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Rahel Blocher übernimmt BaZ-Aktien

Moritz Suter ist als Ver­le­ger der «Bas­ler Zei­tung» ent­fernt wor­den. Er durf­te sich nicht ein­mal mehr per­sön­lich von der Re­dak­tion ver­ab­schie­den. Neu­er VR-Prä­si­dent soll Fi­lip­po Leu­ten­eg­ger wer­den.

Von Maurice Thiriet
BaZ Druckerei
Die Druckerei der BaZ. Der Basler Regierung liegt viel am Weiterbetrieb dieses Bereichs.
Foto: Keystone

Moritz Suter ist per so­fort auch auf dem Pa­pier nicht mehr Ver­le­ger der «Bas­ler Zei­tung». Ges­tern Abend um 17.51 Uhr in­for­mier­te er die An­ge­stell­ten per E-Mail dar­über, dass er sei­ne Ak­tien der BaZ Hol­ding AG nach 13 Mo­na­ten im Amt glei­chen­tags an Ra­hel Blo­cher ver­kauft ha­be. Gleich­zei­tig be­stä­tig­te Su­ter, dass er mit Ra­hel Blo­cher vor Amts­an­tritt eine Über­ein­kunft un­ter­zeich­net hat­te, wo­nach die­se die Ak­tien im Wert von 1 Mil­lion Fran­ken mit einer Kün­di­gungs­frist von sechs Mo­na­ten zu­rück­for­dern und um­ge­kehrt Su­ter die Ak­tien in­nert sechs Mo­na­ten zu­rück­ge­ben kön­ne. Wer die Hol­ding be­sitzt, der be­sitzt auch den Rest des Un­ter­neh­mens. Und das ist nun auch auf dem Pa­pier wie­der Chris­toph Blo­cher be­zie­hungs­wei­se des­sen Toch­ter Ra­hel.

Im E-Mail, das un­ter der Über­schrift «Per­sön­li­che In­for­ma­tion von Mo­ritz Su­ter» oh­ne Auto­ri­sie­rung der neu­en Be­sit­zer ver­sandt wur­de, stellt Mo­ritz Su­ter sei­nen Ab­gang als Rück­tritt dar. Weil «zwi­schen dem Dar­le­hens­ge­ber und mir zu­neh­mend grund­sätz­lich un­ter­schied­li­che Mei­nun­gen auf­ge­tre­ten sind, wie die BaZ-Grup­pe zu füh­ren ist», sei er «ge­zwun­gen ge­we­sen, von der Op­tion, die Ak­tien zu­rück­zu­ge­ben, Ge­brauch zu ma­chen». Wie der «Ta­ges-An­zei­ger» letz­te Wo­che be­rich­te­te (8.12.), ist die Dar­le­hens­ge­be­rin über Mit­tels­mann Mar­cel Os­pel eben­falls Chris­toph Blo­chers Toch­ter, wel­che von ih­rer Call-Op­tion im Sep­tem­ber Ge­brauch ge­macht hat­te.

Anruf bei der Regierung

Suter hat die Ak­tien al­so nicht aus frei­en Stüc­ken zu­rück­ge­ge­ben, son­dern war zur Rück­ga­be auf­ge­for­dert wor­den. Dies, nach­dem er mit­tels eige­nen In­ves­to­ren das Dar­le­hen ab­lö­sen und Ra­hel Blo­cher — und da­mit eben­so ih­ren Va­ter Chris­toph Blo­cher und Chef­re­dak­tor Mar­kus Somm — aus der BaZ hin­aus­drän­gen woll­te, was ihm trotz «in­ten­si­ven Ver­hand­lun­gen nicht ge­lun­gen» sei, wie er in sei­ner Mit­tei­lung schreibt.

Suter gab da­mit den von An­fang an aus­sichts­lo­sen Macht­kampf ge­gen Chris­toph Blo­cher als Strip­pen­zie­her hin­ter der BaZ ver­lo­ren. Er in­for­mier­te ges­tern den zu­stän­di­gen Bas­ler Re­gie­rungs­rat Chris­toph Brut­schin, Vor­ste­her des Wirt­schafts­de­par­te­ments, te­le­fo­nisch dar­über, dass er den Ver­le­ger­pos­ten räu­me.

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Kurz zu­vor hat­te der Ge­samt­re­gie­rungs­rat des Kan­tons Ba­sel-Stadt als Re­ak­tion auf die Be­richt­er­stat­tung der ver­gan­ge­nen Wo­che mit­tels Me­dien­mit­tei­lung die Of­fen­le­gung der Be­sitz­ver­hält­nis­se ver­langt. Die Bas­ler Re­gie­rung sorgt sich ins­be­son­de­re um den Druck­be­reich des Un­ter­neh­mens, der ge­mäss der seit län­ge­rem be­kann­ten Sa­nie­rungs­stra­te­gie von Chris­toph Blo­cher vom rest­li­chen Un­ter­neh­men ab­ge­spal­ten und ver­kauft oder li­qui­diert wer­den soll.

BaZ Druckerei

Rahel Blocher Die 35­Jäh­rige ist Teil­ha­be­rin, CEO und Ver­wal­tungs­rä­tin der In­vest­ment­fir­ma Rob­in­vest, de­ren VR-Prä­si­dium mit Chris­toph Blo­cher be­setzt ist.

Suter wurde Zutritt verweigert

In die Re­dak­tion der BaZ wur­de Su­ter, dem es ein of­fen­sicht­li­ches Be­dürf­nis war, sei­nen Ab­gang selbst zu kom­mu­ni­zie­ren, von den neu­en und al­ten Eigen­tü­mern der BaZ ges­tern Abend nicht mehr vor­ge­las­sen, wie es aus gut in­for­mier­ten Krei­sen heisst. Nach­dem er sei­ne Mit­tei­lung ab­ge­schickt hat­te, de­po­nier­te er sein Han­dy bei sei­ner Sek­re­tä­in und tauch­te ab. Su­ters Rol­le als Ver­wal­tungs­rats­prä­si­dent soll künf­tig der FDP-Na­tio­nal­rat Fi­lip­po Leu­ten­eg­ger ein­neh­men. Leu­ten­eg­ger wic­kel­te be­reits die Sa­nie­rung des Jean-Frey-Ver­lags ab, bei des­sen Ver­kauf an den deut­schen Axel-Sprin­ger Ver­lag die «Welt­wo­che» her­aus­ge­löst und an Ro­ger Köp­pel ver­kauft wur­de.

Christoph Blo­cher, der eine fi­nan­ziel­le Be­tei­li­gung an der «Bas­ler Zei­tung» stets be­strit­ten hat­te, woll­te sich ges­tern eben­so we­nig äus­sern wie Toch­ter Ra­hel und der als VR-Prä­si­dent ge­han­del­te Leu­ten­eg­ger. Die­ser ver­link­te aber über den Web­dienst Twit­ter kom­men­tar­los auf einen Ar­ti­kel der «Ta­ges­schau», der ihn als künf­ti­gen Ver­wal­tungs­rats­prä­si­den­ten nennt.


Leitartikel Seite 1
Kommentar Seite 2
BaZ zu Tettamanti 15.12.2011
BaZ: Christoph Blocher: «Ziel ist eine ‹Basler Zeitung nackt›» 29.10.2012
Landbote zu Tettamanti 22.04.2013
Kritik an Führung 16.12.2011
Blocher beschimpft FDP SonntagsZeitung 18.12.2011
Christoph Blocher — der Profi — über die Leistung von Blocher und Ebner 24.12.2011
Original Seiten als PDF: Christoph Blocher — der Profi 24.12.2011     Leserbriefe vom 28.12.2011
Blocher greift Nationalbank an mit gestohlenen Bankdaten: SonntagsZeitung 1.1.2012