Schildbürger

Die bekanntesten Streiche

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Die Geschichte von den Schild­bürgern

Im Mittel­alter lag mit­ten in der Schweiz eine Stadt, die Schilda hiess. Ih­re Be­woh­ner nann­te man des­halb die Schild­bür­ger. Das wa­ren selt­sa­me Leu­te. Al­les, was sie ta­ten, mach­ten sie falsch. Und al­les, was man ih­nen sag­te, nah­men sie ge­nau so, wie man es ih­nen sag­te. Wenn zum Bei­spiel je­mand zu ih­nen sag­te: «Ihr habt ja ein Brett vor dem Kopf!», dann grif­fen sie sich schon an die Stirn und woll­ten das Brett weg­neh­men. Und wenn je­mand zu ih­nen sag­te: «Bei euch piept es ja!», so blie­ben sie ganz ru­hig um ge­nau hin­zu­hö­ren. Nach eini­ger Zeit sag­ten sie dann: «Es tut uns leid, aber wir kön­nen nichts pie­pen hö­ren.»

So viel Dumm­heit wur­de na­tür­lich bald über­all be­kannt. Und über­all lach­te man über die Schild­bür­ger. Aber kann man ei­gent­lich so dumm sein? Nein, so dumm kann man nicht sein! Und so dumm waren die Schild­bür­ger ei­gent­lich auch nicht. Aber warum stell­ten sie sich dann so dumm?

Warum die Schildbürger sich dumm stellten

Lange, bevor die Schild­bür­ger durch ih­re Dumm­heit be­rühmt wur­den, wa­ren sie sehr fleis­sig und klug. So fleis­sig und klug, dass von über­all Leu­te nach Schil­da ka­men, um sich Rat zu ho­len. So­gar aus fer­nen Län­dern ka­men Bo­ten von Kai­sern und Kö­ni­gen. Sie woll­ten, dass ein klu­ger Mann aus Schil­da zu ih­nen kommt, und ih­nen hilft. So gin­gen im­mer mehr Schild­bür­ger ins Aus­land.

Aber in Schil­da wur­de es im­mer schlech­ter. Da die Män­ner nicht da wa­ren, muss­ten die Frau­en al­les tun. Sie muss­ten Sa­men auf dem Feld aus­streu­en und spä­ter die Früch­te ern­ten, die Kin­der un­ter­rich­ten, die Häu­ser re­pa­rie­ren und al­les an­de­re tun, was sonst die Män­ner ge­tan hat­ten. Und des­halb ging al­les ka­putt und die Kin­der wur­den frech und blie­ben dumm. Die Frau­en hat­ten lau­ter Sor­gen und wur­den schnell alt. Da wur­den sie zor­nig und schrie­ben ih­ren Män­nern einen Brief über ih­re Not. Sie sag­ten den Män­nern, sie soll­ten so­fort nach Hause kom­men.

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Die Männer be­ka­men gros­se Angst, ver­ab­schie­de­ten sich von den Kö­ni­gen und Sul­ta­nin­nen und fuh­ren so schnell wie mög­lich nach Schil­da zu­rück. Dort an­ge­kom­men, er­kann­ten sie Schil­da kaum wie­der. Die Fen­ster wa­ren ka­putt, die Stras­sen hat­ten gros­se Lö­cher, die Rä­der der Wa­gen quietsch­ten, die Kin­der streck­ten die Zun­ge her­aus, und der Wind weh­te die Zie­gel vom Dach. «Das habt ihr von eu­rer Klug­heit!», sag­ten die Frau­en.

Einige Tage spä­ter sas­sen die Män­ner im Wirts­haus. Sie klag­ten sich ihr Leid und über­leg­ten. Draus­sen stan­den schon wie­der fünf Leu­te aus frem­den Län­dern, die Rat ha­ben woll­ten. «Wir sind al­le sehr krank!», sag­ten sie. Da gin­gen die Leu­te wie­der weg. Sie dach­ten wei­ter nach.

Nach einiger Zeit kam dem Schwei­ne­hir­ten eine Idee. Er war lan­ge Stadt­bau­meis­ter in Pi­sa ge­we­sen und hat­te dort den be­kann­ten Schie­fen Turm ge­baut. Er war sehr fleis­sig. «Ich hab’s!», sag­te er noch ein­mal. «Die Klug­heit war an al­lem schuld. Und nur die Dumm­heit kann uns ret­ten.» Die an­de­ren sa­hen ihn fra­gend an. «Das ist der ein­zi­ge Aus­weg. Wenn wir uns al­le dumm stel­len, dann las­sen uns die Kö­ni­ge und Sul­ta­ne in Ru­he.» «Aber wie stellt man sich dumm?» frag­te der Schmied? «Nun, dumm zu schei­nen, oh­ne dumm zu sein ist nicht so leicht. Aber wir sind schlaue Leu­te und wer­den das schon schaf­fen.».

«Bravo! "Dummsein" ist mal was an­de­res», sag­te der Schnei­der. Auch den an­de­ren ge­fiel der Plan. Die nächs­ten zwei Mo­na­te üb­ten sie das Sich-dumm-stel­len im Ge­hei­men. Dann erst mach­ten sie ih­ren ers­ten Streich. Sie bau­ten ein drei­ec­ki­ges Rat­haus. Das mach­te ih­nen viel Spass. Nur der Leh­rer hat­te Be­den­ken. «Wer klug tut, wird da­von noch lan­ge nicht klug. Aber wer sich lan­ge dumm stellt, wird viel­leicht eines Ta­ges wirk­lich dumm». Die an­de­ren lach­ten ihn aus. «Seht, es fängt schon an.» «Was?», mein­te der Schmied neu­gie­rig. «Eu­re Dumm­heit», rief der Leh­rer. Da lach­ten sie ihn al­le aus.