Eine zweite Röhre zum Gotthard-Strassentunnel?

2. Röhre Nein

Budesverfassung: Alpenschutz — Revision des bestehenden Tunnels

Der von Volk und Stän­den an­ge­nom­me­ne Al­pen­schutz-Ar­ti­kel in der Bun­des­ver­fas­sung ver­bie­tet, die Ka­pa­zi­tä­ten für den al­pen­que­ren­den Mo­tor­fahr­zeug­ver­kehr zu er­hö­hen.

Der be­ste­hen­de Stras­sen­tun­nel ist in die Jah­re ge­kom­men und be­nö­tigt Un­ter­halts­ar­bei­ten. Wie drin­gend die­se sind, ist of­fen­bar nicht so rich­tig klar. Klar ist le­dig­lich, Un­ter­halts­ar­bei­ten sind oft schwie­rig aus­zu­füh­ren, wenn der Tun­nel in Be­trieb ist. Und eine Voll­sper­rung über län­ge­re Zeit wirft Prob­le­me und Fra­gen auf.

Grün­de für den not­wen­di­gen Un­ter­halt gibt es mehr­er­e, so z.B. eine in­zwi­schen stark ab­ge­fah­re­ne Fahr­bahn, im­mer grös­se­re, schwe­re­re und hö­he­re Last­wa­gen, Schä­den aus Un­fäl­len und Brän­den. Aber es gibt auch Bau­sün­den aus der Zeit der Er­stel­lung, z.B. zu klein di­men­sio­nier­te Ab­luft­ka­nä­le.

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Lösungen

Ur­sprüng­lich gin­gen die Pla­ner von einer To­tal­sa­nie­rung aus, die eine Voll­sper­rung des Tun­nels über meh­re­re Mo­na­te be­dingt, und die recht bald zu er­fol­gen hät­te. Eine Voll­sper­rung über Mo­na­te hin­weg ist aber kaum mehr rea­lis­tisch. Als mög­li­che Va­ri­an­ten wur­den nur zwei ge­nannt

  1. Das «Zwei-Röh­ren-Kon­zept» (ZRK): Es wird eine zwei­te Röh­re ge­baut, mit 2 Fahr­spu­ren, pa­ral­lel zum al­ten Tun­nel. Wäh­rend der Re­vi­si­on des al­ten Tun­nels wird der Ver­kehr durch den neu­en Tun­nel ge­lei­tet. Die Re­vi­si­on er­folgt an einem Stück, oh­ne Un­ter­bre­chung. Da­nach ist in je­dem Tun­nel eine Spur für eine Fahr­rich­tung ge­öff­net. Die an­de­re Spur ist ge­sperrt und wird als Pan­nen­strei­fen ge­nutzt.
  2. Die Re­vi­si­on wird in meh­re­ren Etap­pen je­weils über die Som­mer­mo­na­te durch ge­führt, wenn die Pass­stras­se of­fen ist. Zu­sätz­lich wur­de eine Möh­lich­keit er­wähnt, even­tu­ell wie­der einen Bahn­ver­lad zwi­schen Gö­sche­nen und Airo­lo ein­zu­rich­ten, wie er vor der In­be­trieb­nah­me des al­ten Tun­nels be­stand. (Hier­zu zeig­ten al­ler­dings die SBB we­nig In­ter­es­se.)

Ob­wohl der Bun­des­rat an­fäng­lich Be­den­ken hat­te, eine wei­te­re Röh­re zu bau­en, wur­de bald nur noch Va­ri­an­te (a) wei­ter ver­folgt. Be­den­ken, dass dar­aus bald vier vol­le Fahr­spu­ren wer­den wür­den, wur­den kon­se­quent in den Wind ge­schla­gen. Es wur­de uns so­gar vor­ge­täuscht, dass das we­gen des Al­pen­schutz­ar­ti­kels in der Ver­fas­sung gar nicht mög­lich sei. Auch die enorm höhe­ren Kos­ten der Va­ri­an­te (a) wur­den von Re­gie­rung und Par­la­ment, die doch über­all spa­ren wol­len, nie in die Waag­scha­le ge­wor­fen. Auch wur­den kei­ne wei­te­ren Va­ri­an­ten ge­sucht, z.B. per Ideen-Wett­be­werb. Der Ver­dacht liegt na­he, dass da Tun­nel­bau­fir­men via Lob­by­isten Druck auf­ge­setzt hät­ten.

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Ständerat Filippo Lombardi

Der um­trie­bi­ge Tes­si­ner Stän­de­rat wirbt — wie er sel­ber sagt — seit 20 Jah­re für die 2. Röh­re. Da­bei hat die Ex-Fir­ma sei­nes Va­ter schon bei der ers­ten Stras­sen­röh­re mit­ver­dient, und jetzt ist sie be­reits in der Pla­nungs­pha­se wie­der da­bei. Viel­leicht ist es eher Lom­bar­di, der die Röh­re braucht, gar nicht der Tes­sin?

Siehe Be­richt im «20 Mi­nu­ten»: ➔ «20 Minuten» www.zumkuckucksei.net/Politik/realpol/20m-2016-01-18-lom.html «20 Mi­nu­ten» vom 18. Jan. 2016.

Veränderte Bedingungen

1. Dinglichkeit

Inzwischen ha­ben sich sehr vie­le Be­din­gun­gen ver­än­dert, al­len vor­an die Dring­lich­keit. Vor einem hal­ben stell­te das fe­der­füh­ren­de Bun­des­amt für Stras­sen (ASTRA) fest, dass es kei­ne Not­wen­dig­keit für eine din­gen­de To­tal­sa­nie­rung ge­be. Mit klei­ne­ren Teil­sa­nie­run­gen kön­ne der Tun­nel noch mehr als 20 Jah­re si­cher be­trie­ben wer­den.

2. NEAT

Gleichzeitig wurde bekannt, dass der neue Gotthard-Basistunnel der Bahn im Juni 2016 in Betrieb genommen wird und dass der sogenannte 4-Meter-Korridor rechtzeitig verfügbar sei für den Verlad der Lastwagen mit 4 Metern Eckhöhe von Basel bis Chiasso. Sowohl der NEAT-Tunnel wie der Korridor wurden mit Milliarden von Steuergeldern gebaut, weil versprochen wurde, den alpenquerenden Schwerverkehr auf die Schiene zu brigen. Und jetzt schei­nen sich die SBB zu sper­ren, die­sen Ver­lad zu rea­li­sie­ren. Da­bei bö­te doch die Sper­rung des Stas­sen­tun­nels eine will­kom­me­ne Pro­mo­ti­ons­ak­ti­on für den Bahn­ver­lad der Last­wa­gen.

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3. Unwahre Behauptungen zum Alpenschutz

Zwar ist in der Schweiz die Ver­fas­sung das höch­ste Ge­setz. Aber da­rin steht auch, dass die Ge­rich­te (auch das Bun­des­ge­richt) die der Ver­fas­sung un­ter­stell­ten Bun­des­ge­set­ze zwin­gend an­wen­den müs­sen, auch wenn die­se ge­gen die Ver­fas­sung ver­stos­sen, und auch wenn das Bun­des­ge­richt einen sol­chen Ver­stoss fest­stellt.

Das be­deu­tet, wenn ein ein­zel­ner Par­la­men­ta­ri­er vor­schlägt, das ent­spre­chen­den Bun­des­ge­setz zu än­dern und den vier­spu­ri­gen Be­trieb zu er­lau­ben, dann muss nur das Par­la­ment zu­stim­men und der Mist ist ge­führt. Wer will, wenn die vier Spu­ren ge­baut sind, de­ren Nut­zung ver­hin­dern?

Und wenn die Be­völ­ke­rung dar­über ab­stim­men will, muss sie da­für zu­erst wie­der Un­ter­schrif­ten sam­meln, um eine Re­fe­ren­dums­ab­stim­mung zu er­zwin­gen. Nur die Ver­fas­sungs­än­de­rung bräch­te zwin­gend eine Volks­ab­stim­mung; die Ver­fas­sungs­än­de­rung braucht es aber nicht!

Transithölle
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Dokumentation

grazie grazie