofs von Sit­ten, Kar­di­nal Mat­thä­us Schi­ner, die Eid­ge­nos­sen für ein Sold­bünd­nis, das ihm die An­wer­bung von 6000 Söld­nern in der Eid­ge­nos­sen­schaft und im Wal­lis er­laub­te. Die Tag­sat­zung ver­hin­der­te je­doch im Sep­tem­ber 1510 den Ein­satz die­ser Trup­pen ge­gen Frank­reich (➔ Chias­ser Zug). 1511 ge­lang es dem Papst, die Geg­ner Frank­reichs in der «Hei­li­gen Li­ga» zu­sam­men­zu­fas­sen. Es wa­ren dies der rö­misch-deut­sche Kai­ser Ma­xi­mi­li­an Ⅰ. von Habs­burg, die Re­pub­lik Ve­ne­dig und das Kö­nig­reich Ara­gon. Auch in der Eid­ge­nos­sen­schaft kam es nun zu einem Mei­nungs­um­schwung ge­gen Frank­reich, da Lu­dwig Ⅻ. sich wei­ger­te, für die Er­mor­dung zwei­er eid­ge­nös­si­scher Ge­sand­ter in sei­nem Herr­schafts­ge­biet eine Ent­schä­di­gung zu zah­len.

Mehr De­tails. sie­he:
➔ Wikipedia (DE) ➔  de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Marignano (Wiki­pedia [DE]).

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Die his­to­ri­schen Do­ku­men­te be­zeu­gen vor al­lem eines: Dies war vor al­lem eine Ge­schich­te von Macht­käm­pfen und Zwie­tracht un­ter den eid­ge­nös­si­schen Stän­den, von Ver­rat und Kor­rup­ti­on, und vor al­lem von Grau­sam­keit. Ge­rech­ter­wei­se muss man auch sa­gen, dass zwar Söld­ner ein­fach an den meist­bie­ten­den ver­hö­kert wur­den, aber da­mit wur­de auch ein ern­stes in­ne­res Prob­lem ver­meint­lich ge­löst: für all die ma­ro­die­ren­den, star­ken jun­gen Män­ner oh­ne Zu­kunft, die bloss her­um­lun­ger­ten und sich be­tran­ken, er­gab es eine Tä­tig­keit. — Ir­gend­wie muss­te man auch da­mals mit der Ar­beits­lo­sig­keit und Ju­gend­ge­walt um­ge­hen.

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Der Schwei­zer Ma­ler Fer­di­nand Hod­ler he­roi­sier­te in sei­nem be­kann­ten Fres­ko im Schwei­ze­ri­schen Lan­des­mu­se­um (Zü­rich) die Schlacht. Der Sieg der Fran­zo­sen war nicht nur ih­rer zah­len­mäs­si­gen Über­le­gen­heit, son­dern dem tak­ti­schen Ge­schick, mit dem Franz Ⅰ., in­tui­tiv die in­ne­re Un­einig­keit des Geg­ners nut­zend, die eid­ge­nös­si­schen Kräf­te ge­spal­ten und so ent­schei­dend ge­schwächt hat­te, zu ver­dan­ken. Die Nie­der­la­ge von Ma­ri­gna­no ist bis heu­te das rein zah­len­mäs­sig, aber auch in sei­nen hi­sto­ri­schen Aus­wir­kun­gen, weit­aus be­deu­tend­ste Er­eig­nis der schwei­ze­ri­schen Mi­li­tär­ge­schich­te ge­blie­ben.

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Folgen

Die Mehr­zahl der eid­ge­nös­si­schen Or­te woll­te auch nach der Nie­der­la­ge bei Ma­ri­gna­no den Krieg ge­gen Frank­reich fort­set­zen. Am 24. Sep­tem­ber be­schloss die Tag­sat­zung, wei­te­re 22'000 Mann in die Lom­bar­dei zu ent­sen­den. Al­ler­dings sand­ten nur die In­ner­schwei­zer Or­te eini­ge Kon­tin­gen­te, die dann eben­falls bald wie­der zu­rück­ge­ru­fen wur­den. Am 4. Ok­to­ber fiel Mai­land des­halb in die Hän­de Frank­reichs, nach­dem sich die über­le­ben­den Schwei­zer kampf­los zu­rück­ge­zo­gen hat­ten und Her­zog Ma­xi­mi­li­an Sfor­za für eine Pen­si­on von 30'000 Du­ka­ten hat­te ab­dan­ken las­sen. Am 7. No­vem­ber kam durch Ver­mitt­lung von Her­zog Karl Ⅲ. von Sa­vo­yen der Frie­de von Genf zwi­schen Frank­reich und der Eid­ge­nos­sen­schaft zu­stan­de, TOP der je­doch von Uri, Schwyz, Zü­rich, Ba­sel und Schaff­hau­sen ab­ge­lehnt wur­de. Im März 1516 stell­ten die­se Or­te des­halb dem rö­misch-deut­schen Kai­ser Ma­xi­mi­li­an Ⅰ. 15'000 Mann für sei­nen Feld­zug nach Ober­ita­li­en zur Ver­fü­gung. Da die üb­ri­gen Or­te am Ver­trag von Genf fest­hiel­ten und den Fran­zo­sen so­gar 6000 Mann Ver­stär­kung zu­kom­men lies­sen, droh­te er­neut ein Bru­der­krieg un­ter den Söld­nern der ver­schie­de­nen eid­ge­nös­si­schen Or­te. Da der Kai­ser die ver­ein­bar­ten Sold­zah­lun­gen je­doch nicht auf­brin­gen konn­te, blieb die Kon­fron­ta­ti­on aus.

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Am 29. No­vem­ber 1516 un­ter­zeich­ne­ten die Eid­ge­nos­sen­schaft und Frank­reich schliess­lich eine so­ge­nann­te «Ewi­ge Rich­tung», in der al­le frü­he­ren Feind­schaf­ten auf­ge­ho­ben wur­den und für künf­ti­ge Kon­flik­te ein Schieds­ge­richt ein­ge­setzt wer­den soll­te. Kein Ver­trags­part­ner soll­te die Fein­de des an­de­ren un­ter­stüt­zen, und die Eid­ge­nos­sen durf­ten ih­re Er­obe­run­gen in Ita­li­en mit Aus­nah­me des Eschen­tals be­hal­ten. Als Kriegs­ent­schä­di­gung zahl­te Franz Ⅰ. wei­ter 700'000 Kro­nen an die drei­zehn Or­te der Eid­ge­nos­sen­schaft. Mai­land ging wie­der in den Be­sitz Frank­reichs über, bis es 1521 nach der Schlacht bei Bi­coc­ca an die Habs­bur­ger kam. Ein wei­te­res Bünd­nis, das die Eid­ge­nos­sen­schaft (aus­ser Zü­rich) 1521 mit Frank­reich schloss, ge­stat­te­te die­sem, ge­gen Ge­wäh­rung von Jahr­gel­dern, Han­dels­frei­hei­ten und an­de­ren Vor­tei­len bis zu 16'000 Mann eid­ge­nös­si­sche Söld­ner an­zu­wer­ben. Da­mit stell­ten sich die Eid­ge­nos­sen ganz in den Dienst des fran­zö­si­schen Hofs und ver­zich­te­ten auf eine selb­stän­di­ge Rol­le in der euro­päi­schen Po­li­tik.

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Die Schlacht war ein Wen­de­punkt in der Kriegs­füh­rung der Eid­ge­nos­sen, da sie be­wies, dass die In­fan­te­rie in Form der Söld­ner­trup­pen nicht mehr die al­lein kriegs­ent­schei­den­de Waf­fe war. Die Eid­ge­nos­sen ver­lo­ren durch die «Ewi­ge Rich­tung» mit Frank­reich ih­re Stel­lung als un­ab­hän­gi­ge Gross­macht. Eid­ge­nös­si­sche Söld­ner kämpf­ten je­doch wei­ter im Heer Frank­reichs in Nord­ita­li­en.

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Schlacht­teil­neh­mer war auch der Tog­gen­bur­ger und spä­te­re Zür­cher Re­for­ma­tor Huld­rych Zwing­li in sei­ner Eigen­schaft als ka­tho­li­scher Prie­ster von Gla­rus. Er ge­hör­te dem Glar­ner Heer­hau­fen an. Bald da­nach be­gann er, ge­gen die «ro­ten Hüet­li» zu pre­di­gen, wo­mit er ins­be­son­de­re sei­nen frü­he­ren Freund Kar­di­nal Mat­thäus Schi­ner mein­te, in dem er nicht völ­lig zu Un­recht einen der Haupt­kriegs­trei­ber er­blick­te. In­di­rekt hat so die Schlacht von Ma­ri­gna­no auch da­zu bei­ge­tra­gen, die Re­for­ma­ti­on in Zü­rich in Gang zu brin­gen.

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Nach Ma­ri­gna­no be­trie­ben die Eid­ge­nos­sen kei­ne wei­te­re Ex­pan­si­ons­po­li­tik, nicht ein­mal eine ge­mein­sa­me Aus­sen­po­li­tik. Sie wa­ren we­gen der kon­fes­sio­nel­len Spal­tung im Bünd­nis nicht mehr in der La­ge, ein­heit­li­che Po­si­tio­nen zu ent­wi­ckeln. Aber schon seit dem 15. Jahr­hun­dert hat­ten un­ter­schied­li­che geo­gra­fi­sche Stoss­rich­tun­gen die Ver­fol­gung ge­mein­sa­mer aus­sen­po­li­ti­scher Zie­le stark er­schwert.

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Im 19. Jahr­hun­dert wur­de die Nie­der­la­ge von Ma­ri­gna­no als Be­ginn der schwei­ze­ri­schen Neu­tra­li­täts­po­li­tik um­ge­deu­tet. Die­se Sicht­wei­se der Schlacht kommt auch in der Auf­schrift Ex Cla­de Sa­lus («Aus der Nie­der­la­ge das Heil») auf dem Denk­mal von 1965 zum Aus­druck.

1815 — Wien­er Kon­gress

Wiener Kongrass
De­le­gier­te des Wie­ner Kon­gres­ses in einem zeit­genössi­schen Kup­fer­stich von Jean Go­de­froy nach dem Ge­mälde von Jean-Bap­tiste Isa­bey
Wiener Kongrass

De­le­gier­te des Wie­ner Kon­gres­ses in einem zeit­genössi­schen Kup­fer­stich von Jean Go­de­froy nach dem Ge­mälde von Jean-Bap­tiste Isa­bey

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1815 — Wie­ner Kon­gress

Der Wie­ner Kon­gress, der vom 18. Sep­tem­ber 1814 bis zum 9. Ju­ni 1815 statt­fand, ord­ne­te nach der Nie­der­la­ge Na­po­le­on Bo­na­par­tes in den Koa­li­ti­ons­krie­gen Euro­pa neu. Nach­dem sich die po­li­ti­sche Land­kar­te des Kon­ti­nen­tes im Ge­fol­ge der Fran­zö­si­schen Re­vo­lu­ti­on er­heb­lich ver­än­dert hat­te, leg­te der Kon­gress wie­de­rum zahl­rei­che Gren­zen neu fest und schuf neue Staa­ten.

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Un­ter der Lei­tung des öster­rei­chi­schen Aus­sen­mi­ni­sters Fürst von Met­ter­nich be­rie­ten po­li­tisch be­voll­mäch­tig­te Ver­tre­ter aus rund 200 euro­päi­schen Staa­ten, Herr­schaf­ten, Kör­per­schaf­ten und Städ­ten, dar­un­ter al­le be­deu­ten­den Mäch­te Euro­pas mit Aus­nah­me des Os­ma­ni­schen Rei­ches. Die füh­ren­de Rol­le spiel­ten Russ­land, das Ver­einig­te Kö­nig­reich, Öster­reich und Preus­sen so­wie das wie­der­her­ge­stell­te Kö­nig­reich Frank­reich und der Va­ti­kan. Die deut­schen Fra­gen wur­den an­ge­sichts ih­rer Kom­ple­xi­tät und ih­res Um­fangs ge­trennt von den üb­ri­gen euro­päi­schen An­ge­le­gen­hei­ten be­ra­ten.

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Nach dem Sturz Na­po­le­ons im Früh­jahr 1814 be­en­de­te der Ers­te Pa­ri­ser Frie­den den Krieg zwi­schen den Mäch­ten der Sechs­ten Koa­li­ti­on und der fran­zö­si­schen Re­gie­rung der re­stau­rier­ten Bour­bo­nen­mo­nar­chie un­ter Lud­wig ⅩⅧ. Nach Ar­ti­kel 32 die­ses Frie­dens­ver­tra­ges soll­te in Wien ein Kon­gress zu­sam­men­tre­ten, um eine dau­er­haf­te euro­päi­sche Nach­kriegs­ord­nung zu be­schlies­sen. Da­zu wa­ren al­le am Krieg be­tei­lig­ten Staa­ten ein­ge­la­den. Gast­ge­ber war Kai­ser Franz Ⅰ. von Öster­reich.

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Offen­bar wur­de an die­sem Kon­gress weit mehr des leich­te Le­ben der nob­len Ge­sell­schaft ge­plegt als po­li­ti­siert. Die Gast­ge­ber be­müh­ten sich, den Auf­ent­halt der Kon­gress­teil­neh­mer mög­lichst an­ge­nehm zu ge­stal­ten. Die Ab­fol­ge ge­sel­li­ger Er­eig­nis­se, Bäl­le und son­sti­ger Ver­gnü­gun­gen ver­an­lass­ten Char­les Jo­seph Fürst von Li­gne in einem Brief an den fran­zö­si­schen Staats­mann und Di­plo­ma­ten Tal­ley­rand vom 1. No­vem­ber 1814 zu der Äus­se­rung:

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„Man schreibt mir das Wort zu: ‚Der Kon­gress tanzt, aber er kommt nicht vor­wärts.‘ Es sic­kert auch nichts durch als der Schweiss die­ser tan­zen­den Her­ren. Ich glau­be auch ge­sagt zu ha­ben: ‚Dies ist ein Kriegs­kon­gress, kein Frie­dens­kon­gress.‘“

Charles Joseph de Ligne

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Auch an­de­re Zeit­ge­nos­sen zeig­ten sich, ob­wohl sie die po­li­ti­sche Un­be­weg­lich­keit be­klag­ten, von der Pracht­ent­fal­tung be­ein­druckt. Ob der Kon­gress bei al­len Ver­gnü­gun­gen sei­ne eigent­li­che Auf­ga­be — den Rah­men für eine dau­er­haf­te euro­päi­sche Frie­dens­ord­nung zu schaf­fen — ver­nach­läs­sig­te oder nicht, wird bis heu­te kon­tro­vers dis­ku­tiert.

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Resultat für die Schweiz

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Neu­tra­li­tät heu­te

Nie­mand ist sich heu­te mehr be­wusst, dass wir recht un­frei­wil­lig «NEU­TRAL» wur­den. Sind wir es aber auch wirk­lich?

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Wäh­rend des zwei­ten Welt­kriegs war die Schweiz of­fi­zi­ell ge­gen aus­sen hin neu­tral. In Tat und Wahr­heit tat die of­fi­zi­el­le Schweiz aber al­les, um Deutsch­land nicht zu ver­är­gern. Das hat uns veil­leicht den wirk­li­chen Kriegs­ein­satz er­spart. Aber war das neu­tral?

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Ge­gen En­de hat die Schweiz als neu­tra­ler Staat ih­re Auf­ga­be bes­ser über­nom­men, min­des­tens als sie frem­de Sol­da­ten nach Völ­ker­recht in­ter­nier­te.

Beim Um­gang mit jü­di­schen Flücht­lin­gen scheint un­se­re Rol­le schon eher dis­ku­ta­bel ge­we­sen zu sein. Ein gros­ser Teil der Be­völ­ke­rung war da gar nicht “neu­tral”, zum Teil ein­deu­tig PRO jü­di­sche Flücht­lin­ge, zum Teil aber auch stur Na­zi-freund­lich und ge­gen Ju­den.

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Und wie steht es heu­te? Die Flücht­lin­ge gel­ten eher als Prob­lem. Gleich­zei­tig lie­fern wir Waf­fen an krieg­füh­ren­de Län­der. Ist das NEU­TRAL?


Was ist da Wirk­lich­keit und was ein My­thos? Sie­he auch ➔  Geschichte und Mythos , ein In­ter­view mit dem Hi­sto­ri­ker Va­len­tin Groeb­ner.
➔ www.zumkuckucksei.net/Politik/mythen/TA-2016-04-22-S29.html
   — Ge­schich­te und My­thos — ein In­ter­view mit dem Hi­sto­ri­ker Va­len­tin Groeb­ner.