Demokratie / Diktatur und Religion / Gottesstaaten
Staatsformen
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Monarchie:
Die üblich Staatsform im Europa des Mittelalters,
Adels-Hierarchie und Untertanen.
Heutige Monarchien sind in aller Regel
"konstitutionelle Monarchien",
d.h. der Monarch oder die Monarchin ist lediglich
repräsentatives Staatoberhaupt ohne
politische Macht.
Beim Adels-Stand handelt es sich meist um Erb-Adel,
der seine Legitimität häufig mit Gott
begründet
(von Gottes Gnaden).
Im Altertum wurden Könige eher gewählt
(z.B. altes Griechenland)
als durch Erbfolge bestimmt.
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Demokratie:
Die oberste politische Macht liegt beim Volk. Diese Form
entstand im alten Griechenland, als das Volk
mehr zu bestimmen begann, als nur den König zu wählen.
Die Demokratie kennt zwei Hauptgefahren:
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Unentschlossenheit und Unregierbarkeit,
wenn sich keine Mehrheiten finden.
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Diktatur der Mehrheit gegenüber Minderheiten
anstelle
von Lösungen für beide in Grenzen.
Aktuell leiden wir wohl an beidem.
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Republik:
Lateinisch "RES PUBLICA" heisst "die öffentliche Sache",
die römische Form einer vermeintlichen Demokratie.
Entscheidungen werden öffentlich gefällt und
bekannt gemacht.
Die Regeln für Entscheide und Bestellung der
Mandatsträger
sind auch öffentlich bekannt, unterlagen aber
oft geheimen Intrigen.
Auch davon hat die Schweiz einiges geerbt; auch bei uns
ist alles geheim, was öffentlich ist.
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Diktatur:
Die oberste politische Macht liegt bei einem
(in der Regel selbst ernannten)
Führer oder ideologischen Guru.
Dieser regiert streng und autoritär.
Gegner werden in der Regel verfolgt.
Das Recht wird nach den Wünschen des Potentaten
beliebig gebogen.
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Oligarchie:
Die oberste politische Macht liegt bei einer Clique,
deren Mitglieder die Macht unter sich nach
eigenem Gutdünken teilen. Es herrscht noch grössere
Intransparenz als bei der Diktatur;
im Übrigen sind die Verhältnisse oft ähnlich
wie in der Diktatur.
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Theokratie:
Das sind Gottesstaaten,
d.h. eine Diktatur oder Oligarchie,
die sich auf religiöse Regeln beruft.
Oftmals sieht sich da eine Leitfigur als
Gott (z.B. im alten Ägypten)
oder als Stellvertreter einer Gottheit.
Wenn sich ein Gottesstaat "Demokratie" nennt,
fehlt diese personifizierte, göttliche
Leitfigur zwar, aber die Regeln einer Religion
werden zum unerbittlichen Gesetz,
das mit brutaler Härte durchgesetzt wird.
Dabei geht es nicht einmal um eine Kritik
der entsprechenden religiösen Regeln.
Die mögen gut oder schlecht sein. Aber sie
zum weltlichen Gesetz zu machen endet immer
in der Anmassung, im Quälen und Foltern
von anders denkenden Menschen.
Und das wiederum ist eigentlich in jeder Religion
"Blasphemie".
So waren die mittelalterlichen
Staatswesen Europas
zwar Monarchien, aber sie unterstanden dennoch
der Obrigkeit der Kirche, welche die Verbrennung
von Ketzern und Hexen verlangte, oder auch die
Exkommunikation eines Kaisers.
Heutige Gottesstaaten haben vielfältige
Formen. Die meisten nennen sich aber Demokratien
und organisieren Wahlen (mit vorgeschriebenem
Resultat).
Beispiele der verschiedenen Formen sind Iran,
Israël und
der Vatikan, wobei letzterer der einzige ist, der
ehrlich zugibt, keine Demokratie zu sein,
sondern ein hierarchisches Gebilde.
Aber auch die Vorstellungen europäischer
evangelikaler
Kreise oder amerikanischer Kreationisten
müssten
eindeutig im Gottesstaat enden.
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Monetokratie:
Hier ist einfach die alles beherrschende Ideologie
oder Gottheit durch Geld ersetzt. Das ändert wenig.
Sichbar wird es daran, dass nur Reiche in Ämter
gewählt werden,
dass Recht erhält nicht wer Recht hat, sondern
wer sich Recht kaufen kann, dass Justiz ein
riesen Geschäft ist.
Oft gipfelt es darin, dass auch ein kleiner
Gewinn mehr zählt als Menschenleben.
Die Angaben der einzelnen Staaten über ihre eigene
Staatsform sind meist wenig genau.
So ist mir kein Staat bekannt, der offen zugibt,
eine Diktatur zu sein, auch wenn dies
offensichtlich ist.
Einige Vergleiche
Was ist denn der Unterschied zwischen einer
Diktatur vom Schlage Nordkoreas und
einem Gottesstaat wie Iran.
An beiden Orten werden Menschen
mit harter Hand bestraft, gefoltert und oft umgebracht,
wenn sie ihre Herrscher nicht bejubeln, sondern
Kritik üben, genau wie bei gewissen römischen Kaisern
oder — als schlimmste Form —
unter dem Hitler-Regime.
Gerade da hat sich deutlich gezeigt,
wozu Menschen im Umgang mit anderen Menschen
fähig sind, wenn sie meinen,
für Ordnung sorgen zu müssen.
Für die Betroffenen spielt es keine Rolle,
ob der Grund dazu religiöse Wahnvorstellungen,
eine Ideologie oder ein
gekränkter oder verrückter Herrscher ist.
Oftmals treffen die Gründe in Kombination zu.
Ausgrenzung ist Ausgrenzung und Folter bleibt Folter.
Nur eine Regierung, die mit Kritik umgehen kann,
und welche ungerechtfertigte Kritik als solche
deklarieren und wegstecken kann, ist eine gute Regierung.
Nur eine Staatsform, die Leute braucht, die selber
(manchmal auch falsch) denken hat eine Zukunft.
Wie schon immer, repressive Staaten verfolgen
ihre Bürger,
die selber denken (das sind dann "Intellektuelle"),
und missbrauchen die andern.
Im kleinen kennen wir ähnliche Formen in der Wirtschaft:
Patrons, die Mitarbeiter brauchen, und solche die
nur auszunützende Arbeitsmaschinen brauchen.
Und wir alle haben im Vergleich unserer "zivilisierten"
Staaten festgestellt, dass Gesetze mit zu drakonischen
Strafen die allgemeine Kriminalität
nicht senken, sondern erhöhen.