Politische Parteien der Schweiz

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Allgemeine Entwicklung

Die po­li­ti­schen Wur­zeln der Schwei­zer Po­li­tik lie­gen im Frei­sinn. Das po­li­ti­sche Spek­trum der Schweiz nach ih­rer Kon­sti­tuie­rung als mo­der­ner Bun­des­staat 1848 war ge­prägt von den bei­den Bür­ger­kriegs­par­tei­en des vor­ang­e­gan­ge­nen Son­der­bunds­kriegs: den sieg­rei­chen li­be­ra­len Kan­to­nen einer­seits und den un­ter­le­ge­nen ka­tho­lisch-kon­ser­va­ti­ven Kan­to­nen an­de­rer­seits. Die li­be­ra­le Frak­tion (die spä­te­re Frei­sin­nig-De­mo­kra­tische Par­tei) stell­te die ab­so­lu­te Mehr­heit der Ver­ei­nig­ten Bun­des­ver­samm­lung und den ge­sam­ten Bun­des­rat. Ge­gen En­de des 19. Jahr­hun­derts be­gann der Pro­zess der Ein­bin­dung TOP der ka­tho­lisch-kon­ser­va­ti­ven (und spä­ter auch der so­zial­de­mo­kra­ti­schen) Kräf­te in das Re­gie­rungs­sys­tem. Ein Mark­stein in die­ser Ent­wick­lung war auch die Ein­füh­rung des Pro­porz­wahl­rechts bei der Be­stel­lung des Na­tio­nal­rats. Da­durch wur­de nicht nur die Vor­macht­stel­lung der Frei­sin­ni­gen mehr und mehr in Fra­ge ge­stellt; auch in­ner­halb des Frei­sinns ver­schärf­ten sich die Span­nun­gen. Der Ge­gen­satz zwi­schen Stadt und Land so­wie Kon­flik­te zwi­schen Bauern­stand und Klein­ge­wer­be einer­seits und Gross­un­ter­neh­mer­tum an­de­rer­seits führ­ten in ver­schie­de­nen Kan­to­nen zu Ab­spal­tun­gen und Par­tei­neu­grün­dun­gen.

Hier eine in­te173;res­san­te Zu­sam­men­stel­lung auf Wi­ki­pe­dia (eng­lisch) über die ak­tuel­le Land­schaft der
Schwei­zer Par­tei­en
(http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_political_parties_in_Switzerland). (Wikipedia: en).
Oder et­was an­ders dar­ge­stellt auf
deutsch

(http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_politischen_Parteien_in_der_Schweiz#In_der_Bundesversammlung_vertretene_Parteien).
(Wikipedia: de).

Druckversuche

Zu Be­ginn der mo­der­nen Schweiz an­no 1848 war of­fen­bar die gröss­te Sor­ge, dass der Va­ti­kan sei­nen Ein­fluss auf die schwei­ze­ri­sche Po­li­tik gel­tend ma­che, in­dem er Ka­tho­li­sche Bür­ger oder Grup­pie­run­gen via Geist­lich­keit be­ein­flus­se. Aus die­sem Grun­de ver­bie­tet die Bun­des­ver­fas­sung jeg­li­che Ein­fluss­nah­me von aus­sen und galt bis weit ins 20. Jahr­hun­dert eine Un­wähl­bar­keits-Klau­sel für Geist­li­che in ver­schie­de­ne Äm­ter. Nach den Er­fah­run­gen in den Son­der­bunds­krie­gen wa­ren die ton­an­ge­ben­den frei­sin­ni­gen Leu­te sicht­lich be­dacht, die­sen Ein­fluss nach­hal­tig zu un­ter­bind­en.

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Heu­te be­schäf­ti­gen ganz an­de­re Ge­fah­ren der Be­ein­flus­sung so­wohl die Be­völ­ke­rung als auch vie­le Par­la­men­ta­rier. Wie in je­dem Land hat sich rund um die Par­la­men­te ein Rie­sen­tross von Ein­flüs­te­rern (Lobby­isten) ge­bil­det, die aus Über­zeu­gung oder ge­gen Geld die Mei­nun­gen und das Ab­stim­mungs­ver­hal­ten der Man­dats­trä­ger zu be­ein­flus­sen ver­su­chen. Ein Stück weit kön­nen Par­tei­en resp. Frak­tio­nen dem Ein­zel­nen hel­fen, die Ar­gu­men­te un­ter dem Blick­win­kel der eige­nen Über­zeu­gun­gen zu durch­leuch­ten. Aber auch die­se sind der­sel­ben Ge­fahr aus­ge­setzt. Von da­her ge­se­hen wä­re es wohl sinn­voll, we­nigs­tens trans­pa­rent zu ma­chen, wo­her die grös­se­ren Wahl­spen­den kom­men.

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Aber da­mit nicht ge­nug, klei­ne Län­der wie die Schweiz kom­men im­mer mehr un­ter Druck von aus­sen. Gros­se Wirt­schafts­mäch­te (wie USA, Chi­na, EU, …) kön­nen Hand­els­re­geln dik­tie­ren, ohne dass wir viel da­ge­gen aus­rich­ten kön­nen. Wenn es da­bei nur um Fair­ness im Han­del geht, ist das ja we­ni­ger ein Prob­lem; aber oft ha­ben die­se Mäch­te eher den Eigen­nutz im Sinn.

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Noch dra­ma­ti­scher wird der Druck der gros­sen mul­ti­na­tio­na­len Ge­sell­schaf­ten. Sie kön­nen echt mit ih­rer Wirt­schafts­macht na­tio­na­le Re­gie­run­gen aus­he­beln. Ge­set­ze, die die­sem Fak­tor Gren­zen so set­zen, dass es für Ge­sell­schaf­ten inter­es­sant wird, die Ge­set­ze ein­zu­hal­ten, sind noch nicht ge­fun­den. Zur Zeit sind sol­che Ge­set­ze häu­fig eher ein Eigen­goal für die na­tio­na­le Wirt­schaft.

Transparenz & Organisation

In der Schweiz gibt es vor­läu­fig kein «Par­tei­en-Ge­setz» noch ein Par­tei­en-Fi­nan­zie­rungs­ge­setz. Vom Ge­setz her ge­se­hen sind Par­tei­en schlicht «Vereine». Die ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten sind da­her für eine Schwei­ze­ri­sche Par­tei ge­nau gleich wie für einen Dorf-Jass-Club, für den es wirk­lich nur ganz we­ni­ge Vor­schrif­ten braucht: z.B. braucht es einen ge­wähl­ten Prä­si­den­ten, einen Ak­tuar und eine jähr­li­che Ge­ne­ral­ver­samm­lung. Be­din­gun­gen über Mit­glied­schaft, Auf­nah­men, Aus­schlüs­se und Bei­trä­ge sind in den Ver­eins­sta­tu­ten ge­re­gelt.

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Die in­ne­re Or­ga­ni­sa­tion der Par­tei­en ist da­her auch nur durch die Sat­zun­gen be­stimmt. So gibt es meh­re­re Or­ga­ni­sa­tions­for­men bei Schwei­zer Par­tei­en (Bun­des­ebe­ne), z.B.:

Die Fol­ge einer sol­chen Or­ga­ni­sa­tion war zum Bei­spiel für die ers­te hier ge­schil­der­te Form: Die SVP konn­te Frau Wid­mer-Schlumpf nach ih­rer Wahl in der Bun­des­rat nicht aus­schlies­sen. Und weil die Kan­to­nal­par­tei sie nicht aus­schloss, blieb ihr nur, die gan­ze Bünd­ner Kan­to­nal­par­tei aus­zu­schlies­sen.
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Es gibt aber noch an­de­re Fol­gen der Tat­sa­che, dass Par­tei­en ge­setz­lich Ver­ei­ne sind. So stö­ren sich im­mer mehr Bür­ger da­ran, dass nicht klar ist, wer (und mit wel­cher Ab­sicht) wie stark wel­che po­li­ti­sche Ak­tion (Par­tei­en, Wah­len, Ab­stim­mungs­kämp­fe, …) fi­nan­ziell un­ter­stützt. Wie wir ge­ra­de auch aus der ame­ri­ka­ni­schen Po­li­tik wis­sen, sind die­se Fi­nan­zen im­mer grös­ser, im­mer mehr In­ter­es­sen ge­bun­den (weil Pro­fit ver­spre­chend) und im­mer häu­fi­ger Match-ent­schei­dend.

Als ab­schrec­ken­des Bei­spiel einer gros­sen Or­ga­ni­sa­tion, die ab­so­lut nicht trans­pa­rent sein will und zur Zeit einen dies­be­züg­lich äus­serst schlech­ten Ruf hat, ist die FIFA. Sie un­ter­steht wie die Par­tei­en auch nur dem Ge­setz über die Ver­ei­ne.


Parteien-Liste

next top FDP — Freisinnig Demokratische Partei
(seit 1848)
Die freisinnig demokratische Parte der Schweiz ver­steht sich als Wirt­schafts-Par­tei.
Die FDP gilt als die staats­tra­gen­de Par­tei in der Schweiz, weil sie in der zwei­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts durch ihre da­ma­li­ge Macht­fül­le die Schweiz mass­geb­lich form­te. Im Bun­des­rat ist die Par­tei (bzw. ihre Vor­gän­ger­grup­pie­rung) seit 1848 un­un­ter­bro­chen ver­tre­ten. TOP Zwi­schen 1848 und 1891 ge­hör­ten al­le 7 Bun­des­rä­te der frei­sin­ni­gen Be­we­gung an. Seit­her re­gier­te sie in Koa­li­tions- oder Kon­kor­danz­re­gie­run­gen. Bis heu­te stell­te die Par­tei ins­ge­samt 67 Bun­des­rä­te und so­mit über drei mal mehr als je­de and­e­re Par­tei der Schweiz. Die FDP gab der Schweiz mit Eli­sa­beth Kopp die ers­te Bun­des­rä­tin (1984-1989) und mit Anne­marie Hu­ber-Hotz die ers­te Bun­des­kanz­le­rin (2000-2007).
Wichtigstes politisches An­lie­gen der FDP war die Ver­tei­di­gung der ne­ga­ti­ven Frei­hei­ten. Als li­be­ra­le Par­tei war sie über­zeugt, dass eine frei­heit­li­che Ge­sell­schafts- und Wirt­schafts­ord­nung einer Ord­nung mit einem star­ken, um­ver­tei­len­den und re­gu­lie­ren­den Staat im Hinb­lick auf die öf­fent­li­che Wohl­fahrt und Pro­spe­ri­tät über­le­gen war.
Die FDP-Liberale Frak­tion der Bun­des­ver­samm­lung be­stand 2008 aus 35 Na­tio­nal­rä­ten und 12 Stän­de­rä­ten und ver­trat einen Wäh­ler­an­teil von 17.8%. Von den 47 Par­la­ments­man­da­ten hat­te die FDP 31 Sit­ze im Na­tio­nal­rat und 12 Sit­ze im Stän­de­rat; die LPS hat­te 4 Sit­ze im Na­tio­nal­rat. Zur FDP-Li­be­ra­len Frak­tion ge­hör­ten 8 Na­tio­nal­rä­tin­nen und 3 Stän­de­rä­tin­nen an (Frauen­an­teil 22.9%), im Frak­tions­prä­si­dium gab es eine Frauen­mehr­heit (drei von vier). Auf Ba­sis der glei­chen li­be­ra­len Grund­über­zeu­gung wur­de 2003 die ge­mein­sa­me Bun­des­haus­frak­tion der FDP Schweiz und der Li­be­ra­len Par­tei der Schweiz kon­sti­tuiert, zwei Jah­re spä­ter grün­de­ten bei­de Par­tei­en ih­ren Par­tei­ver­bund, die "Union der Frei­sin­ni­gen und Li­be­ra­len".
Die Politik der FDP orien­tier­te sich in der Le­gis­la­tur­pe­rio­de 2004-2007 an ih­rem The­sen­pa­pier "Die 7 frei­sin­nig-li­be­ra­len Prio­ri­tä­ten 2004-2007". Die­se Prio­ri­tä­ten um­fass­ten die Be­sei­ti­gung von wirt­schafts­hem­men­den Re­gu­lie­run­gen zur Si­che­rung von Ar­beits­plät­zen, die Stär­kung des Bil­dungs- und For­schungs­sek­tors, die Ver­tei­di­gung der in­di­vi­duel­len Frei­heit, eine aus­ge­wo­ge­ne — das heisst eine am Mo­ne­ta­ris­mus orien­tier­te — Fi­nanz- und Steuer­poli­tik, eine Si­che­rung der Ren­ten und des Ge­sund­heits­sys­tems durch Sta­bi­li­sie­rung der Kos­ten und Be­kämp­fung des So­zial­miss­brauchs, die Durch­füh­rung einer pa­ral­le­len Re­gie­rungs- und Ver­wal­tungs­re­form so­wie eine star­ke Si­cher­heits­po­li­tik und Ar­mee im Sin­ne der Ar­mee­re­form XXI.
next top LPS — Liberale Partei der Schweiz
(1913-2008)
Ihre Ursprünge liegen bei den Li­be­ra­len oder Li­be­ral­kon­ser­va­ti­ven des 19. Jahr­hun­derts, wel­che stark föde­ra­lis­ti­sche Po­si­tio­nen ver­tra­ten. Die­se wa­ren Teil der Re­ge­ne­ra­tions­be­we­gung zwi­schen 1830 und 1848 und po­si­tio­nier­ten sich dann im neu­en Par­la­ment im Zen­trum. In den meis­ten Kan­to­nen gin­gen sie in den Frei­sin­ni­gen auf, die 1894 die schwei­ze­ri­sche Frei­sin­nig-De­mo­kra­ti­sche Par­tei grün­de­ten. In den re­for­mier­ten Kan­to­nen der fran­zö­sisch­spra­chi­gen Schweiz (Genf, Waadt und Neu­en­burg) und in Ba­sel-Stadt blie­ben sie ei­gen­stän­dig und grün­de­ten 1893 die li­be­ral-de­mo­kra­ti­sche Frak­tion im Na­tio­nal­rat, die da­mals 13 Mit­glie­der zähl­te, und 1913 die Li­be­ra­le Par­tei der Schweiz.
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Die LPS und FDP deklarierten am 25. Ok­to­ber 2008 an einem ge­mein­sa­men Par­tei­tag in Bern ih­re Fu­sion auf na­tio­na­ler Ebe­ne und grün­de­ten per an­fangs 2009 eine neue schwei­ze­ri­sche li­be­ra­le Par­tei. Die neue Par­tei trägt den Na­men «FDP - Die Li­be­ra­len» / «PLR - Les Li­bé­raux-Ra­di­caux» / «PLR - I Li­be­ra­li» / «PLD - Ils Li­be­rals».
next top CVP — Christlichdemokratische Volkspartei
(seit 1970)
Die CVP ist eine christ­demo­kra­ti­sche Par­tei mit einem brei­ten Spekt­rum, das von links der Mit­te bis zur kon­ser­va­ti­ven Rech­ten reicht. Auf euro­päi­scher Ebe­ne ist sie as­so­zi­ier­tes Mit­glied der Euro­päi­schen Volks­par­tei. Die CVP ist seit 1891 (da­mals noch KK) durch­ge­hend in der schwei­ze­ri­schen Lan­des­re­gie­rung, d.h. im Bun­des­rat, ver­tre­ten.
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1970 entschied sich schliess­lich die Ka­tho­lisch-Kon­ser­va­ti­ve Par­tei für den heu­ti­gen Na­men «Christ­lich­de­mo­kra­ti­sche Volks­par­tei». In den fol­gen­den Jahr­zehn­ten konn­te die CVP ih­ren Stim­men­an­teil hal­ten, al­ler­dings be­rei­te­te ihr die Auf­lö­sung des ka­tho­li­schen Mi­lieus, einst eini­gen­de Klam­mer der Par­tei, zu­neh­mend Pro­ble­me. Die Ab­nah­me der Stamm­wäh­ler­schaft und die un­ein­heit­li­chen Po­si­tio­nen ver­schie­de­ner Po­li­ti­ker führ­ten ab 1980 zu einer Se­rie von sechs Nied­er­la­gen bei eid­ge­nös­si­schen Wah­len. Be­son­ders in den 1990er- und frü­hen 2000er-Jah­ren wan­der­ten vie­le kon­ser­va­ti­ve Wäh­ler aus den länd­li­chen Stamm­lan­den zur SVP ab.
Die CVP be­zeich­net sich in ih­rem Par­tei­pro­gramm als li­be­ral-so­zial, wo­bei sie im Sin­ne der so­ge­nann­ten so­zia­len Markt­wirt­schaft li­be­ra­le Grund­sät­ze mit der Ge­währ­leis­tung von so­zia­len Grund­rech­ten ver­bin­den will. Die Ex­pan­sion der Par­tei in die re­for­mier­ten Kan­to­ne, in de­nen die CVP eine aus ih­rer Sicht so­zia­le und li­be­ra­le Po­li­tik be­treibt, steht der tra­di­tio­nel­len Rol­le der CVP als staats­tra­gen­de Par­tei in den ka­tho­li­schen Stamm­lan­den (Zen­tral­schweiz, Wal­lis, Tes­sin) ge­gen­über; dort be­steht die Wäh­ler­ba­sis noch im­mer aus eher kon­ser­va­ti­ven Bür­gern. Ein wei­te­rer Grund ist die Do­mi­nanz der Par­tei in den Stamm­lan­den — im Kan­ton Lu­zern stell­te sie bis ins Jahr 2005 drei von fünf Mit­glie­dern der Re­gie­rung, im Wal­lis ist es im­mer noch so —, was zu einem Kon­sens­kurs zwingt.
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Tei­le des so­zia­len Flü­gels ha­ben sich En­de der 1980er-, An­fang der 1990er-Jah­re wie­der von der CVP ge­löst, da sie ihre In­ter­es­sen in der ge­mein­sa­men Par­tei zu we­nig ver­tre­ten sa­hen. Die Mit­te-links po­li­ti­sie­ren­de Christ­lich­so­zia­le Par­tei der Schweiz wur­de re­ak­ti­viert. Im Zu­ge der EWR-Ab­stim­mung, bei der die CVP sich für eine EWR-Teil­nah­me aus­sprach, grün­de­ten ka­tho­lisch-fun­da­men­ta­lis­ti­sche Krei­se im Jahr 1992 die ul­tra­kon­ser­va­tiv-na­tio­na­lis­ti­sche Ka­tho­li­sche Volks­par­tei (KVP), die aber an­ge­sichts ih­res sek­tie­re­ri­schen Kur­ses eine Split­ter­grup­pe blieb.
next top KK — Katholisch-Konservative Partei
(1840/74-1970)
Im Gast­haus Röss­li in Rus­wil unt­er­zeich­ne­ten Ver­tre­ter einer kon­ser­va­ti­ven Volks­be­we­gung 1840 un­ter Bauern­füh­rer Jo­sef Leu von Eber­sol die Rus­wi­ler Er­klä­rung, die sich ge­gen den li­be­ra­len Zeit­geist wand­te. We­nig spä­ter wur­de im sel­ben Wirts­haus der Rus­wi­ler Ve­rein ge­grün­det, aus dem spä­ter die Ka­tho­lisch-Kon­ser­va­ti­ve Par­tei wur­de, die im ge­sam­ten 19. Jahr­hun­dert im Kul­tur­kampf eine kir­chen­freund­li­che und in der na­tio­nal-staat­li­chen Fra­ge eine fö­de­ra­lis­ti­sche Hal­tung ein­nahm, und sich da­mit in deut­li­chem Ge­gen­satz zur li­be­ra­len Mehr­heit im 1848 ge­grün­de­ten Bun­des­staat be­fand. In Ge­gen­satz zur La­ge im Ge­samt­staat do­mi­nier­ten die Ka­tho­lisch-Kon­ser­va­ti­ven die Po­li­tik in den TOP länd­lich-ka­tho­li­schen Kan­to­nen der In­ner­schweiz, im Wal­lis und im Kan­ton Frei­burg, wäh­rend sie sich im Tes­sin einen lang­wie­ri­gen Macht­kampf mit den Li­be­ra­len lie­fer­ten. Wie die Li­be­ra­len be­sas­sen die Ka­tho­lisch-Kon­ser­va­ti­ven we­der ein for­mel­les Or­ga­ni­sa­tions­sta­tut noch ein Pro­gramm. 1882 er­folg­te die of­fi­ziel­le Grün­dung der Frak­tion. Die Grün­dungs­ver­su­che einer na­tio­nal­en Par­tei (1874 As­so­cia­tion con­ser­va­tri­ce suis­se, 1881 Kon­ser­va­ti­ve Union, 1894 Ka­tho­li­sche Volks­par­tei) schei­ter­ten je­doch jahr­zehn­te­lang an der fö­de­ra­lis­ti­schen Struk­tur der Schweiz und den Dif­fe­ren­zen im ka­tho­lisch-kon­ser­va­ti­ven La­ger.
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Der Pro­zess der Ein­bin­dung der Ka­tho­lisch-Kon­ser­va­ti­ven in den li­be­ra­len Bun­des­staat be­gann En­de des 19. Jahr­hun­derts. Nach meh­re­ren Ab­stim­mungs­sie­gen der Ka­tho­lisch-Kon­ser­va­ti­ven, die sie in un­ter­schied­li­chen Al­lian­zen er­run­gen hat­ten, er­kann­ten die Li­be­ra­len und Ra­di­ka­len, dass sich ih­re Iso­lie­rungs­po­li­tik nicht mehr auf­recht hal­ten liess. Aus­ser­dem be­vor­zug­ten sie mit dem Er­star­ken der So­zial­de­mo­kra­tie einen Schul­ter­schluss der bür­ger­li­chen Kräf­te. Am 17. De­zem­ber 1891 wur­de schliess­lich mit Josef Zemp zum ers­ten Mal ein Ka­tho­lisch-Kon­ser­va­ti­ver in den Bun­des­rat ge­wählt. Eine wei­te­re wich­ti­ge Ent­wick­lung der Jahr­hun­dert­wen­de war, dass ne­ben dem tra­di­tio­nel­len länd­lich-ka­tho­li­schen Flü­gel ein christ­lich­so­zia­ler Ar­beit­neh­mer­flü­gel ent­stand, der be­son­ders viel Un­ter­stüt­zung bei Ka­tho­li­ken fand, die in pro­tes­tan­ti­sche Kan­to­ne aus­ge­wan­dert wa­ren, in de­nen sich die Par­tei so­mit erst­mals etab­lie­ren konn­te.
next top KVP — Schweizerische Konservative Volkspartei
(seit 1912)
Im Jahr 1912 wurde die Schwei­ze­ri­sche Kon­ser­va­ti­ve Volks­par­tei (KVP) ge­grün­det, die Ka­tho­lisch-Kon­ser­va­ti­ven wa­ren da­mit erst­mals in einer for­mel­len ge­samt­schwei­ze­ri­schen Or­ga­ni­sa­tion ver­bun­den, die 1919 einen zwei­ten Sitz im Bun­des­rat er­hielt. In der Zwi­schen­kriegs­zeit fan­den in­ner­halb der Ka­tho­lisch-Kon­ser­va­ti­ven Par­tei zeit­wei­se Mo­del­le einer "auto­ri­tä­ren De­mo­kra­tie" bis hin zu Stän­de­staats­ge­dan­ken eine ge­wis­se Un­ter­stüt­zung. Der Hö­he­punkt die­ser Ten­denz war die sog. Re­vi­sions­ini­tia­ti­ve, wel­che von Tei­len der Ka­tho­lisch-Kon­ser­va­ti­ven ge­mein­sam mit den rechts­ex­tre­men Fron­ten lan­ciert wur­de. Nach der deut­li­chen Ab­leh­nung die­ses Be­geh­rens in der Volks­ab­stim­mung 1935 ebb­te die kor­po­ra­tis­ti­sche Be­we­gung wie­der ab.
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Ge­tra­gen vom po­li­ti­schen Kli­ma der Nach­kriegs­zeit er­leb­ten die Kon­ser­va­ti­ven in den 1950er-Jah­ren einen Hö­he­punkt: Sie stell­te die gröss­te Par­la­ments­de­le­ga­tion ih­rer Ge­schich­te, und von 1954 bis 1958 be­leg­te die Par­tei einen drit­ten Sitz im Bun­des­rat, den sie al­ler­dings im Zu­ge der Ein­bin­dung der So­zial­de­mo­kra­tie ins Schwei­ze­ri­sche Re­gie­rungs­sys­tem (Zau­ber­for­mel) wie­der ab­gab.
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1957 wird die Ka­tho­lisch-Kon­ser­va­ti­ve Par­tei in Kon­ser­va­tiv-Christ­lich­so­zia­le Volks­par­tei um­be­nannt. Ab den 1960er Jah­ren wur­de in­ner­halb der Par­tei die For­de­rung nach An­pas­sung an die ge­wan­del­te Ge­sell­schaft laut, wo­rauf sich die CVP En­de der 1960er bis an­fangs der 1970er Jah­re einer Er­neue­rung un­ter­zog. Eines der Haupt­trak­tan­den war da­bei die Wahl eines neu­en Na­mens. Eini­ge schlu­gen «Christ­lich­de­mo­kra­ti­sche Union» (wie in Deutsch­land) vor, wäh­rend an­de­re Kräf­te aus dem «ka­tho­li­schen Ghet­to» aus­bre­chen woll­ten und den Na­men «Schwei­ze­ri­sche Volks­par­tei» vor­schlu­gen. (Die heuti­ge Schwei­ze­ri­sche Volks­par­tei wur­de erst ein Jahr spä­ter ge­grün­det). 1970 ent­schied man sich schliess­lich für den heu­ti­gen Na­men «Christ­lich­de­mo­kra­ti­sche Volks­par­tei».
next top CSP — Christlich-Soziale Partei
(seit 1989)
1989 trat die CSP Grau­bün­den nach in­ter­nen Que­re­len aus der CVP aus und tritt seit­her als Un­ab­hän­gi­ge CSP auf. Nach ers­ten An­fangs­er­fol­gen tritt sie heu­te po­li­tisch nicht mehr gross in Er­schei­nung. Ähn­li­ches ge­schah 1993 in der Stadt Zü­rich, wo sich, nach­dem die CVP ih­ren da­ma­li­gen Stadt­rat nicht zur Wie­der­wahl por­tier­te, der Gross­teil der Christ­lich­so­zia­len mit dem wie­der­ge­wähl­ten Stad­trat Wil­ly Küng zur Frei­en CSP der Stadt Zü­rich ab­spal­te­te. Nach dem Zu­sam­men­schluss zur CSP Schweiz (1997) än­der­te die "Freie CSP Zü­rich" ih­ren Na­men in "CSP Zü­rich" und po­li­ti­siert seit­her un­ter die­sem Na­men im Kan­ton Zü­rich. Die CSP Zü­rich ist im stadt­zür­cher Par­lam­ent mit Ge­mein­de­rä­tin Monika Bloch ver­tre­ten.
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Wie im Jahr zu­vor an­ge­kün­digt, grün­de­ten 1997 die CSP-Kan­to­nal­par­tei­en Frei­burg und Jura so­wie die freie CSP des Kan­tons Lu­zern und die freie CSP der Stadt Zü­rich eine von der CVP un­ab­hän­gi­ge Christ­lich-so­zia­le Par­tei der Schweiz. Pro­mi­nen­tes­te Mit­glie­der der neu­en Par­tei, die von einem vier­köp­fi­gen Gre­mium ge­lei­tet wird, wa­ren der Na­tio­nal­rat Hu­go Fa­sel (FR) und der da­ma­li­ge Zür­cher Stad­trat Wil­ly Küng. Die CSP will sich links von der CVP mit christ­li­chem Hin­ter­grund für so­zial und öko­lo­gisch aus­ge­rich­te­te po­li­ti­sche Lös­un­gen ein­set­zen. Der Leit­ge­dan­ke be­in­hal­tet "die ge­leb­te So­li­da­ri­tät mit den so­zial und wirt­schaf­tlich Schwä­che­ren und die Ach­tung der Um­welt". Die CVP zeig­te sich ver­är­gert über den Na­men der neu­en Par­tei, da es eine CSP be­reits in­ner­halb der CVP gibt, der 14 kan­to­na­le Grup­pie­run­gen an­ge­hö­ren (u.a. auch eine CSP Lu­zern). Von einer "Ab­spal­tung" moch­te sie nicht spre­chen, da die­se vier Par­tei­en schon bis­her aus­ser­halb der CVP ge­stan­den hät­ten.
next top EVP — Evangelische Volkspartei
(seit 1917)
Die Evangelische Volkspartei der Schweiz ist eine evan­ge­lisch-christ­li­che Schwei­zer Par­tei der Mit­te, hat aber einen leicht evan­ge­li­kal-fun­da­men­ta­li­si­schen Ruf.
1917 wurde in Uster die "Pro­tes­tan­tisch-christ­li­che Par­tei" ge­grün­det, und 1918 in Bern die "Po­li­ti­sche Ver­eini­gung christ­li­cher Bür­ger". Auf Ini­tia­ti­ve der Ber­ner wur­de vor den Na­tio­nal­rats­wah­len 1919 die Evan­ge­li­sche Volks­par­tei der Schweiz in Brugg ge­grün­det. Bei die­sen Wah­len ge­lang der EVP der Ge­winn eines Na­tio­nal­rats-Sit­zes im Kan­ton Zü­rich.
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Seit 1951 bil­de­te die EVP im Na­tio­nal­rat eine ge­mein­sa­me Frak­tion mit den De­mo­kra­ten, da­nach zwi­schen 1971 und 1979 mit der Li­be­ra­len Par­tei, an­schlies­send ab 1979 bis zu des­sen Auf­lö­sung 1999 mit dem Lan­des­ring der Un­ab­hän­gi­gen. Zwi­schen 2003 und 2007 exi­stier­te eine Frak­tion der drei EVP-Ver­tre­ter mit den zwei Na­tio­nal­rä­ten der evan­ge­li­kal-kon­ser­va­ti­ven EDU. Schliess­lich schloss sich die EVP mit den Grün­li­be­ra­len und der CVP zu einer Frak­tion zu­sam­men. Als Grund­la­ge hier­für wur­de eine Stär­kung der po­li­ti­schen Mit­te an­ge­führt.
next top EDU — Eidgenössisch-Demokratische Union
(seit 1975)
Die Eid­genös­sisch-De­mo­kra­ti­sche Union (EDU) ist auf Bun­des­ebe­ne im Na­tio­nal­rat und in ver­schie­de­nen Kan­tons-, Stadt- und Ge­mein­de­par­la­men­ten ver­tre­ten und gilt als wer­te­orien­tiert, bi­bel­treu und EU-kri­tisch, evan­ge­li­kal fun­da­men­ta­lis­tisch. Die EDU kämpft un­ter an­de­rem ge­gen die Gleich­stel­lung von gleich­ge­schlecht­li­chen Part­ner­schaf­ten, die «se­xuel­le Aus­beu­tung der Frau» und Pädo­phi­lie, so­wie für die För­de­rung der tra­di­tio­nel­len Fa­mi­lie, christ­li­chen Wer­te und einen re­strik­ti­ven Staats­haus­halt. Wei­ter pro­fi­liert sie sich mit Kam­pag­nen ge­gen Mi­na­ret­te, Schwan­ger­schafts­ab­bruch, ak­ti­ve Ster­be­hil­fe und He­roin­ab­ga­be.
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Die EDU ver­steht sich als eine christ­li­che Par­tei, die für ih­re Po­li­tik die Bi­bel als "Leit­linie" ver­wen­det. Die EDU will einen schul­den­frei­en Staat und wehrt sich ge­gen «Steu­er­ge­schen­ke an die Rei­chen». Bei Fra­gen der Öko­lo­gie ge­hört sie zum Mit­te-Links-La­ger. In der Fa­mi­lien-, Ge­sell­schafts- und Bil­dungs­po­li­tik nimmt die EDU eine wert­kon­ser­va­ti­ve Hal­tung ein. In ge­sell­schaft­li­chen Fra­gen tritt die EDU für die Stär­kung der El­tern, die ih­re Kin­der sel­ber be­treu­en, ein.
next top SVP — Schweizerische Volkspartei
(seit 1971)
Nachdem etwa im Kanton Zürich die De­mo­kra­ti­sche Par­tei be­reits in den sieb­zi­ger Jah­ren sich wie­der mit der FDP ver­ei­nigt hat­te, schlos­sen sich die DP-Kan­to­nal­sek­tio­nen Gla­rus und Grau­bün­den am 22. Sep­tem­ber 1971 (Kon­sti­tuie­rung: 18. De­zem­ber 1971) mit der BGB zur Schwei­ze­ri­schen Volks­par­tei zu­sam­men. Da­mit wur­de die SVP zu einer Par­tei der ge­sam­ten Deutsch­schweiz, die sich zu­nächst als Mit­te­par­tei mit so­zial-li­be­ra­len Ele­men­ten de­fi­nier­te. Zeu­ge die­ser ur­sprüng­li­chen Aus­rich­tung ist der noch heu­te ver­wen­de­te fran­zö­si­sche Na­me der Par­tei, Union démo­cra­ti­que du centre, al­so De­mo­kra­ti­sche Zen­trums­union.
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Die SVP war ur­sprüng­lich eine zen­tris­ti­sche Bau­ern­par­tei, wan­del­te sich je­doch schliess­lich ab den 1980er Jah­ren un­ter der in­of­fi­ziel­len Füh­rung des Zür­cher Un­ter­neh­mers Chris­toph Blo­cher zu einer rechts­bür­ger­lich-kon­ser­va­ti­ven Volks­par­tei im wört­li­chen Sin­ne. Sie po­si­tio­niert sich heu­te poin­tiert rechts im po­li­ti­schen Spek­trum und be­treibt eine kom­pro­miss­lo­se Rhe­to­rik, mit der sie sich re­gel­mäs­sig dem Vor­wurf der Ver­ein­fa­chung und des Po­pu­lis­mus aus­setzt. Po­li­ti­sche Geg­ner und aus­län­di­sche Me­dien war­fen ihr auch Ex­tre­mis­mus vor, was die Par­tei al­ler­dings de­men­tiert.
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Die SVP ging 1971 aus der Bau­ern-, Ge­wer­be- und Bür­ger­par­tei und der De­mo­kra­ti­schen Par­tei der Kan­to­ne Grau­bün­den und Gla­rus her­vor. Ih­re Vor­gän­ger­par­tei BGB war seit 1929 in der Lan­des­re­gie­rung ver­tre­ten. Die SVP konn­te die­se Ver­tre­tung über­neh­men und 2003 auf zwei Man­da­te aus­bau­en. Die SVP durch­lief in den letz­ten zwan­zig Jah­ren un­ter dem Ein­fluss des Gross­un­ter­neh­mers Chris­toph Blo­cher einen tief­grei­fen­den Wan­del. Ne­ben einer Mo­der­ni­sie­rung und Pro­fes­sio­na­li­sie­rung des Par­tei­ap­pa­rats fällt vor al­lem die in­halt­li­che Neu­po­si­tio­nie­rung am rech­ten Rand des Par­tei­en­spek­trums auf, die in­tern wie auch ge­gen aus­sen gros­se Span­nun­gen er­zeug­te. Die­se es­ka­lier­ten 2007 im Zu­sam­men­hang mit den Bun­des­rats­wah­len. Auf die Nicht­wie­der­wahl Blo­chers als Bun­des­rat folg­te der Aus­schluss der Bün­dner Kan­to­nal­sek­tion und die Ab­spal­tung der Bürg­er­lich-De­mo­kra­ti­schen Par­tei (BDP), die im Bun­des­rat ver­blieb, und der vor­über­ge­hen­de Rück­zug der SVP in die Op­po­si­tion. Ende 2008 wurde mit Ueli Mau­rer wie­der ein SVP-Mit­glied in die Re­gie­rung ge­wählt.
Lan­ge hat­te die Par­tei hin­sicht­lich Wäh­ler­stär­ke hin­ter FDP, CVP und SP auf Rang vier ge­le­gen. Sie er­höh­te je­doch seit 1991 ih­ren na­tio­na­len Wäh­ler­an­teil ste­tig und wur­de bei den Par­la­ments­wah­len von 2003 stärks­te Par­tei, was ihr er­laub­te, ul­ti­ma­tiv einen zwei­ten Bun­des­rats­sitz, und zwar für Chris­toph Blo­cher, zu for­dern. Die­ser wur­de ge­wählt, aber vier Jah­re spä­ter trotz er­neu­tem Wahl­er­folg sei­ner Par­tei bei der tur­nus­mäs­si­gen Er­neue­rung­wahl von der Ver­ein­ten Bun­des­ver­samm­lung nicht mehr be­stä­tigt, wo­durch eine Ent­wick­lung ins Rol­len kam, die 2008 zum Aus­schei­den der SVP aus dem Bun­des­rat führ­te. Mit der Wahl des Ex-Par­tei­prä­si­den­ten Ueli Mau­rer in den Bun­des­rat, en­de­te je­doch die Pha­se der Op­po­si­tions­po­li­tik am 10. De­zem­ber 2008 be­reits wie­der.
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Die Par­tei wies in der Fol­ge ein klei­nes, aber ste­ti­ges Wachs­tum auf. Ihr Wäh­ler­an­teil im Na­tio­nal­rat stag­nier­te in den 1980er-Jah­ren al­ler­dings bei 10 bis 12% der Wäh­ler­stim­men. Dies be­gann sich ab den 1980er bzw. spä­tes­tens den 90er Jah­ren deut­lich zu än­dern. Grün­de da­für sind das zu­neh­men­de Ver­schwin­den von tra­di­tio­nel­len Par­tei­bin­dun­gen (was vor al­lem FDP und CVP zu spü­ren be­ka­men), die Wand­lung der SP von einer Ar­bei­ter- zur Mit­tel­stands­par­tei, so­wie die zu­neh­men­de Aus­strah­lungs­kraft eines na­tio­nal­kon­ser­va­ti­ven Dis­kur­ses, wie er zu­nächst vor al­lem von einem Teil der Zür­cher Sek­tion ver­folgt wur­de. Ein mar­kan­tes Zei­chen für die Er­star­kung die­ser Kräf­te war die er­folg­reich ge­führ­te Kam­pag­ne ge­gen den UNO-Bei­tritt 1986, aus wel­cher die AUNS her­vor­ging. TOP 1992 wand­te sich die SVP als ein­zi­ge Re­gie­rungs­par­tei ge­gen den Bei­tritt der Schweiz zum Euro­päi­schen Wirt­schafts­raum (EWR). In einer Volks­ab­stim­mung mit Re­kord­be­tei­li­gung stell­te sich eine knap­pe Mehr­heit der Schwei­zer Be­völ­ke­rung hin­ter die­se Po­si­tion, was für die Par­tei und ih­ren Wort­füh­rer, den da­ma­li­gen Zür­cher Kan­to­nal­par­tei-Prä­si­den­ten Chris­toph Blo­cher, einen enor­men Pres­ti­ge­sieg be­deu­te­te. Auch in an­de­ren Sach­fra­gen (z. B. Neat-De­bat­te, Asyl­recht, Schutz der Be­völ­ke­rung vor ge­fähr­li­chen Straf­tä­tern) ge­lang es der SVP zu­neh­mend, bür­ger­li­che (Pro­test-)Wäh­ler an­zu­spre­chen, die sich durch FDP und CVP nicht mehr ver­tre­ten fühl­ten. Auch wech­sel­ten vie­le Wäh­ler (und ver­ein­zelt auch Man­dats­trä­ger) rech­ter Op­po­si­tions­par­tei­en (Schwei­zer De­mo­kra­ten, Frei­heits-Par­tei der Schweiz) zur SVP. Da­durch wur­den die­se Klein­par­tei­en na­he­zu be­deu­tungs­los.
Die SVP er­ziel­te bei den Na­tio­nal­rats­wah­len 1999 einen Sieg und konn­te ih­re Sitz­an­zahl im Na­tio­nal­rat von 29 auf 44 er­hö­hen. 2003 wur­de sie gar stärks­te Par­tei und er­rang 55 von 200 Sit­zen im Na­tio­nal- und 8 von 46 Sit­zen im Stän­de­rat. Nach­dem sie bis da­hin im Rah­men der so­ge­nann­ten «Zau­ber­for­mel» stets mit einem Mit­glied in der sie­ben­köp­fi­gen Schwei­zer Re­gie­rung ver­tre­ten war, be­an­spruch­te sie bei den an­schlies­sen­den Bun­des­rats­wah­len ul­ti­ma­tiv einen zwei­ten Bun­des­rats­sitz, zu­sätz­lich zu ih­rem bis­he­ri­gen Ver­tre­ter Sa­muel Schmid, und zwar für Chris­toph Blo­cher. Die­ser sieg­te knapp ge­gen die bis­heri­ge Jus­tiz­vor­ste­he­rin Ruth Metz­ler (CVP).
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Das bis­her er­folg­reich­ste Wahl­er­geb­nis auf na­tio­na­ler Ebe­ne er­ziel­te die SVP 2007. Mit 62 Na­tio­nal­rä­ten stellt sie nun bei­na­he die gröss­te Ver­tre­tung einer Partei in der gros­sen Kam­mer (seit Ein­füh­rung des Pro­porz-Wahl­sys­tems) — le­dig­lich die FDP er­reich­te 1919 noch einen Sitz mehr. Der ge­ge­nüber den Na­tio­nal­rats­wah­len von 2003 noch­mals ge­stie­ge­ne Wäh­ler­an­teil ist auf Ge­win­ne in der ge­sam­ten deutsch- und fran­zö­sisch­spra­chi­gen Schweiz zu­rück­zu­füh­ren. Dies ist inso­fern be­mer­kens­wert, als die Par­tei in den la­tei­nisch­spra­chi­gen Lan­des­tei­len lan­ge nur eine mar­gi­na­le Rol­le ge­spielt hat­te. 2003 ge­lang ihr erst­mals ein Durch­bruch auch in der Ro­man­die, wäh­rend sie sich im Tes­sin bis­her nicht ge­gen die Kon­kur­renz der Lega dei Ti­ci­ne­si durch­zu­set­zen ver­moch­te.
next top BGB — Bauern-, Ge­wer­be und Bür­ger­par­tei
(1918-1971)
Auch die Bau­ern-, Ge­wer­be und Bür­ger­par­tei hat­te ih­re Wur­zeln im Frei­sinn. Be­reits vor der Grün­dung der BGB be­stan­den kan­to­na­le Bau­ern- Ge­wer­be oder Bür­ger­par­tei­en. Ins­be­son­de­re die 1918 in Bern ge­grün­de­te Bauern­par­tei hat­te gros­sen Er­folg und wur­de spä­tes­tens mit dem Bei­tritt des Ge­wer­be­flü­gels und der al­ten Li­be­ral-kon­ser­va­ti­ven Par­tei des Kan­tons Bern zur «staats­tra­gen­den» Kraft im Kan­ton. Ob­wohl als Op­po­si­tions­par­tei ge­grün­det und klei­ner als die So­zial­de­mo­kra­ti­sche Par­tei wur­de die Ber­ni­sche BGB TOP (eigent­lich «Ber­ni­sche Bauern- und Bür­ger­par­tei») 1929 zur Bun­des­rats­par­tei. Ru­dolf Min­ger, einer der Grün­der der Par­tei, wur­de am 12. De­zem­ber 1929 ge­wählt und stand bis zu sei­nem Rück­tritt 1940 dem Mi­li­tär­de­par­te­ment (da­mals EMD) vor. Als Fol­ge einer Exi­stenz­kri­se, her­vor­ge­ru­fen durch die so­ge­nann­te «Jung­bau­ern­be­we­gung», wur­de am 23. De­zem­ber 1936 die BGB als ge­samt­schwei­ze­ri­sche Par­tei ge­grün­det (Kon­sti­tu­ier­ung: 30. Ja­nuar 1937). Sie hat­te wäh­rend der Zeit ih­res Be­ste­hens je­weils einen Re­gie­rungs­sitz auf Bun­des­ebe­ne in­ne, ins­ge­samt 6 Bun­des­rä­te stamm­ten aus ih­ren Rei­hen. Mit Aus­nah­me des Bünd­ners Leon Schlumpf (im Amt: 1979-1987) stamm­ten al­le aus der Ber­ner Sek­tion.
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Nach­dem et­wa im Kan­ton Zü­rich die De­mo­kra­ti­sche Par­tei be­reits in den sieb­zi­ger Jah­ren sich wie­der mit der FDP ver­ei­nigt hat­te, schlos­sen sich die DP-Kan­to­nal­sek­tio­nen Gla­rus und Grau­bün­den am 22. Sep­tem­ber 1971 (Kon­sti­tuie­rung: 18. De­zem­ber 1971) mit der BGB zur Schwei­ze­ri­schen Volks­par­tei zu­sam­men.
next top DP — De­mo­kra­ti­sche Par­tei
(1860-1971)
Die De­mo­kra­ti­sche Par­tei war eine po­li­ti­sche Par­tei, die in meh­re­ren Schwei­zer Kan­to­nen zwi­schen 1860 und 1971 be­stand.
Nach der To­tal­re­vi­si­on der Schwei­zeri­schen Bun­des­ver­fas­sung 1874 hat­te die De­mo­krat­i­sche Be­we­gung ih­re Zie­le auf Bun­des­ebe­ne er­reicht und lös­te sich auf. Das po­li­ti­sche Bünd­nis, dem ver­schie­de­ne Grup­pen wie Ar­bei­ter, Ge­werb­ler und Bauern an­ge­hör­ten, be­stand je­doch wei­ter. In eini­gen Kan­to­nen wur­den De­mo­kra­ti­sche Par­tei­en ge­grün­det.
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Die de­mo­kra­ti­sche Par­tei wur­de auf schwei­zeri­scher Ebe­ne 1942 ge­grün­det. Auch sie war ein Zu­sam­men­schluss meh­re­rer teil­wei­se schon län­ger be­ste­hen­der kan­to­na­ler Par­tei­en. Wie die BGB stamm­ten auch die­se ur­sprüng­lich aus dem frei­sin­ni­gen La­ger. Sie ver­trat nach ih­rem eige­nen An­spruch Bauern, Ge­wer­be­trei­ben­de und Ver­tre­ter frei­er Be­ru­fe. Gros­sen Zu­spruch hat­te sie in den Kan­to­nen Grau­bün­den und Gla­rus, aber auch et­wa in der Stadt Win­ter­thur (Ecole de Win­ter­thour). Sie hat­te wäh­rend der Zeit ih­res selb­stän­di­gen Be­ste­hens kei­nen Ein­sitz in der Lan­des­re­gie­rung.
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1961 wur­de eine eid­ge­nös­si­sche Volks­ini­tia­ti­ve ge­gen Über­frem­dung lan­ciert. So er­hoff­te man sich neue An­hän­ger, die aber aus­blie­ben. 1971 lös­te sich die Par­tei auf. Die Zür­cher De­mo­kra­ten schlos­sen sich wie­der der FDP an. Die Bünd­ner und Glar­ner De­mo­kra­ten schlos­sen sich mit der Bau­ern-, Ge­wer­be- und Bür­ger­par­tei zur neu­en SVP zu­sam­men.
next top BDP — Bürgerlich-Demokratischen Partei
(seit 2008)
Die Bür­ger­lich-De­mo­kra­ti­sche Par­tei Schweiz (BDP) ist eine po­liti­sche Par­tei in der Schweiz, die auf na­tio­na­ler Ebe­ne am 1. No­vem­ber 2008 in der Glar­ner Lan­des­bi­blio­thek als Ab­spal­tung der Schwei­ze­ri­schen Volks­par­tei (SVP) ge­grün­det wur­de.
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Die SVP ver­stand sich bei ih­rer Grün­dung 1971 als eine bür­ger­li­che Zen­trums­par­tei. Unter der geis­ti­gen Füh­rung von Chris­toph Blo­cher ver­folg­te sie seit den 1990er Jah­ren eine deut­lich stär­ker rechts orien­tier­te Po­li­tik. Dies führ­te ins­be­son­de­re in den Kan­to­nen Bern, Gla­rus und Grau­bün­den zu Gra­ben­kämp­fen, da die dor­ti­ge SVP, aus der De­mo­kra­ti­schen Par­tei bzw. der Bau­ern-, Ge­wer­be- und Bür­ger­par­tei her­vor­ge­gan­gen, tra­di­tio­nell ge­mäs­sig­ter bür­ger­lich po­li­ti­sier­te.
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Zum Ek­lat kam es, als sich die Bünd­ne­rin Eve­line Wid­mer-Schlumpf bei den Bun­des­rats­wah­len 2007 ge­gen den Wil­len der SVP-Frak­tion an­stel­le des bis­he­ri­gen Blo­cher in die Lan­des­re­gie­rung wäh­len liess und die da­ma­li­ge SVP Grau­bün­den sich wei­ger­te, Wid­mer-Schlumpf des­we­gen aus der Par­tei aus­zu­schlies­sen. Da die SVP Schweiz ge­mäss Sta­tu­ten kei­ne Ein­zel­mit­glie­der von Kan­to­nal­par­tei­en aus­schlies­sen konn­te, ent­schied sie, die ge­sam­te SVP Grau­bün­den aus­zu­schlies­sen. Die­se be­nann­te sich dar­auf­hin in Bür­ger­li­che Par­tei Schweiz, spä­ter in Bür­ger­lich-De­mo­kra­ti­sche Par­tei um.
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Ur­sprüng­lich war als Na­me für die neue Par­tei "Bür­ger­li­che Par­tei Schweiz" (BPS) vor­ge­se­hen; er wur­de nach Pro­tes­ten der be­reits be­ste­hen­den Bür­ger-Par­tei Schweiz, einer rech­ten Kleinst­par­tei, ge­än­dert, da die­se fürch­te­te, das Kür­zel BPS zu ver­lie­ren.
next top SP — Sozialdemokratische Partei der Schweiz
(seit 1888)
Die So­zi­al­de­mo­kra­ti­sche Par­tei der Schweiz (SP) ist eine lin­ke Par­tei. Sie stellt zwei Bun­des­rä­te und ge­hört da­mit zu einer der fünf Bun­des­rats­par­tei­en. Sie ist Mit­glied der So­zia­lis­ti­schen In­ter­na­tio­na­le und as­so­zi­ier­tes Mit­glied der So­zial­de­mo­kra­ti­schen Par­tei Euro­pas.
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Be­vor es zur Grün­dung der heu­ti­gen na­tio­na­len So­zial­de­mo­kra­ti­schen Par­tei kam, wur­den im 19. Jahr­hun­dert ver­schie­de­ne Ar­bei­ter­or­ga­ni­sa­tio­nen, so zum Bei­spiel der Grütli­verein, der Schwei­ze­ri­sche Ge­werk­schafts­bund 1880 und meh­re­re so­zial­de­mo­kra­ti­sche Par­tei­en in der Schweiz ge­grün­det. Die­se Ar­bei­ter­par­tei­en hat­ten aber meist nur kurz Be­stand, bis dann am 21. Ok­to­ber 1888 der Schwei­ze­ri­sche Ar­bei­ter­tag die Grün­dung der So­zial­de­mo­kra­ti­schen Par­tei der Schweiz be­schloss. Der Ber­ner Al­bert Steck ver­fass­te das der De­mo­kra­tie ver­pflich­te­te Par­tei­pro­gramm, das re­vo­lu­tio­nä­re Be­stre­bun­gen ab­lehn­te und sich der de­mo­kra­ti­schen Lö­sung der So­zia­len Fra­ge ver­schrieb. Ers­ter Par­tei­prä­si­dent war der Ber­ner Ale­xan­der Rei­chel.
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Zwei Jah­re nach der Grün­dung der Par­tei wur­de Ja­kob Vo­gel­san­ger als ers­ter So­zial­de­mo­krat in den Na­tio­nal­rat ge­wählt. Das ge­mäs­sig­te Par­tei­pro­gramm wur­de 1904 am Aarauer Par­tei­tag durch ein von Otto Lang ver­fass­tes mar­xis­ti­sches Pro­gramm er­setzt.
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Das Ma­jorz-Wahl­ver­fah­ren zur Be­stel­lung des Na­tio­nal­ra­tes so­wie die Wahl­kreis­geo­met­rie ver­hin­der­te vor­erst trotz wach­sen­der An­hän­ger­zahl, dass die SP po­li­tisch auf na­tio­na­ler Ebe­ne zu einer ernst­zu­neh­men­den po­li­ti­schen Macht wur­de. Die ers­te von der SP lan­cier­te Ini­tia­ti­ve zur Ein­füh­rung des Pro­porz-Ver­fah­rens wur­de 1910 ab­ge­lehnt. Acht Jah­re spä­ter wur­de eine er­neu­te Ini­tia­ti­ve al­ler­dings vom Volk an­ge­nom­men.
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1912 wur­de am Neu­en­bur­ger Par­tei­tag erst­mals über die Frau­en­fra­ge de­bat­tiert. Die SP ver­ab­schie­de­te ein The­sen­pa­pier, das die Partei da­zu ver­pflich­te­te, je­de Ge­le­gen­heit zu er­grei­fen, um «für die Ein­füh­rung des Frau­en­stimm­rechts zu agie­ren».
Zwar blieb die Schweiz wäh­rend des Ers­ten Welt­krie­ges neu­tral, die Be­wah­rung vor dem Krieg be­deu­te­te aber nicht, dass die Schweiz von einer zu­neh­men­den Wirt­schafts­kri­se ver­schont blieb. Die dar­aus re­sul­tie­ren­den so­zia­len Span­nun­gen ent­lu­den sich 1918 im vom Ge­werk­schafts­bund und der SP or­ga­ni­sier­ten Lan­des­streik. Ziel des Strei­kes war eine grund­le­gen­de ge­sell­schaft­li­che Neu­ord­nung. Der Bun­des­rat stell­te ein Ul­ti­ma­tum zur Be­en­di­gung und schick­te so­gar Trup­pen. Un­ter die­sem Druck wur­de nach vier Ta­gen der Streik be­en­det. Der Streik hat­te trotz­dem po­li­ti­sche Aus­wir­kun­gen. Die 48-Stun­den-Wo­che wur­de ein­ge­führt und für das Jahr 1919 wur­den Na­tio­nal­rats­wah­len im Ver­hält­nis­wahl­recht aus­ge­schrie­ben. Bei die­sen Wah­len ver­dop­pel­te die SP ih­re Man­da­te von 20 auf 41.
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Mit dem drit­ten Par­tei­pro­gramm, das 1920 ver­fasst wur­de, wur­den die Un­stim­mig­kei­ten in­ner­halb der Par­tei im­mer grös­ser. Vor al­lem die im Par­tei­pro­gramm be­grün­de­te «Dik­ta­tur des Pro­le­ta­riats» wäh­rend der Über­gangs­pha­se von der ka­pi­ta­lis­ti­schen Klas­sen­ge­sell­schaft zum so­zia­lis­ti­schen Ge­mein­we­sen war in­ner­halb der Ba­sis hef­tig um­strit­ten. 1921 be­schloss die Par­tei, sich nicht der Drit­ten Kom­mu­nis­ti­schen Inter­na­tio­na­le an­zu­schlies­sen. Par­tei­lin­ke tra­ten dar­auf­hin aus der Par­tei aus und grün­de­ten die Kom­mu­nis­ti­sche Par­tei. 1926 schloss sich die Par­tei hin­ge­gen der Zwei­ten Inter­na­tio­na­le an.
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Mit zu­neh­men­der Macht im Par­la­ment for­der­te die Par­tei nun auch Re­gie­rungs­be­tei­li­gung, ihr Kan­di­dat wur­de aber 1929 nicht in den Bun­des­rat ge­wählt. Hin­ge­gen schaff­te es die Par­tei 1933 auf kan­to­na­ler Ebe­ne in die Exe­ku­ti­ve. Der Kan­ton Genf er­hielt die ers­te «ro­te» Re­gie­rung mit Léon Ni­co­le als Prä­si­den­ten. Im vier­ten Par­tei­pro­gramm von 1935 schwor die SP der «Dik­ta­tur des Pro­le­ta­riats» ab, die Schaf­fung einer so­zia­lis­ti­schen Ord­nung auf «frei­heit­lich-ge­nos­sen­schaft­li­cher Grund­la­ge» blieb aber wei­ter­hin ein Ziel.
Aus den Na­tio­nal­rats­wah­len 1943 ging die Par­tei mit 56 Sit­zen als stärks­te Frak­tion her­vor, und nun wur­de mit Ernst Nobs der ers­te So­zial­de­mo­krat in den Bun­des­rat ge­wählt. Mit der Ein­füh­rung der Al­ters- und Hin­ter­blie­be­nen­ver­si­che­rung ging eine wei­te­re For­de­rung aus dem Ge­ne­ral­streik in Er­fül­lung. Nach dem Schei­tern der SP-Ini­tia­ti­ve für eine Wirt­schafts­re­form trat der ein­zi­ge SP-Bun­des­rat Max Weber 1953 zu­rück. Bis in das Jahr 1959 und der Ein­füh­rung der so­ge­nann­ten «Zau­ber­for­mel» blieb die SP in der Op­po­si­tion. TOP Eben­falls in die­sem Jahr wur­de das fünf­te Par­tei­pro­gramm be­schlos­sen, in wel­chem sich die Par­tei zu einem Re­form­so­zia­lis­mus auf dem «Bo­den der De­mo­kra­tie» be­kann­te. Mit der Ein­füh­rung des Frau­en­stimm­rechts auf Bun­des­ebe­ne 1971 ging eine wei­te­re For­de­rung der SP in Er­fül­lung. Der Par­tei­tag in Ba­sel stimm­te 1990 un­ter kla­ren Vor­aus­set­zun­gen einem IWF-Bei­tritt der Schweiz zu. Am sel­ben Par­tei­tag wur­de der Wal­li­ser Na­tio­nal­rat Pe­ter Bo­den­mann als Nach­fol­ger von Hel­mut Hub­acher zum Par­tei­prä­si­den­ten ge­wählt. In die­sem Jahr be­schliesst die SP ih­re Euro­pa-Inte­gra­tions­po­li­tik.
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Am Gen­fer Par­tei­tag 1992 be­für­wor­te­te die SP den Euro­päi­schen Wirt­schafts­raum als ers­ten Schritt in Rich­tung Euro­päi­sche Ge­mein­schaft und heisst dro­gen­po­li­ti­sche The­sen gut, die eine Ent­kri­mi­na­li­sie­rung des Dro­gen­kon­sums, eine ärzt­lich kon­trol­lier­te Dro­gen­ab­ga­be und lang­fris­tig eine Dro­gen­le­ga­li­sie­rung ver­lan­gen. Die SP un­ter­stützt die Al­pen-Ini­tia­ti­ve, die eine de­fi­ni­ti­ve Ver­la­ge­rung des Gü­ter-Tran­sit­ver­kehrs auf die Schie­ne ver­langt. Im Fol­ge­jahr un­ter­stützt die SP die Eid­ge­nös­si­sche Volks­ini­tia­ti­ve TOP «für eine ver­nünf­ti­ge Dro­gen­po­li­tik», die eine fak­ti­sche Le­ga­li­sie­rung des Hanf­kon­sums vor­sieht. 1994 wur­de zu­dem ih­re Ja-Pa­ro­le bei der Al­pen­ini­tia­ti­ve vom Volk be­stä­tigt. Der aus­ser­or­dent­li­che Par­tei­tag in dem Jahr be­schliesst wei­te­re Po­si­tions­pa­pie­re zum The­ma Wirt­schaft, in de­nen un­ter an­de­rem die Frau­en­ren­ten­al­ter­er­hö­hung ab­ge­lehnt wird. Nach dem Rück­tritt von Bun­de­srat Otto Stich, wird der Zürcher Na­tio­nal­rat Mo­ritz Leuen­ber­ger als Nach­fol­ger ge­wählt. Bei den Na­tio­nal- und Stän­de­rats­wah­len im Ok­to­ber 1995 ge­winnt die SP und wird die stärks­te Frak­tion.
Das sechs­te und heu­te im­mer noch gül­ti­ge Par­tei­pro­gramm wur­de 1982 ver­fasst. Da­rin sieht sich die Par­tei als mo­der­ne, dem de­mo­kra­ti­schen So­zia­lis­mus ver­pflich­te­te Volks­par­tei, de­ren ober­stes Ziel die so­zia­le Ge­rech­tig­keit ist. 1983 no­mi­nier­te die SP Li­li­an Uch­ten­ha­gen zur Bun­des­rats­kan­di­da­tin, wo­mit zum ers­ten Mal eine Frau für die­ses Amt kan­di­dier­te. Die bür­ger­li­che Mehr­heit des Par­la­ments wähl­te aber statt­des­sen Ot­to Stich in den Bun­des­rat. Tei­le der Par­tei for­der­ten nun den Rück­zug in die Op­po­si­ti­on. Dies wur­de aber vom Par­tei­tag ab­ge­lehnt. Zehn Jah­re spä­ter im März 1993 wur­de Ruth Drei­fuss als ers­te so­zi­al­de­mo­kra­ti­sche Frau in den Bun­des­rat ge­wählt. Wie­de­rum wähl­te die Ver­einig­te Bun­des­ver­samm­lung aber nicht die von der Par­tei auf­ge­stell­te Kan­di­da­tin Chris­tia­ne Brun­ner, son­dern die in­of­fi­zi­el­le Bun­des­rats­kan­di­da­tin Ruth Drei­fuss (siehe Brun­ner-Ef­fekt).
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Das ak­tu­el­le Par­tei­pro­gramm der SP geht auf den Par­tei­tag vom 12. bis 14. No­vem­ber 1982 in Lu­ga­no zu­rück. Das so­ge­nann­te «Lu­ga­ner-Par­tei­pro­gramm» ist das sechs­te Par­tei­pro­gramm in der Ge­schich­te der So­zial­de­mo­kra­ti­schen Par­tei, und wur­de in einem sechs­jäh­ri­gen Pro­zess von 1976 bis 1982 er­stellt. Zur Zeit ar­bei­ten die So­zial­de­mo­kra­ten an ih­rem sieb­ten Par­tei­pro­gramm. Die­ses wird am 30. und 31. Ok­to­ber 2010 am or­den­tli­chen Par­tei­tag in Lau­san­ne den Mit­glie­dern zur Ab­stim­mung vor­ge­legt.
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Die SP ver­tritt in ih­rer ak­tu­el­len Po­li­tik klas­sisch so­zial­de­mo­kra­ti­sche Po­si­tio­nen. Da­zu ge­hört ihr Ein­tre­ten für einen star­ken Staat und den Ser­vi­ce pub­lic, ge­gen weit­ge­hen­de wirt­schaft­li­che, aber für ge­sell­schaft­li­che Li­be­ra­li­sie­run­gen, für mehr Um­welt- und Kli­ma­schutz, für eine aus­sen­po­li­ti­sche Öff­nung der Schweiz und eine auf dem Pa­zi­fis­mus be­ru­hen­de Si­cher­heits­po­li­tik. All­ge­mein ist aber zu be­mer­ken, dass die Sek­tio­nen über gros­se Auto­no­mie ver­fü­gen und so oft von den Po­si­tio­nen der SP Schweiz ab­wei­chen kön­nen.
So lehnt die SP in der Wirt­schafts-, Fi­nanz-, und So­zial­po­li­tik wirt­schafts­li­be­ra­le An­lie­gen wie De­re­gu­lie­rung, Sen­kung der Steu­ern für Wohl­ha­ben­de und Kür­zung der Staats­aus­ga­ben auf Kos­ten der Grund­ver­sor­gung und ins­be­son­de­re der So­zial­ver­si­che­run­gen («So­zial­ab­bau») in der Regel klar ab, ge­gen eine all­fäl­li­ge Er­hö­hung des Ren­ten­al­ters kämpft sie ve­he­ment. Da­für tritt die SP in ge­wis­sen Be­rei­chen für den Aus­bau der staat­li­chen So­zial­leis­tun­gen ein, z.B. in Form eines öf­fent­lich fi­nan­zier­ten TOP Mut­ter- und Va­ter­schafts­ur­laubs, einer staat­li­chen Ein­heits­kran­ken­kas­se oder eines fle­xib­len Ren­ten­al­ters. In der Ste­uer­po­li­tik wehrt sich die SP ge­gen «Steu­er­ge­schen­ke an die Rei­chen» und strebt mit ih­rer For­de­rung nach einer schweiz­wei­ten Har­mo­ni­sie­rung der Steu­er­sät­ze nach einer ver­mehr­ten Um­ver­tei­lung von oben nach un­ten. Der Pri­va­ti­sie­rung öf­fent­lich-recht­li­cher oder durch den Staat ge­tra­ge­ner Be­trie­be und der Ab­schaf­fung der ver­blie­be­nen staat­li­chen Mo­no­po­le (Swiss­com, Post, SRG SSR, Strom­markt etc.) stand und steht sie skep­tisch bis ab­leh­nend ge­gen­über. Für mehr Wett­be­werb tritt die SP je­doch im Be­reich der Land­wirt­schaft und der Pa­ral­lel­im­por­te ein.
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In ge­sell­schaft­li­chen Fra­gen tritt die SP für mehr Gleich­stel­lung und Öff­nung ein. So setzt sie sich z.B. für die Ver­ein­bar­keit von Fa­mi­lie und Be­rufs­tä­tig­keit bei Frau­en ein (z.B. durch die For­de­rung nach mehr ex­ter­nen Be­treu­ungs­an­ge­bo­ten für Kin­der und nach mehr Teil­zeit­stel­len), möch­te eine schnel­le fak­ti­sche Ver­wirk­li­chung der Lohn­gleich­stel­lung von Frau und Mann, be­für­wor­te­te die Ein­füh­rung der ein­ge­tra­ge­nen Part­ner­schaft für Ho­mo­se­xuel­le und die der Fris­ten­re­ge­lung bei Ab­trei­bun­gen. In der Jus­tiz und bei der Mi­gra­tion wehrt sie sich ge­gen zu re­strik­ti­ve Mass­nah­men und plä­diert für eine Po­li­tik der Hu­ma­ni­tät. TOP So lehn­te sie die Ver­schär­fun­gen der Asyl- und Aus­län­der­ge­set­ze seit den 1980er-Jah­ren stets ab. Da­für be­für­wor­tet sie die För­de­rung der Inte­gra­tion der Mi­gran­ten. In ih­rem Po­si­tions­pa­pier zur Mi­gra­tions­po­li­tik for­dert die SP «Inte­gra­tion der ers­ten Stun­de», wo Mi­gran­ten sich gleich nach de­ren Ein­rei­se zu Inte­gra­tions­ver­ein­ba­run­gen ver­pflich­ten müs­sen. Die SP ver­tritt zu­dem eine li­be­ra­le Dro­gen­po­li­tik und be­für­wor­tet die kon­trol­lier­te He­roin­ab­ga­be und die Ent­kri­mi­na­li­sie­rung des Can­na­bis-Kon­sums. Da­ge­gen tritt sie für ein Rauch­ver­bot auch in Res­tau­rants und Bars ein.
In der Aus­sen- und Si­cher­heits­po­li­tik setzt sich die SP für eine ver­mehr­te Mit­ar­beit der Schweiz in inter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen ein. Sie be­für­wor­tet im Ge­gen­satz zu den bür­ger­li­chen Par­tei­en SVP, FDP und CVP, die auf reinen Bi­la­te­ra­lis­mus set­zen, grund­sätz­lich einen Voll­bei­tritt der Schweiz zur EU. Die SP steht zu­dem zu einer we­ni­ger strik­ten, «ak­ti­ven» Neu­tra­li­tät der Schweiz, die sich im ver­mehr­ten inter­na­tio­na­len Ein­satz für Frie­den und die Men­schen­rech­te zeigt. Da­bei ist sie für eine Bei­be­hal­tung der mi­li­tä­ri­schen Neu­tra­li­tät und ge­gen einen NATO-Bei­tritt. Ih­re pa­zi­fis­ti­sche Hal­tung kommt auch in der Ar­mee­fra­ge zum tra­gen: So for­dert die SP eine Pro­fes­sio­na­li­sie­rung und eine deut­li­che Ver­klei­ne­rung der Schwei­zer Mi­liz­ar­mee so­wie die Ab­schaf­fung der all­ge­mei­nen Wehr­pflicht. Eine wei­te­re For­de­rung ist die Ab­kehr von der Tra­di­tion des Auf­be­wah­rens der per­sön­li­chen Ar­mee­waf­fe zu Hau­se.
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Zu­sam­men mit der Grü­nen Par­tei teilt die SP schliess­lich das öko­lo­gi­sche Ge­dan­ken­gut, das sich in For­de­run­gen nach öko­lo­gi­schen Steu­er­re­for­men und Len­kungs­ab­ga­ben, im Ein­satz für Ener­gie­spar­mass­nah­men und er­neu­er­ba­re Ener­gien, für Um­welt- und Land­schafts­schutz, (Gegen den Bau neu­er Stras­sen, Ver­la­ge­rung des Gü­ter­ver­kehrs von der Stras­se auf die Schie­ne, Ein­füh­rung einer Al­pen­tran­sit­bör­se) und für den Aus­bau des An­ge­bots des öf­fent­li­chen Ver­kehrs so­wie in der Ab­leh­nung der Kern­ener­gie zeigt.
Seit der Ein­füh­rung der Zau­ber­for­mel 1959 ist die SP im Bun­des­rat mit zwei von ins­ge­samt sie­ben Sit­zen ver­tre­ten.
next top GPS — Grüne Partei der Schweiz
(seit 1971)
Die Grüne Partei der Schweiz (GPS, auch: Grün­e) ist eine lin­ke und öko­lo­gi­sche Schwei­zer Par­tei. Sie ist Mit­glied der Euro­päi­schen Grü­nen Par­tei und der Glo­bal Greens.
Die Schweizer Grünen haben zwei ver­schie­de­ne Ur­sprün­ge:
Die er­ste Grüne Par­tei in der Schweiz wur­de 1971 in Neu­en­burg von Geg­nern eines Auto­bahn­pro­jekts, die des­halb aus etab­lier­ten Par­tei­en aus­ge­tre­ten wa­ren, ge­grün­det. Ihr Na­me lau­te­te Mou­ve­ment po­pu­lai­re pour l'en­vi­ron­ne­ment (MPE) (Volks­be­we­gung für den Um­welt­schutz). Im fol­gen­den Jahr­zehnt ent­stan­den an ver­schie­de­nen Or­ten der Schweiz ähn­li­che Par­tei­en. 1979 zog mit dem Waadt­län­der Da­niel Bré­laz, heu­te Stadt­prä­si­dent von Lau­san­ne, zum ers­ten Mal ein Grü­ner in den Na­tio­nal­rat ein.
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Zu einer re­gel­rech­ten Grün­dungs­wel­le lo­ka­ler grü­ner, öko­lo­gi­scher und al­ter­na­ti­ver Par­tei­en kam es in den 1980er-Jah­ren, in der die bei­den oben ge­nann­ten Grup­pie­run­gen zum ers­ten Mal als Teil einer ein­heit­li­chen «Grü­nen» Be­we­gung wahr­ge­nom­men wur­den. Die Un­ter­schie­de zwi­schen «Gur­ken» (Öko­lo­gie ist das Haupt­pro­gramm, so­zia­le Fra­gen eher im Hin­ter­grund) und «Me­lo­nen» (aus­sen grün, in­nen rot: mehr so­zial­po­li­ti­sches und we­ni­ger öko­lo­gi­sches En­ga­ge­ment) wa­ren al­ler­dings im­mer noch be­trächt­lich. Die­se bei­den Rich­tun­gen spie­gel­ten sich auch in den bei­den 1983 ge­grün­de­ten na­tio­na­len TOP Dach­or­ga­ni­sa­tio­nen, der Fö­de­ra­tion der grü­nen Par­tei­en der Schweiz (spä­ter Grü­ne Par­tei der Schweiz, GPS) und der Grü­nen Al­ter­na­ti­ve Schweiz (GRAS, spä­ter Grü­nes Bünd­nis der Schweiz, GBS) wider. Die­se bei­den Grup­pie­run­gen kon­kur­rier­ten in den 1980er-Jah­ren, ehe sich an­fangs der 1990er Jah­re die GPS durch­setz­te, der sich auch die meis­ten ver­blie­be­nen Grün-Al­ter­na­ti­ven an­schlos­sen. Die­se Ent­ste­hungs­ge­schich­te, die von unten nach oben, von lo­ka­len For­ma­tio­nen zur na­tio­na­len Par­tei, ver­lief, er­klärt auch die teil­wei­se ab­wei­chen­den kan­to­na­len Be­zeich­nun­gen.
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1991 er­reich­ten die Grü­nen ihr bis zu die­sem Zeit­punkt bes­tes Er­geb­nis mit einem Stim­men­an­teil 6.1% und 14 Sit­zen im Na­tio­nal­rat. Der Grund ist haupt­säch­lich in den Nach­wir­kun­gen der 80er-Um­welt­de­bat­te zu su­chen. Auf die­sen Er­folg folg­te al­ler­dings eine län­ge­re Kri­se, die 1992 mit der Ab­stim­mung über den EWR be­gann, wel­che die Schweiz, aber auch die Grü­ne Par­tei spal­te­te. Wie spä­ter auch bei der Volks­ab­stim­mung bil­de­te sich in­ner­halb der Par­tei ein Rösti­gra­ben: Die Mehr­heit der Deutsch-Schwei­zer Grü­nen be­fürch­te­ten ne­ga­ti­ve öko­lo­gi­sche Kon­se­quen­zen und we­ni­ger Mit­be­stim­mungs­rech­te für das Volk, wäh­rend die Grü­nen in der fran­zö­sisch­spra­chi­gen Schweiz die Män­gel (aus grü­ner Sicht) ak­zep­tier­ten, weil ih­nen die An­nä­he­rung an die EU wich­ti­ger war. In den auf die EWR-Ab­stim­mung fol­gen­den Dis­kus­sio­nen sprach sich die Mehr­heit der Grü­nen für einen Bei­tritt der Schweiz zur EU aus.
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Mit der EWR-Ab­stim­mung zeich­ne­te sich eine Ver­la­ge­rung des Schwer­punk­tes in den po­li­ti­schen De­bat­ten ab: Öko­lo­gi­sche The­men ka­men aus der Mo­de, da­für präg­ten die Euro­pa­fra­ge und so­zia­le Prob­leme (be­dingt durch die da­ma­li­ge Re­zes­sion) das Bild. Die Fol­ge die­ser Ent­wick­lung war die Wahl­nie­der­la­ge von 1995 (5.0% Stim­men resp. 8 Sit­ze), nach der die Par­tei von vie­len Be­obach­tern, dar­un­ter auch der da­ma­li­ge SP-Prä­si­dent Pe­ter Bo­den­mann (des­sen Par­tei zu den Wahl­ge­win­nern zähl­te), tot­ge­sagt wur­de. En­de der 1990er-Jah­re sta­bi­li­sier­te sich der Wäh­ler­an­teil der Grü­nen, bei den Na­tio­nal­rats­wah­len 1999 blieb der Stim­men­an­teil der Grü­nen sta­bil und sie konn­ten so­gar einen Sitz hin­zu­ge­winnen.
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Bei den Par­la­ments­wah­len 2003 leg­ten die Grü­nen stark zu und er­reich­ten 7.6%; mit 13 Sit­zen er­lang­ten sie nur einen Sitz we­ni­ger als im Re­kord­jahr 1991. In den Me­dien wur­de häu­fig der vor­an­ge­gan­ge­ne Hit­ze­som­mer für die­sen Er­folg ver­ant­wort­lich ge­macht, wo­ge­gen aber spricht, dass ge­mäss Um­fra­gen im Jahr 2003 die Sor­ge um die Um­welt in der Schweiz so nied­rig war wir nie seit Mess­be­ginn 1980. Die Grün­de dürf­ten da­her eher in den at­trak­ti­ven Köp­fen und der (im Ver­gleich zu SP) grös­se­ren At­trak­ti­vi­tät für neue Links-Wäh­ler ge­le­gen ha­ben.
Von 2001 bis 2003 wur­den die Grü­nen von Pa­tri­ce Mu­gny und Ruth Gen­ner ge­mein­schaft­lich prä­si­diert, von 2004 bis 2008 war Ruth Gen­ner al­lei­ni­ge Prä­si­den­tin, Vi­ze­prä­si­dent war der Gen­fer Na­tio­nal­rat Ueli Leuen­ber­ger. Seit April 2008 ist Ueli Leuen­ber­ger Prä­si­dent, Fran­zis­ka Teu­scher und Ali­ne Tre­de tei­len sich das Vi­ze­prä­si­dium.
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Die vier Jah­re zwi­schen 2003 und 2007 wa­ren von star­ken Ge­win­nen der Grü­nen in kan­to­na­len und kom­mu­na­len Wah­len ge­prägt, in de­ren Ver­lauf die Grü­nen ih­re Sit­ze in kan­to­na­len Re­gie­run­gen mehr als ver­dop­peln konn­ten. Die Ab­spal­tung der Grün­li­be­ra­len in zwei Kan­to­nen trüb­te die­ses Bild nur we­nig.
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Die­se Ent­wick­lung fand bei den Par­la­ments­wah­len 2007 ih­ren vor­läu­fi­gen Hö­he­punkt. Die Grü­nen bau­ten ih­ren Stim­men­an­teil auf 9.6% aus und er­reich­ten das bes­te Re­sul­tat ih­rer Ge­schich­te; sie stei­ger­ten im Na­tio­nal­rat ih­re Sitz­an­zahl auf 20. Die­ses Re­sul­tat, zu wel­chem die Klima­dis­kus­sion die­ses Mal oh­ne Zwei­fel bei­ge­tra­gen hat­te (zum ers­ten Mal seit 1988 wird die Um­welt beim Sor­gen­baro­me­ter wie­der als Haupt­sor­ge der Schwei­zer Be­völ­ke­rung ge­nannt), stellt das bes­te Er­geb­nis einer "kleinen" (nicht zu den ge­gen­wär­ti­gen Bun­des­rats­par­tei­en ge­hö­ren­den) Par­tei seit Ein­füh­rung des Pro­porz­wahl­rechts im Jahr 1919 dar. Bei die­sen Wah­len ge­lang den Grü­nen auch der erst­ma­li­ge Ein­zug in den Stän­de­rat, dies gleich mit zwei Sit­zen in den Kan­to­nen Waadt und Genf.
next top GLP — Grünliberale Partei
(seit 2004)
Die Grün­li­be­ra­le Par­tei Kan­ton Zü­rich ent­stand 2004 als Ab­spal­tung von den Grü­nen Kan­ton Zü­rich, als Bal­tha­sar Glätt­li als Prä­si­dent an Stel­le von Mar­tin Bäum­le als Prä­si­dent der Zü­rcher Grü­nen Par­tei ge­wählt wur­de. In­ner­halb eines Jah­res sind knapp 300 neue Mit­glie­der der neu­en Par­tei bei­ge­tre­ten. Die Par­tei trat 2007 erst­mals in den Kan­to­nen Zü­rich und St. Gal­len für die Na­tio­nal­rats­wah­len an und er­rang in Zü­rich 3 Sit­ze.
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Die Grün­li­be­ra­len der Kan­to­ne Zü­rich und St. Gal­len ha­ben am 20. Ju­li 2007 of­fi­ziell eine na­tio­na­le Par­tei ge­grün­det. Die bei­den Kan­to­nal­sek­tio­nen ha­ben sich an den Schwei­zer Par­la­ments­wah­len 2007 be­tei­ligt. Bei den Na­tio­nal­rats­wah­len ge­wann die GLP 1,4% der Stim­men und ist mit 3 Sit­zen im Na­tio­nal­rat ver­tre­ten. Der wie­der­ge­wähl­te Mar­tin Bäum­le und die Neu­ge­wähl­ten Tia­na Mo­ser und Ve­re­na Die­ner stam­men al­le aus der Zür­cher Kan­to­nal­par­tei. Die frü­he­re Zür­cher Re­gie­rungs­rä­tin Ve­re­na Die­ner wur­de zu­dem im zwei­ten Wahl­gang in den Stän­de­rat ge­wählt; auf ih­ren Na­tio­nal­rats­sitz rückt Tho­mas Wei­bel nach.
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Die GLP hat sich mit CVP und EVP für die 48. Le­gis­la­tur­pe­rio­de des Na­tio­nal­ra­tes ge­einigt in einer ge­mein­sa­men Frak­tion zu­sam­men­zu­ar­bei­ten. Als Grund­la­ge hier­für wur­de eine Stär­kung der po­li­ti­schen Mit­te ver­bun­den mit einem Füh­rungs­an­spruch in die­ser an­ge­führt.
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Die Grün­li­be­ra­len se­hen sich als Par­tei der po­li­ti­schen Mit­te und ste­hen da­mit nicht links wie die Grü­ne Par­tei der Schweiz. Sie wol­len eine li­be­ra­le Wirt­schafts- und Ge­sell­schafts­po­li­tik kon­se­quent mit einer nach­hal­ti­gen Um­welt­po­li­tik ver­bin­den. Dif­fe­ren­zen zur ehe­ma­li­gen Mut­ter­par­tei be­ste­hen ins­be­son­de­re in wirt­schafts- und fi­nanz­po­li­ti­schen Fra­gen.
next top PdA — Partei der Arbeit
(seit 1939)
Die Partei der Arbeit be­zeich­net sich selbst als kom­mu­nis­tisch. Eines ih­rer de­kla­rier­ten Zie­le ist es, "auf die Schaf­fung einer brei­ten Mehr­heit zur Über­win­dung des Ka­pi­ta­lis­mus und auf die Ent­wick­lung der schwei­ze­ri­schen Ge­sell­schaft zum de­mo­kra­ti­schen So­zia­lis­mus hin­zu­wir­ken". Die PdA sieht sich als so­li­da­risch mit den so­zial Schwa­chen und setzt sich für Um­ver­tei­lung und ge­gen Pri­va­ti­sie­run­gen ein.
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Die PdA wur­de 1944 als Nach­fol­ge­or­ga­ni­sa­tion der zwi­schen 1939 und 1941 ver­bo­te­nen Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei der Schweiz (KPS) und Fé­dé­ra­tion so­cia­lis­te suis­se (FSS) ge­grün­det. Am be­deu­tends­ten ist sie in den in­du­striell ge­präg­ten Re­gio­nen der fran­zö­sisch­spra­chi­gen Ro­man­die, wo sie auch in ein­zel­nen Städ­ten Re­gie­rungs­mit­glie­der stellt. Im Schwei­zer Na­tio­nal­rat ist sie mit einem waadt­län­di­schen Ab­ge­ord­ne­ten ver­tre­ten.
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In ih­rem Um­feld ent­stan­den Kleinst­par­tei­en, die sich ab den spä­ten 1960er Jah­ren von der PdA ab­spal­te­ten, wie bei­spiels­wei­se die POCH oder die 1969 ge­grün­de­te Re­vo­lu­tio­nä­re Mar­xis­ti­sche Li­ga, die sich 1980 in So­zia­lis­ti­sche Ar­bei­ter­par­tei um­be­nann­te. Man­che schlos­sen sich in den 1990er Jah­ren wie­der mit der PdA zu­sam­men, um Wäh­ler­stim­men zu bün­deln (z.B. das Wahl­bünd­nis Al­lian­ce de Gauche in Genf), an­de­re hin­ge­gen gin­gen wie die POCH in der Grü­nen Par­tei der Schweiz auf.
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In den 1950er Jah­ren war die PdA auch in den deutsch­schwei­ze­ri­schen Kan­to­nen stark. Dort ge­riet sie aber we­gen des Kal­ten Krie­ges in die Iso­la­tion und wur­de zu einer Split­ter­grup­pe. Ein­zig im Kan­ton Ba­sel-Stadt hielt sie et­was mehr als 5%. In den 1990er Jah­ren fiel sie schliess­lich auch in Ba­sel in eine Kri­se. In letz­ter Zeit sties­sen al­ler­dings wie­der jun­ge Kräf­te zur Par­tei, so dass es in der Deutsch­schweiz zu Neu- bzw. Wie­der­grün­dun­gen von Par­tei­sek­tio­nen kam, so ge­sche­hen 2003 in St. Gal­len und Bern.
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(1969-1993)
Die Pro­gres­si­ven Or­ga­ni­sa­tio­nen der Schweiz (POCH) wur­den im Jah­re 1969 aus der Stu­den­ten­be­we­gung als kom­mu­nis­ti­sche Par­tei ge­grün­det. Die Mit­glie­der wa­ren jung und eher in­tel­lek­tuell.
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1977 spal­te­ten sich vie­le Frau­en­grup­pen von der POCH ab und grün­de­ten die Or­ga­ni­sa­tion für die Sa­che der Frau (OFRA). 1987 di­stan­zier­te sich die POCH vom Mar­xis­mus-Le­ninis­mus und nann­te sich for­tan POCH-Grü­ne. Nach der Auf­lö­sung der ein­zel­nen Kan­to­nal­par­tei­en zwi­schen En­de der 1970er Jah­re und 1993 tra­ten vie­le POCH-Mit­glie­der der Grü­nen Par­tei bei und die Par­tei wur­de auf­ge­löst. Als letz­te kan­to­na­le Sek­tion lös­te sich die­je­ni­ge in Ba­sel-Stadt auf, aus der die heu­te noch be­ste­hen­de Par­tei BastA her­vor­ging.
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Ih­ren Ur­sprung in der POCH hat der noch heu­te be­ste­hen­de Rot­punkt­ver­lag in Zü­rich. Die­ser wur­de 1976 als Ge­nos­sen­schaft «Rot­punkt Ver­lag (RPV)» auf Be­schluss der Par­tei­lei­tung mit dem Zweck ge­grün­det, "die Her­aus­ga­be und Ver­brei­tung so­zia­lis­ti­scher Li­te­ra­tur" zu för­dern.
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(seit 1991)
Die Le­ga dei Ti­ci­ne­si ist eine po­li­ti­sche Par­tei in der Schweiz. Sie wur­de 1991 als rech­te Pro­test­par­tei ge­grün­det und ist aus­schliess­lich im Kan­ton Tes­sin ak­tiv.
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Ge­grün­det wur­de die Par­tei vom Un­ter­neh­mer und ehe­ma­li­gen FDP-Par­tei­gän­ger Giu­lia­no Bi­gna­sca und vom Jour­na­lis­ten Fla­vio Ma­spo­li. Im Grün­dungs­jahr 1991 ge­lang es ih­nen, mit Fla­vio Ma­spo­li und Mar­co Bor­ra­do­ri zwei Na­tio­nal­rats­sit­ze und mit Gior­gio Mor­ni­ro­li einen Stän­de­rats­sitz zu be­set­zen.
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Po­li­tisch steht die Le­ga dei Ti­ci­ne­si der Schwei­ze­ri­schen Volks­par­tei, der Frei­heits-Par­tei der Schweiz und ih­rer ita­lie­ni­schen (pa­da­ni­schen) «Schwes­ter­par­tei» Lega Nord na­he. Al­ler­dings he­gen die Tes­si­ner Le­gis­ten im gros­sen Ge­gen­satz zur Lega Nord kei­ne Se­zes­sions­be­stre­bun­gen.
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(seit 1985)
Die Auto-Par­tei (zwi­schen­zeit­lich Frei­heits-Partei der Schweiz (FPS)) wur­de 1985 ge­grün­det und agiert am rechten Rand. Sie ist heu­te nur noch in der Stadt Biel stark, wo sie mit Jürg Scher­rer bis 2008 den Po­li­zei­di­rek­tor stell­te. Ih­re po­li­ti­schen An­sich­ten pub­li­ziert sie in ih­rer Zeit­schrift "Schei­ben­wis­cher".
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Die po­li­tisch weit rechts ste­hen­de Auto­par­tei wur­de im Jahr 1985 von Mi­chael E. Dre­her als Ge­gen­pol zu der Grü­nen Par­tei ge­grün­det. Nach der Zür­cher Sek­tion wur­den wei­te­re Kan­to­nal­par­tei­en ge­grün­det und hat­ten re­la­tiv schnell eini­gen Er­folg. In meh­re­ren Kan­to­nen er­reich­te die Auto­par­tei Frak­tions­stär­ke (et­wa in den Kan­to­nen St. Gal­len, Thur­gau und Schaff­hau­sen).
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Ih­ren Hö­he­punkt er­reich­te die Auto­par­tei im Jah­re 1991, als sie mit 8 Sit­zen im Na­tio­nal­rat ver­tre­ten war. Mit dem Er­star­ken der SVP, aber auch we­gen des eige­nen ag­gres­si­ven Stils und in­ter­nen Que­re­len ver­lor die Auto­par­tei die Gunst vie­ler Wäh­ler. Eini­ge ih­rer pro­mi­nen­tes­ten Ver­tre­ter tra­ten eben­falls zur SVP über. Auch die Na­mens­än­de­rung in Frei­heits-Par­tei (1994) half nicht mehr.
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Seit den Wah­len von 1999 ver­fügt die Par­tei über kei­ne Man­da­te im Na­tio­nal­rat mehr. Im Kan­ton Zü­rich et­wa, wo sie 1991 noch 2 Man­da­te er­run­gen hat­te, er­reich­te sie 2003 we­ni­ger als 0,1% der Wäh­ler­stim­men. Aus­ser­halb der Stadt Biel ist die Par­tei heu­te bloss noch eine Split­ter­grup­pe.
Am 29. Sep­tem­ber 2008 konn­te die Par­tei bei den Wah­len in der Stadt Biel den Sitz ih­res zu­rück­ge­tre­te­nen Zug­pfer­des Jürg Scher­rer nicht ver­tei­di­gen und ver­lor oben­drein 4 der 7 Par­la­ments­sit­ze. So­mit ist sie nur noch mit einem ein­zi­gen Man­dats­trä­ger (René Schlauri) im Bie­ler Ge­mein­de­rat (Exe­ku­ti­ve) ver­tre­ten.
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An einer De­le­gier­ten­ver­samm­lung im Ok­to­ber 2009 be­schlos­sen die Mit­glie­der die Rück­kehr zum leicht ab­ge­än­der­ten Par­tei­na­men «auto-partei.ch».
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Die Frei­heits-Par­tei sieht sich als In­ter­es­sen­ver­tre­te­rin des "klei­nen Man­nes", ins­be­son­de­re in sei­nen Eigen­schaf­ten als Auto­fah­rer und Schwei­zer Bür­ger. Sie ver­tritt die In­ter­es­sen der Auto­fah­rer und der Auto­in­du­strie und for­dert eine Ver­kehrs­po­li­tik, die den mo­to­ri­sier­ten In­di­vi­dual­ver­kehr fa­vo­ri­siert. Sie be­kämpft die An­ti­ras­sis­mus-Ge­setz­ge­bung und for­dert eine re­strik­ti­ve Asyl-, Aus­län­der- und Dro­gen­po­li­tik. Sie ist ge­gen einen Bei­tritt der Schweiz zur Euro­päi­schen Union, aber auch ge­gen die bi­la­te­ra­len Ver­trä­ge. Wei­te­re Zie­le sind wirt­schaft­li­che De­re­gu­lie­rung, eine har­te Spar­po­li­tik und eine star­ke Ar­mee.
TOP LdU — Landesring der Unabhängigen
(1936-1999)
Weil der D­etail­händler und Grün­der der Mi­gros, Gott­lieb Dutt­wei­ler, mit der herr­schen­den Po­li­tik der Schweiz in den 1930er Jah­ren nicht ein­ver­stan­den war, grün­de­te er zu­sam­men mit Gleich­ge­sinn­ten im Jahr 1935 eine Ver­eini­gung. Ob­wohl die­se ur­sprüng­lich nicht als Par­tei ge­dacht war son­dern als Ver­tre­tung von Per­so­nen, die Ka­pi­tal und Ar­beit in der so­ge­nann­ten so­zia­len Markt­wirt­schaft ver­söh­nen soll­te, er­rang die Be­we­gung bei den Wah­len zum Na­tion­al­rat TOP im Jahr 1935 auf An­hieb 7 Sit­ze. Al­ler­dings be­schränk­ten sich die Sitz­ge­win­ne auf bloss drei Kan­to­ne (Zü­rich 5 Sit­ze, St. Gal­len und Bern je 1 Sitz). Da der ur­sprüng­liche Plan, die Bes­ten al­ler Par­tei­en in einem Lan­des­ring zu ver­eini­gen, po­li­tisch nicht ge­lang, wur­de am 30. De­zem­ber 1936 eine Par­tei mit dem Na­men Lan­des­ring der Un­ab­hän­gi­gen ge­grün­det. Die je­wei­li­gen Kan­to­nal­par­tei­en hies­sen "Stan­des­ring".
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We­gen der auto­ritä­ren Füh­rung durch den Grün­der und Prä­si­den­ten kam es be­reits 1943 zu einer Ab­spal­tung durch füh­ren­de Krei­se in­ner­halb der Par­tei. Die­se trat bei den Na­tio­nal­rats­wah­len im Herbst des­sel­ben Jah­res als Un­ab­hän­gig-freie Lis­te in eige­ner Re­gie an und er­ziel­te einen Sitz. Doch über­leb­te die­se Ab­spal­tung nicht lan­ge. In der Ära Dutt­wei­ler er­reich­te die Par­tei stets um die 5% Wäh­ler­an­teil, al­ler­dings oh­ne die la­tei­ni­sche Schweiz. Auch in der In­ner­schweiz blie­ben die Er­fol­ge auf Lu­zern be­schränkt.
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Nach dem Tod von Dutt­wei­ler konn­te sich der Lan­des­ring als so­zial­li­be­ra­le Al­ter­na­ti­ve zwi­schen der Lin­ken und den Bür­ger­li­chen etab­lie­ren. Bei den Wah­len zum Na­tio­nal­rat im Jahr 1967 wur­de er mit 9,1% der Stim­men und 16 Ab­ge­ord­ne­ten zur stärks­ten Op­po­si­tions­par­tei. Der LdU sprach vor al­lem die städ­ti­sche Mit­tel­schicht (An­ge­stell­te, Be­am­te) an.
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Ge­gen En­de der 1970­er Jah­re brach ein hef­ti­ger Rich­tungs­streit zwi­schen Ver­tre­tern der so­zia­len Mark­twirt­schaft und einem öko­lo­gi­schen Par­tei­flü­gel aus. In der Mit­te der 1980er Jah­re setz­te sich der öko­lo­gisch orien­tier­te Flü­gel durch. Der LdU ver­lor Mit­glie­der an SP und Grüne. Die ihm nahe­ste­hen­de Ta­ges­zei­tung «Die Tat» wur­de zu einer Wo­chen­zei­tung im Sti­le eines Bou­le­vard-Blat­tes und ver­schwand bald. We­gen der Bei­trags­kür­zun­gen der Mi­gros und dem Ent­ste­hen an­de­rer Pro­test-Grup­pen nahm die Zahl der Wäh­ler kon­ti­nuier­lich ab. Am Son­der­par­tei­tag vom 4. De­zem­ber 1999 in Aarau be­schlos­sen die De­le­gier­ten mit 57 zu 7 Stim­men die Auf­lö­sung der Par­tei. Der LdU war nach 63 Jah­ren ge­stor­ben.