«Will­helm Tell» — My­thos & Politik

Frei­heits­held «Wil­helm Tell» — Sa­ge, Le­gen­de oder My­thos?

Tell-Denkmal Altdorf

Tell-Denkmal in Altdorf
Er­rich­tet 1895. Man be­ach­te die Jah­res­zahl 1307.

Tell-Denkmal Altdorf
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Tell-Denk­mal in Alt­dorf
Er­rich­tet 1895. Man be­ach­te die Jah­res­zahl 1307.

Frei­heits­held «Wilhelm Tell» — Sa­ge, Le­gen­de oder My­thos?

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Kein an­de­rer Schwei­zer ist so be­kannt wie «Wil­helm Tell», der Na­tio­nal­held — dank Fried­rich von Schil­lers klas­si­schem Dra­ma «Wil­helm Tell». Sein Bild fin­det sich auf der Rück­sei­te je­des 5-Fran­ken-Stücks, doch ob er wirk­lich ge­lebt hat, ist hef­tig um­strit­ten. Für die einen Sym­bol der schwei­ze­ri­schen Un­ab­hän­gig­keit und Frei­heit für die an­de­ren ein dä­ni­sches Mär­gen oder ein My­thos.

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Die Zeit­ge­nos­sen der ers­ten Eid­ge­nos­sen hiel­ten es nicht für nö­tig, et­was vom Ges­sler­hut, vom Ap­fel­schuss, vom Tel­len­sprung, vom Ty­ran­nen­mord in der Hoh­len Gas­se bei Küss­nacht an der Ri­gi und vom Rüt­li­schwur schrift­lich fest­zu­hal­ten. Der Bun­des­brief von 1291 ist je­den­falls nicht die schrift­li­che Ur­kun­de vom Rüt­li, son­dern ein Vor­läu­fer des Rüt­li­bun­des, wäh­rend schon die äl­tes­te Tra­di­ti­on die Ta­ten Tells und den Rüt­li­schwur auf das Jahr 1307 da­tiert. Erst um 1890 be­schloss das Bun­des­par­la­ment ge­gen den Wi­der­stand der Ur­kan­to­ne, TOP Rüt­li­schwur und Bun­des­brief gleich­zu­set­zen und am 1. August 1891 eine 600-Jahr-Fei­er ab­zu­hal­ten. Die Ur­ner er­rich­te­ten 1895 das Tell­denk­mal in Alt­dorf und meis­sel­ten dar­auf zum Trotz noch­mals die alt­her­ge­brach­te Jah­res­zahl 1307 ein. Die äl­tes­te be­kann­te schrift­li­che Quel­le ist das so ge­nann­te “Weis­se Buch von Sar­nen”, in dem der Land­schrei­ber Hans Schri­ber aus Ob­wal­den um 1470 Ur­kun­den und Er­zäh­lun­gen zum Ur­sprung der Eid­ge­nos­sen­schaft zu­sam­men stell­te.

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Eine Ge­ne­ra­ti­on nach dem “Weis­sen Buch von Sar­nen” wur­de der Stoff im Ur­ner Tell­spiel für die Büh­ne auf­ge­ar­bei­tet. Spä­ter er­scheint er in den ers­ten gros­sen hel­ve­ti­schen Ge­schichts­wer­ken der Auf­klä­rungs­zeit, u.a. im 1734 von Ägi­di­us Tschu­di ver­öf­fent­lich­ten “Chro­ni­con Hel­ve­ti­cum”.

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Auf­fal­len­der­wei­se ent­hält die Sa­ge von Wil­helm Tell gleich mehr­fach Ele­men­te, die an mit­tel­al­ter­li­che Got­tes­ur­tei­le er­in­nern.

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Man wird dar­aus (in Über­ein­stim­mung mit der Dar­stel­lung Tells als Held) schlies­sen dür­fen, dass der Sa­ge von Wil­helm Tell von ih­ren Ver­fas­sern die Funk­ti­on zu­ge­dacht wur­de, die Un­ab­hän­gig­keit der Al­ten Eid­ge­nos­sen­schaft von den Habs­bur­gern ge­wis­ser­mas­sen als “von al­ler­höch­ster Stel­le ab­ge­seg­net” zu recht­fer­ti­gen.

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Fried­rich von Schil­lers Dra­ma «Wil­helm Tell»

Tel-Denkmal Stans

Win­kel­ried Denk­mal in Stans
Darf ein Held mal Pau­se ma­chen?

Da drin steht nor­mal­er­wei­se ein Win­kel­ried-Denk­mal von Fer­di­nand Schlöth. Nach 150 Jah­ren darf auch mal Pau­se sein, zwecks Re­no­va­ti­on

Tel-Denkmal Stans

Win­kel­ried Denk­mal in Stans
Darf ein Held mal Pau­se ma­chen?

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Da drin steht nor­mal­er­wei­se ein Win­kel­ried-Denk­mal von Fer­di­nand Schlöth. Nach 150 Jah­ren darf auch mal Pau­se sein, zwecks Re­no­va­ti­on

Das klas­si­sche Dra­ma «Wil­helm Tell» aus der Fe­der des deut­schen Dich­ters Fried­rich von Schil­ler, 1804 am Hof­thea­ter in Wei­mar ur­auf­ge­führt, ist zwei­fel­los die be­rühm­tes­te li­te­ra­ri­sche Be­ar­bei­tung des Stof­fes. Heu­te noch fin­den u.a. jähr­lich in In­ter­la­ken die Tell­spie­le statt, et­was sel­te­ner auch in Alt­dorf. Auch bei den Aus­land­schwei­zern ist die Tell-Tra­di­ti­on le­ben­dig. So wird z.B. in New Gla­rus, USA, je­des Jahr am ers­ten Sep­tem­ber­wo­ch­en­en­de das «Wil­helm-Tell-Fest» ge­fei­ert.

Tell steht stell­ver­tre­tend für die Eid­ge­nos­sen, er sieht den Ty­ran­nen­mord als ge­recht­fer­tigt an, wo der Des­pot in sei­ner Will­kür Un­mensch­li­ches for­dert.

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Wei­te­rer Hin­ter­grund

Aus Wil­helm Tell: Die Ge­schich­te der Frei­heit und Un­ab­hän­gig­keit der Schweiz

Durch die Er­öff­nung des Gott­hard­pas­ses am An­fang des 13. Jahr­hun­derts wur­de die Re­gi­on um die Wald­stät­te (heu­te Vier­wald­stät­ter­see) auch stra­te­gisch und wirt­schaft­lich in­ter­es­sant. Des­halb ver­stärk­ten die Habs­bur­ger ih­ren Be­sitz­an­spruch auf das Ge­biet rund um den Vier­wald­stät­ter­see. Sie schick­ten Vög­te ins Land wel­che die Ur­ner, Schwy­zer und Un­ter­wald­ner un­ter­drück­ten und mas­siv Steu­ern ab­kas­sier­ten. TOP Das lies­sen sich die auf­rech­ten Man­nen von Uri, Schwyz und Un­ter­wal­den nicht ta­ten­los bie­ten. Auf dem Rüt­li wur­de 1291 der Bund der Ur­kan­to­ne durch den Rüt­li­schwur be­sie­gelt. Un­ter Füh­rung von Wer­ner Stauff­acher aus Schwyz, Ar­nold Melch­tal aus Un­ter­wal­den und Wal­ter Fürst aus Uri ver­bin­den sich die drei Wald­städ­te, um die ge­walt­tä­ti­gen öster­rei­chi­schen Land­vög­te Gess­ler und Lan­den­berg zu ver­trei­ben…

So­weit die wahr­schein­li­chen Tat­sa­chen.

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Und heute?

Sowohl August-Re­den wie Par­tei-Slo­gans kön­nen heu­te His­to­rie und My­thos oft nicht aus­ein­an­der­hal­ten.