Daten­leck ent­larvt kri­mi­nel­le Kun­den der Pri­vat­bank HSBC Schweiz

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Kon­to­da­ten zei­gen, dass die HSBC Schweiz Mil­lio­nen­gel­der von Hoch­ri­si­ko­kun­den ver­wal­te­te. Vie­le wa­ren in­vol­viert in Geld­wä­sche­rei­af­fä­ren, Ter­ror­fi­nan­zie­rung, Dro­gen- oder Waf­fen­han­del.

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Von Ti­tus Platt­ner, Ma­rio Stäub­le,
Da­ni­el Glaus und Oli­ver Zihl­mann
SCHAAD
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Der Schwei­zer Ab­le­ger der Gross­bank HSBC ver­wal­te­te bis 2006 Dut­zen­de Mil­lio­nen Dol­lar für sau­di­ara­bi­sche Ge­schäfts­leu­te, die seit 2001 un­ter dem Ver­dacht stan­den, Osa­ma Bin La­den Geld ge­spen­det zu ha­ben. Die Bank führ­te auch Kon­ten einer Crys­tal-Meth-Gang in den USA so­wie eines Dro­gen­händ­lers, der we­gen des Trans­ports von 1212 Ki­lo Ko­ka­in zu sie­ben Jah­ren Ge­fäng­nis ver­ur­teilt wur­de.

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Die­se und vie­le wei­te­re prob­le­ma­ti­sche Kun­den fin­den sich in Da­ten, die In­for­ma­ti­ker Her­vé Fal­cia­ni 2007 der HSBC stahl und dem fran­zö­si­schen Fis­kus über­gab. Von dort ge­lang­ten die In­for­ma­tio­nen zu «Le Mon­de». Die Zei­tung lan­cier­te letz­ten Sep­tem­ber mit­hil­fe des In­ter­na­tio­nal Con­sor­ti­um of In­ves­ti­ga­ti­ve Jour­na­lists (ICIJ) eine welt­wei­te Re­cher­che. Un­ter dem Stich­wort «Swiss­leaks» ver­öf­fent­li­chen heu­te über 140 Jour­na­lis­ten in mehr als 40 Län­dern die Re­sul­ta­te. In der Schweiz be­tei­li­gen sich «Ta­ges-An­zei­ger», «Bund», «Sonn­tags­Zei­tung», «Le Ma­tin Di­man­che», «L’Heb­do» und «Le Temps».

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Nur ein Bruch­teil war ver­steu­ert

Die Kunden­dos­si­ers be­stä­ti­gen, dass die HSBC 2007 ak­tiv bei der Hin­ter­zie­hung von Steu­ern half, wie an­de­re Ban­ken da­mals auch. Er­mitt­lun­gen zeig­ten, dass von 2'846 fran­zö­si­schen HSBC-Kun­den nur 6 die­ses Geld auch ver­steuer­ten — das sind 0,2 Pro­zent.

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Zum er­sten Mal ist es für Jour­na­lis­ten auch mög­lich, nach­zu­prü­fen, wie eine Schwei­zer Bank mit je­nen Kun­den um­ging, bei de­nen es nebst Steu­ern wo­mög­lich auch um Waf­fen, Dro­gen und Blut­dia­man­ten ging. Die Da­ten zei­gen: Vie­le sol­cher Hoch­ri­si­ko­kun­den wa­ren bei der Bank will­kom­men.

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So findet sich ein Kon­to der af­ri­ka­ni­schen Fir­ma Ka­tex Mi­nes, die im Bür­ger­krieg von Li­be­ria Waf­fen an Re­bel­len lie­fer­te, in de­ren Rei­hen Kin­der­sol­da­ten kämpf­ten. Und: Die HSBC ver­wal­te­te Mil­lio­nen­ver­mö­gen für teils ver­ur­teil­te Händ­ler von Blut­dia­man­ten so­wie für Dut­zen­de Spit­zen­po­li­ti­ker und Mit­glie­der von Herr­scher­fa­mi­li­en aus kor­rup­ten Län­dern. Die Lis­te ist lang.

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Der Zürcher Ex-Staats­an­walt und Com­plian­ce-Ex­per­te Da­vid Zol­lin­ger sagt, die Schweiz ha­be im Ver­gleich sehr stren­ge Geld­wä­sche­rei­nor­men. Sol­che Fäl­le wür­den aber zei­gen, dass es da­mit nicht ge­tan sei. Viel­mehr ent­schei­de die Um­set­zung die­ser Nor­men über das Re­sul­tat. Die Schweiz ha­be ge­nau­so schwe­re Prob­le­me mit Geld­wä­sche­rei wie die an­de­ren Fi­nanz­plät­ze auch. Es stel­le sich auf­grund der HSBC-Fäl­le die Fra­ge, ob die in­ter­nen Kon­trol­len ver­schärft wer­den müss­ten.

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«Ra­di­ka­le Trans­for­ma­ti­on»

Die HSBC Schweiz an­er­kennt in einer Stel­lung­nah­me, dass die «Kul­tur der Com­plian­ce» und die Stan­dards der Due Di­li­gen­ce bei der HSBC und an­de­ren Schwei­zer Ban­ken im Jahr 2007 «deut­lich tie­fer» la­gen als heu­te. Die HSBC be­tont, sie ha­be seit 2012 in der Schweiz eine «ra­di­ka­le Trans­for­ma­ti­on» voll­zo­gen. Zwei Drit­tel der Kon­ten sei­en ge­schlos­sen wor­den. Al­le Bar­geld­be­zü­ge von über 10'000 Dol­lar un­ter­lä­gen nun einer «strik­ten Kon­trol­le». Die HSBC stell­te ih­re Po­si­ti­on vor­sorg­lich be­reits ges­tern öf­fent­lich dar. Schweiz­chef Fran­co Mor­ra sag­te in der «NZZ am Sonn­tag»: «2007 war die HSBC Schweiz eine an­de­re Bank als heu­te».

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Die Probleme des Geld­hau­ses dau­ern je­doch an. Seit letz­tem Herbst lau­fen in meh­re­ren Län­dern Ver­fah­ren we­gen Bei­hil­fe zur Steu­er­hin­ter­zie­hung. Und die Ban­ken­auf­sicht Fin­ma hat in den letz­ten zwei Jah­ren zwei «um­fas­sen­de Ver­fah­ren bei der HSBC» ge­führt, wie Spre­cher To­bi­as Lux be­stä­tigt. «Wir stell­ten da­bei fest, dass die Bank ge­gen die Geld­wä­sche­rei­be­stim­mun­gen ver­stos­sen hat.»

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  Swissleaks
 
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Res Strehle Kom­men­tar Res Strehle, Chef­re­dak­tor,
über die neu­en Ent­hül­lun­gen
zur Pri­vat­bank HSBC Schweiz.

Res Strehle

Kom­men­tar Res Strehle, Chef­re­dak­tor,
über die neu­en Ent­hül­lun­gen
zur Pri­vat­bank HSBC Schweiz.

Die Kon­trol­len ha­ben ver­sagt

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Die neuen Fak­ten über die Pri­vat­bank HSBC Schweiz stim­men in zwei­er­lei Hin­sicht nach­denk­lich: Ers­tens war die Bei­hil­fe die­ser Pri­vat­bank zur Steu­er­hin­ter­zie­hung ver­mö­gen­der Kun­den bis 2007 deut­lich grös­ser als bis jetzt be­kannt. Und zwei­tens zei­gen die neu­en Fak­ten, dass die Bank nicht nur eine Rei­he nam­haf­ter Kun­den be­treu­te, die ihr Geld vor dem Fis­kus ver­steck­ten, son­dern da­zu auch sol­che, die schwe­rer De­lik­te ver­däch­tigt oder so­gar da­für ver­ur­teilt wur­den.

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Man kann bei­des als Alt­las­ten an­se­hen, schliess­lich sind die Da­ten, die das Jour­na­lis­ten­kon­sor­ti­um ICIJ un­ter dem Stich­wort «Swiss­leaks» mit ver­schie­de­nen in­ter­na­tio­na­len Me­di­en teil­te, sie­ben und mehr Jah­re alt. Sie be­ru­hen auf dem Fun­dus des ehe­ma­li­gen Gen­fer HSBC-Mit­ar­bei­ters Her­vé Fal­cia­ni und sind un­recht­mäs­sig be­schafft wor­den. Ent­spre­chend hoch muss die Hür­de für eine Ver­öf­fent­li­chung sein.

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Sie wird im Fal­le der nun be­kannt ge­wor­de­nen, du­bio­sen oder gar ver­ur­teil­ten Kun­den die­ser Bank loc­ker über­sprun­gen. Es mag sich um Alt­las­ten han­deln, die zum Teil aus einer frü­he­ren Über­nah­me stamm­ten. Aber die Bank war zu einer sorg­fäl­ti­gen Über­prü­fung ih­res Kun­den­stamms ver­pflich­tet, schliess­lich hat­te die Schweiz En­de der Neun­zi­ger­jah­re stren­ge Re­geln ge­gen die Geld­wä­sche­rei er­las­sen, um den hie­si­gen TOP Fi­nanz­platz vom Vor­wurf der zu la­schen Kon­trol­len zu ent­las­ten. Seit­her rühmt sie sich einer der streng­sten Ge­setz­ge­bun­gen in die­sem Be­reich. Mit ih­rer Wachs­tums­stra­te­gie im Pri­vat­kun­den­ge­schäft und der tra­di­tio­nell ho­hen Ren­di­te­vor­ga­be agier­te die HSBC wo­mög­lich for­scher und des­halb et­was un­vor­sich­ti­ger als an­de­re. Wir wis­sen es nicht, weil es in den an­de­ren Pri­vat­ban­ken kei­nen Her­vé Fal­cia­ni gab.

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Die neuen Ent­hül­lun­gen wec­ken je­den­falls Zwei­fel, wie rasch und ef­fi­zient die Schwei­zer Be­hör­den das Geld­wä­sche­rei­ge­setz in die Pra­xis um­setz­ten — und wie ernst die Ban­ken die Vor­schrif­ten ge­nom­men ha­ben. Sieb­zehn Jah­re nach Ein­füh­rung die­ses Ge­set­zes wä­re es an der Zeit, das Phä­no­men des un­ter­re­gu­lier­ten Schwei­zer Fi­nanz­plat­zes als Alt­last des 20. Jahr­hun­derts in die Ge­schichts­bü­cher zu ver­ban­nen.

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Der Da­ten­dieb und sei­ne Beu­te

Hervé Falciani

Her­vé Fal­cia­ni ko­pier­te bei der HSBC rie­si­ge Da­ten­sät­ze.

Foto: Reuters

Hervé Falciani

Her­vé Fal­cia­ni ko­pier­te bei der HSBC rie­si­ge Da­ten­sät­ze.

Foto: Reuters

Was stahl Her­vé Fal­cia­ni bei der HSBC? Sechs Fra­gen und Ant­wor­ten zum Da­ten­leck.

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Was stahl Her­vé Fal­cia­ni bei der HSBC? Sechs Fra­gen und Ant­wor­ten zum Da­ten­leck.

Von Oli­ver Zihl­mann und Ti­tus Platt­ner

1. Wie kam es zum Da­ten­dieb­stahl?

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Der Infor­ma­ti­ker Her­vé Fal­cia­ni (43), auf­ge­wach­sen in Mo­na­co, ent­wen­de­te 2006 und 2007 ver­trau­li­che Kun­den­in­for­ma­tio­nen aus den Da­ten­ban­ken sei­nes da­ma­li­gen Ar­beit­ge­bers, der Pri­vat­bank HSBC Schweiz in Genf. Er nutz­te ein Si­cher­heits­leck: Die Ver­schlüs­se­lung der Da­ten funk­tio­nier­te zeit­wei­se nicht. Der Dieb ver­such­te erst, die Da­ten an an­de­re Ban­ken und Ge­heim­diens­te zu ver­kau­fen. Doch die Bun­des­kri­mi­nal­po­li­zei kam ihm auf die Schli­che. Am 23. De­zem­ber 2008 floh Fal­cia­ni aus der Schweiz, drei Ta­ge spä­ter über­gab er fünf DVDs der fran­zö­si­schen Steu­er­fahn­dung.

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2. Um was für Da­ten han­delt es sich?

Fran­zö­si­sche Spe­zia­lis­ten er­stell­ten aus den Roh­da­ten rund 36'000 Ex­cel-Ta­bel­len. Die­se ent­hal­ten 106'458 Ein­trä­ge — zu Kun­den, Ban­kern, An­wäl­ten, Mit­tels­män­nern so­wie Fir­men, die mit die­sen Per­so­nen ver­bun­den sind. Die­se Da­ten lie­gen dem TA vor.

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3. Wo­her kommt das Ma­te­ri­al?

Die Zeitung «Le Monde» ge­lang­te an die Da­ten der fran­zö­si­schen Be­hör­den. Die Zei­tung ge­währ­te Part­ner­me­di­en Ein­blick. Die Füh­rung über­nahm das In­ter­na­tio­nal Con­sor­ti­um of In­ves­ti­ga­ti­ve Jour­na­lists (ICIJ) in Wa­shing­ton. Im Ver­bund en­ga­gie­ren sich auch Schwei­zer Me­di­en, die so die Da­ten ein­se­hen und kri­tisch prü­fen konn­ten.

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4. Was ent­hal­ten die Da­ten?

Ein­seh­bar sind Kun­den­ein­trä­ge mit Na­men, Ge­burts­da­tum und wei­te­ren Merk­ma­len. Da­zu IBAN-Num­mern von Kon­ten, die mit der Per­son as­so­zi­iert sind. Fer­ner Kon­to­stän­de so­wie No­ti­zen der Ban­ker zum Ein­trag. Die Da­ten stam­men gross­teils aus den Jah­ren 2004 bis 2007.

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5. Sind die Da­ten echt?

Die HSBC betont, dass es sich bei den Lis­ten aus Frank­reich nicht um Ori­gi­nal­da­ten han­delt. In einer Ein­ver­nah­me sag­te der Chef­ju­rist der Bank, man ha­be Ab­wei­chun­gen fest­ge­stellt. Er nann­te ein Bei­spiel, bei dem ein Kun­de we­ni­ger auf dem Kon­to hat­te, als in den Da­ten ver­zeich­net war. Tat­sa­che ist, dass die fran­zö­si­schen Er­mitt­ler und das Schwei­zer Fed­pol die Echt­heit mehr­fach be­stä­tigt ha­ben. Die Bun­des­kri­mi­nal­po­li­zei, wel­che die Da­ten mit HSBC-Spe­zia­lis­ten ana­ly­siert hat­te, schrieb 2010: «Es han­delt sich um eine Re­kon­struk­ti­on der kom­plet­ten Kun­den­pro­fi­le und ih­rer Bank­ver­bin­dun­gen. Es sind ech­te und ver­trau­li­che Da­ten, die in al­len Punk­ten mit den Kun­den­da­ten über­ein­stim­men, wie sie bei der HSBC ge­spei­chert wa­ren.»

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6. Wur­den die Da­ten ma­ni­pu­liert?

Die Bun­des­an­walt­schaft er­hielt 2010 zwei Ko­pi­en der Da­ten aus Frank­reich zu­rück. Zu­erst als DVDs, dann als Ko­pi­en von Fest­plat­ten. Ver­glei­che zeig­ten, dass bei den DVDs 1229 Da­ten­zei­len fehl­ten. In Frank­reich stritt man über die­se Zei­len. Der Staats­an­walt von Niz­za sag­te, ein Ver­trau­ter des frü­he­ren In­nen­mi­nis­ters sei aus der Lis­te ver­schwun­den. Beim Fun­dus, der den Me­di­en vor­liegt, han­delt es sich in­des um die Da­ten der fran­zö­si­schen Steu­er­fahn­der, die ge­mäss Re­cher­chen nicht ge­fil­tert wur­den.

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Was HSBC zum Leck sagt

Die Bank gibt Ver­feh­lun­gen zu — und reicht einen Teil der Schuld wei­ter

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Die HSBC Pri­va­te Bank (Suis­se) SA ist die viert­gröss­te aus­län­disch be­herrsch­te Bank in der Schweiz. Per En­de 2014 ver­wal­te­ten ih­re Fi­lia­len in Genf, Lu­ga­no und am Pa­ra­de­platz Zü­rich 68 Mil­li­ar­den Fran­ken Kun­den­gel­der. Die Bank ge­hört zur Hong­kong Shang­hai Ban­king Cor­po­ra­tion, einem 150 Jah­re al­ten Kon­glo­me­rat mit Haupt­sitz in Lon­don.

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Der TA und an­de­re Me­di­en sand­ten der Bank im Rah­men der Swiss­leaks-Re­cher­chen Fra­gen­ka­ta­lo­ge zu. Die Bank ant­wor­te­te nicht auf ein­zel­ne Vor­wür­fe. Statt­des­sen schick­te sie den Jour­na­lis­ten eine vier­sei­ti­ge Stel­lung­nah­me — ein aus­ser­ge­wöhn­li­ches Pa­pier. Die Bank gibt dar­in Ver­feh­lun­gen zu: «Ob­wohl es zahl­rei­che Grün­de da­für gibt, in der Schweiz ein Bank­kon­to zu ha­ben, nutz­ten in man­chen Fäl­len Per­so­nen das Bank­ge­heim­nis aus, um un­de­kla­rier­te Kon­ten zu un­ter­hal­ten.» Das führ­te laut der Bank da­zu, dass man eine An­zahl Kun­den hat­te, die ih­re Steu­er­ver­pflich­tun­gen «nicht voll­stän­dig» ein­hiel­ten. «Wir an­er­ken­nen das Ver­sa­gen von Com­pli­ance und Kon­trol­le in der Ver­gan­gen­heit und sind da­für ver­ant­wort­lich.»

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Die HSBC Schweiz hat seit dem Da­ten­dieb­stahl laut eige­nen An­ga­ben eine «ra­di­ka­le Trans­for­ma­ti­on» hin­ter sich. Seit 2012 ver­langt sie, dass Kun­den «steu­er­trans­pa­rent» sind: Be­steht der Ver­dacht, dass ein Kun­de Steu­er­vor­schrif­ten ver­letzt, wird sein Kon­to ge­schlos­sen — oder gar nicht erst er­öff­net. Glo­bal hat die HSBC 1750 neue Com­pli­ance-Spe­zia­lis­ten an­ge­stellt so­wie die An­ti-Geld­wä­sche­rei-Richt­li­ni­en ver­schärft.

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Einen Teil der Schuld reicht die HSBC wei­ter. Die meis­ten Kun­den sei­en 1999 durch den Kauf der Re­pub­lic Na­tio­nal Bank des bra­si­lia­ni­schen Ban­kers Ed­mond Saf­ra ins Port­fo­lio ge­langt. Re­pub­lic/Saf­ra ha­be sich nach «ganz an­de­ren Stand­ards» ge­rich­tet — und eine Kun­den­ba­sis ge­pflegt, die sich über 150 Län­der er­streck­te. Über 100 die­ser Märk­te hat die Bank in­zwi­schen auf­ge­ge­ben, und die Kun­den­ba­sis schmolz zu­sam­men: 2007 ver­wal­te­te die Bank 30'412 Kon­ten; 2014 wa­ren es noch 10'343. (ms)

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«Kun­de ist der­zeit sehr vor­sich­tig. Er spürt den Druck der bel­gi­schen Steu­er­fahn­dung. Sie un­ter­su­chen sei­ne Ak­ti­vi­tä­ten im Be­reich Dia­man­ten­han­del … Steu­er­be­trug.»

Kontakt: Unbekannter Ort
Notiz vom 9.9.2005


«Kein Kun­den­ver­wal­ter reist mehr mit Kon­to-Do­ku­men­ten nach Bel­gi­en, trop ris­qué.»

Kontakt: Telefon
Notiz vom 26.10.2005


«Wir kön­nen am Te­le­fon NICHT of­fen re­den. Es ist dar­um schwie­rig dem Kun­den zu an­de­ren In­vest­ments Fra­gen zu stel­len!»

Kontakt: Telefon
Notiz vom 22.9.2005


«Kun­de sagt, Kli­ma in Ant­wer­pen sei wei­ter sehr feind­se­lig. Will nicht mehr, dass wir ihn an­ru­fen; wei­ter­hin ab­ge­hör­te Te­le­fo­ne im Markt; denkt nicht, dass wir uns dort zei­gen soll­ten.»

Kontakt: Bank, Genf
Notiz vom 5.1.2005


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«Kunde will nicht per Te­le­fon kon­tak­tiert wer­den!!!!!!!!!!!!»

Kontakt: Bank, Genf
Notiz vom 5.1.2005


Kontakt: Unbekannter Ort
Notiz vom 9.9.2005

Kontakt: Telefon
Notiz vom 26.10.2005

Kontakt: Telefon
Notiz vom 22.9.2005

Kontakt: Bank, Genf
Notiz vom 5.1.2005

Kontakt: Bank, Genf
Notiz vom 5.1.2005

Bad Bank

Die HSBC Schweiz ho­fier­te Kun­den, die mit Waf­fen­han­del, Blut­dia­man­ten und Dro­gen Mil­lio­nen ver­dien­ten.

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Von Oli­ver Zihl­mann, Ti­tus Platt­ner,
Ma­rio Stäub­le und Will Fitz­gib­bon
HSBCHSBC

«Kei­ne Sor­gen, dass wir in un­se­rer Bank ir­gend­einen Fall von Geld­wä­sche­rei ha­ben»:
HSBC-Sitz in Genf.

Foto: Mark Henley (Panos Pictures)

HSBCHSBC

«Kei­ne Sor­gen, dass wir in un­se­rer Bank ir­gend­einen Fall von Geld­wä­sche­rei ha­ben»:
HSBC-Sitz in Genf.

Foto: Mark Henley (Panos Pictures)

HSBCHSBC

«Kei­ne Sor­gen, dass wir in un­se­rer Bank ir­gend­einen Fall von Geld­wä­sche­rei ha­ben»:
HSBC-Sitz in Genf.

Foto: Mark Henley (Panos Pictures)

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Am 9. Sep­tem­ber 2005 schreibt ein Be­ra­ter der Pri­vat­bank HSBC Schweiz in Genf eine War­nung in die Fi­che eines Kun­den. Es geht um Em­ma­nu­el Shal­lop, einen li­ba­ne­sisch-bel­gi­schen Dia­man­ten­händ­ler aus Ant­wer­pen. «Kun­de ist der­zeit sehr vor­sich­tig», schreibt der Ban­kier. «Er spürt den Druck der bel­gi­schen Steu­er­fahn­dung. Sie un­ter­su­chen sei­ne Ak­ti­vi­tä­ten im Be­reich Dia­man­ten­han­del … Steu­er­be­trug.»

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Be­reits 2001, vier Jah­re zuvor, nann­te ein Be­richt des UNO-Si­cher­heits­rats Em­ma­nu­el Shal­lop als Em­pfän­ger von Gel­dern aus dem Han­del mit Blut­dia­man­ten in Sier­ra Leo­ne, für die ein stren­ges Han­dels­em­bar­go galt. Ver­stös­se da­ge­gen wer­den auch in der Schweiz mit bis zu fünf Jah­ren Frei­heits­stra­fe ge­büsst.

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Aber we­der der UNO-Be­richt noch die deut­li­chen Hin­wei­se des Kun­den sel­ber auf Er­mitt­lun­gen in Bel­gi­en ha­ben die HSBC Schweiz be­wo­gen, Shal­lops Kon­to zu schlies­sen. Im Ge­gen­teil: Der Kun­de sei «sehr zu­frie­den», no­tiert ein HSBC-Mann nach einem Tref­fen im Herbst 2005. Shal­lops Gut­ha­ben über­stieg 2006/2007 zeit­weise 2,8 Mil­lio­nen Dol­lar. Das geht aus sei­ner Fi­che her­vor. Ein Jahr spä­ter ver­ur­teil­te ihn ein Ge­richt in Ant­wer­pen we­gen Han­del mit Blut­dia­man­ten zu vier Jah­ren Ge­fäng­nis. 2010 wur­de das Ur­teil be­stä­tigt.

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2009 frag­ten Jour­na­lis­ten den da­ma­li­gen CEO der HSBC Schweiz, Ale­xan­dre Zel­ler, ob es in sei­ner Bank kei­ne Fäl­le von Geld­wä­sche­rei ge­be. Sei­ne Ant­wort: «Ich ma­che mir kei­ner­lei Sor­gen, dass wir in un­se­rer Bank ir­gend­einen Fall von Geld­wä­sche­rei ha­ben. Egal, wel­ches Land es be­trifft: Wenn nur der ge­ring­ste Zwei­fel auf­ge­kom­men wä­re, hät­ten wir das ge­mel­det.» Im sel­ben In­ter­view wie­der­hol­te der Bank­chef auch, was bis heu­te das of­fi­zi­el­le Cre­do auf dem Fi­nanz­platz Schweiz ist: Steu­er­de­lik­te sei­en vor 2009 zwar vor­ge­kom­men. Aber bei schwe­re­ren De­lik­ten, bei Geld­wä­sche­rei und Ähn­li­chem, da han­del­ten Schwei­zer Ban­ken vor­bild­lich.

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Die Fal­cia­ni-Da­ten ver­mit­teln ein an­de­res Bild. Re­cher­chen in Kun­den­ein­trä­gen zei­gen, wie die in­ter­nen Kon­trol­len der Bank rei­hen­wei­se ver­sag­ten, wie sie mit Dia­man­ten­händ­lern wie Em­ma­nu­el Shal­lop, mit mut­mass­li­chen Ter­ror-Fi­nan­ci­ers und mit Waf­fen­schie­bern ge­schäf­te­te.

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Waf­fen statt Wa­schmit­tel

Ein exem­plari­scher Fall spielt in Af­ri­ka. Im Ju­li 2003 ver­wan­del­te sich die Haupt­stadt Li­be­ri­as in ein Schlacht­feld. Re­bel­len grif­fen Trup­pen des da­ma­li­gen Prä­si­den­ten Char­les Tay­lor an. Sie feu­er­ten mit Gra­nat­wer­fern in be­wohn­te Ge­bie­te der Haupt­stadt Mon­ro­via, Hun­der­te Zi­vi­lis­ten star­ben. Auf bei­den Sei­ten kämpf­ten Kin­der­sol­da­ten. Die Waf­fen ka­men zum Teil aus dem Nach­bar­land Gui­nea, des­sen Re­gie­rung die Re­bel­len un­ter­stütz­te. Die Fir­ma Ka­tex Mi­nes Gui­nee war einer der Trans­por­teu­re, wel­che die Waf­fen her­an­schaff­ten, wie UNO-Be­rich­te fest­hal­ten.

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Ka­tex war bis 2006 Kun­de bei der HSBC Schweiz — ob­wohl die HSBC-Grup­pe be­reits 2000 ent­schie­den hat­te, sich «stu­fen­wei­se» aus Waf­fen­ge­schäf­ten zu­rück­zu­zie­hen. In einem Pa­pier der Bank heisst es, man bie­te kei­ne «Fi­nanz­dienst­leis­tun­gen für Trans­ak­tio­nen be­tref­fend Kauf an­de­rer Waf­fen» an, ge­meint sind et­wa «Pis­to­len und Ra­ke­ten».

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UNO-Ex­per­ten un­ter­such­ten 2003 eine Rei­he von Ka­tex-Lie­fe­run­gen nach Gui­nea. Sie bi­lan­zier­ten in ih­rem öf­fent­li­chen Be­richt: «Wir ge­hen da­von aus, dass Ka­tex in den letz­ten zehn Mo­na­ten Waf­fen und Mu­ni­ti­on im­por­tier­te.» Da­zu ge­hör­te ein Trans­port­flug von Te­he­ran nach Gui­nea. An Bord: Waf­fen, in den Fracht­pa­pie­ren als «Wasch­mit­tel» ge­tarnt.

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Ge­mäss Swiss­leaks-Da­ten er­öff­ne­te Ka­tex im Feb­ru­ar 2001 ein Kon­to bei der HSBC in Genf. Trotz der Hin­wei­se auf die Waf­fen­ge­schäf­te blieb die Fir­ma Kun­de. 2005 wur­de das Kon­to zwar zeit­wei­se bloc­kiert, bis 2006 war es aber wei­ter ak­tiv. Da­mals er­reich­te es einen Höch­ststand von 7,14 Mil­lio­nen US-Dol­lar.

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Je tie­fer man in die Da­ten gräbt, des­to mehr kri­mi­nel­le Kun­den kom­men zum Vor­schein. Fran­zö­si­sche Fahn­der fil­ter­ten rund 3000 Fran­zo­sen aus der Da­ten­samm­lung her­aus, die Her­vé Fal­cia­ni in Genf ge­stoh­len hat­te. Die­se Na­men gli­chen sie mit den Ver­bre­cher­re­gis­tern von Euro­pol und der fran­zö­si­schen Po­li­zei ab. Re­sul­tat: nicht we­ni­ger als 120 Tref­fer. Des­we­gen lau­fen nun zahl­rei­che Ver­fah­ren, et­wa ge­gen meh­re­re mut­mass­li­che Dro­gen­händ­ler, die von der Bank ge­ra­de­zu ho­fiert wur­den. Als einer von ih­nen einem HSBC-Be­ra­ter von sei­nem Ho­tel­pro­jekt in Mar­ra­kesch er­zähl­te, no­tier­te die­ser spä­ter: «Si­cher fällt auch für die HSBC was ab.»

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Kun­den min­de­stens «goo­geln»

David Zol­lin­ger war frü­her Staats­an­walt und Bank­ka­der, heu­te ar­bei­tet er als Com­pli­ance-Ex­per­te und Spe­zia­list für Wirt­schafts­kri­mi­na­li­tät. Er sagt, ab 2002 sei es bei Schwei­zer Ban­ken Stand­ard ge­wes­en, aus­län­di­sche Neu­kun­den mit­hil­fe von In­for­ma­tions­da­ten­ban­ken zu prü­fen — oder sie min­des­tens zu «goo­geln». Bei gros­sen Kun­den­stäm­men kön­ne es vor­kom­men, dass prob­le­ma­ti­sche Na­men ver­ein­zelt nicht ent­deckt wür­den, auch weil oft die Schreib­wei­se nicht ganz klar sei. «Wenn sich aber bei einer Bank die Fäl­le häu­fen, ist man ge­neigt, zu sa­gen: Die An­nah­me sol­cher Kun­den war wohl ein Ge­schäfts­prin­zip.»

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Das Ka­tex-Ma­na­ge­ment und Em­ma­nu­el Shal­lop woll­ten zu den Vor­wür­fen kei­ne Stel­lung neh­men. Die HSBC Schweiz schreibt in einem Sta­te­ment an den TA und an­de­re Me­di­en, dass sie zu vie­le «Hoch-Ri­si­ko-Kon­ten» in ih­ren Bü­chern hat­te. Sie sah sich ge­zwun­gen, ab 2007 Tau­sen­de Kon­ten auf­zu­lö­sen.

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Auch die Bank selbst wur­de um­ge­krem­pelt, zu­vor­derst die Ab­tei­lung Me­dis (Me­di­ter­ra­nean Europe and Is­ra­el). Dort wur­den Dia­man­ten­händ­ler wie Em­ma­nu­el Shal­lop be­treut, und dort ex­plo­dier­te Skan­dal um Skan­dal, mal wa­ren es Dro­gen­gel­der aus Frank­reich, mal Geld­wä­sche­rei in Spa­ni­en. «Über­durch­schnitt­lich oft» hät­ten die Straf­ver­fol­ger bei Me­dis an­ge­klopft, sag­te so­gar der Chef­ju­rist der HSBC Schweiz in einer Be­fra­gung. Nach einer Rei­he von in­ter­nen und ex­ter­nen Un­ter­su­chun­gen hat­te das Ma­na­ge­ment ge­nug — und schloss 2013 die gan­ze Ab­tei­lung.

Mitarbeit: Ryan Chittum, Sylvain Besson.

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Die «Gol­de­ne Ket­te» von Bin La­den

Ein my­ste­riö­ses Do­ku­ment nennt rei­che Sau­di als an­geb­li­che Spen­der der al-Qai­da — meh­re­re von ih­nen tau­chen jetzt als Kun­den von HSBC Schweiz auf.

Ein my­ste­riö­ses Do­ku­ment nennt rei­che Sau­di als an­geb­li­che Spen­der der al-Qai­da — meh­re­re von ih­nen tau­chen jetzt als Kun­den von HSBC Schweiz auf.

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Daniel Glaus

Ein hal­bes Jahr war ver­gan­gen seit den An­schlä­gen vom 11. Sep­tem­ber 2001, welt­weit jag­ten die USA die Tä­ter und Hin­ter­män­ner. In Sa­ra­je­vo stürm­te im März 2002 eine Son­der­ein­heit die Bü­ros einer is­la­mi­schen Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on. Der Ver­dacht: Über die in­ter­na­tio­na­le Stif­tung sol­len Spen­den zu al-Qai­da flies­sen. Auf den si­cher­ge­stell­ten Fest­plat­ten fand sich ein Da­tei­ord­ner mit der Be­zeich­nung «Osa­mas Ge­schich­te». Eine der Da­tei­en zeig­te eine hand­schrift­li­che Lis­te mit 20 Na­men in ara­bi­scher Spra­che: an­geb­lich die gröss­ten Spen­der al-Qai­das. Bin La­den sel­ber soll von der «Gol­de­nen Ket­te» ge­spro­chen ha­ben.

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Heu­te, drei­zehn Jah­re nach dem Fund zeigt sich: Eini­ge die­ser an­geb­li­chen Bin-La­den-Spon­so­ren par­kier­ten Gel­der in der Schweiz. Meh­re­re Na­men der «Gol­de­nen Ket­te» fin­den sich in den Da­ten­ban­ken der HSBC. Die Män­ner stam­men aus den ein­flus­sreich­sten Krei­sen Sau­di­ara­bi­ens. Sie sind als glo­bal agie­ren­de Top­ma­na­ger oder Eig­ner rie­si­ger Fir­men­kon­glo­me­ra­te be­kannt. Sie tra­gen Ti­tel wie «Scheich» oder «Prinz», sie zie­ren Ti­tel­blät­ter von Hoch­glanz­Wirt­schafts­ma­ga­zi­nen, sie gel­ten als Mä­ze­ne. Hat HSBC wis­sen kön­nen, welch gra­vie­ren­der Ver­dacht auf eini­gen Kun­den las­tet? Geht man in der Zeit zu­rück, ist die Ant­wort in meh­re­ren Fäl­len ein­deu­tig: Ja. Zei­tung le­sen hät­te ge­reicht.

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Zum Bei­spiel bei einem heu­te 70-jäh­ri­gen Sau­di, Herr einer in­ter­na­tio­na­len Fir­men­grup­pe. Im Ju­li 1999 wur­den bei der HSBC in Genf Kon­ten auf sei­nen Na­men lau­tend er­öff­net. Am 8. Ju­ni 2003 be­rich­tet die bri­ti­sche «Sun­day Ti­mes», der Sau­di fi­gu­rie­re auf der «Gol­de­nen Ket­te». Und pub­li­zier­te sei­nen Na­men.

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Wie die HSBC dar­auf re­agier­te, bleibt of­fen; die Bank äus­sert sich nicht zu De­tail­fra­gen. Aus den Swiss­leaks-Da­ten er­sicht­lich ist, dass der Sau­di und sein Fir­men­kon­glo­me­rat Kun­den ge­blie­ben sind: Noch in den Jah­ren 2006/2007 be­weg­te sich der Sal­do eines der Fir­men­kon­ten um die 70 Mil­lio­nen US-Dol­lar. Und eine In­vest­ment­fir­ma, des­sen wirt­schaft­lich Be­rech­tig­ter der Sau­di ist, weist gut 200 Mil­lio­nen US-Dol­lar auf.

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Die Vor­wür­fe wa­ren pub­lik

Bin Laden Osa­ma Bin La­den
Al-Qai­da-Be­grün­der
Bin Laden Osa­ma Bin La­den
Al-Qai­da-Be­grün­der

Lan­ge Zeit war die HSBC «eine der ak­tiv­sten glo­ba­len Ban­ken in Sau­di­ara­bi­en», wie eine Kom­mis­si­on des US-Sen­ats 2012 fest­hielt. Sie kam zum Schluss, dass HSBC es Ter­ro­ris­ten und Dro­gen­händ­lern zu leicht ge­macht ha­be, Geld über die Bank ab­zu­wic­keln. Die­ses Ge­ba­ren scheint sich auch bei einem wei­te­ren sau­di­schen Ge­schäfts­mann ma­ni­fes­tiert zu ha­ben. Die Fir­men des 79-Jäh­ri­gen in­ves­tie­ren et­wa in die TOP Me­di­zin­tech­no­lo­gie. Ge­mäss den Da­ten aus der HSBC-Bank wur­de am 29.?Ok­to­ber 2002 ein Kon­to im Na­men die­ses Sau­dis er­öff­net. Nur Mo­na­te spä­ter wur­de in den USA die «Gol­den Chain» erst­mals in einem Ge­richts­fah­ren ver­wen­det. Dar­auf fiel der Na­me des Sau­dis in der An­hö­rung einer US-Par­la­ments­kom­mis­si­on. Es folg­ten Pres­se­ar­ti­kel, et­wa im «Wall Street Jour­nal». Da­mals wur­de die zen­tra­le Rol­le des Ge­schäfts­man­nes in einem weit­ver­zweig­ten Kon­strukt von Fir­men, Stif­tun­gen und Ver­eini­gun­gen be­kannt. Über das Netz sol­len seit den 1980er-Jah­ren Gel­der an is­la­mis­ti­sche Mi­li­zen ge­flos­sen sein, spä­ter auch an al-Qai­da. Dass ge­ra­de die­ser Sau­di als Mit­glied der «Gol­de­nen Ket­te» ge­nannt wur­de, pass­te ins Bild.

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Sein Kon­to bei HSBC in Genf woll­te der Sau­di of­fen­sicht­lich dis­kret be­han­delt wis­sen. Denn die Kor­res­pon­denz soll­te in der Bank blei­ben und ihm nicht ge­sen­det wer­den, wie die Da­ten zei­gen. Das Kon­to war noch 2006 ak­tiv.

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Von den Mit­glie­dern der «Gol­de­nen Ket­te», die in den Swiss­leaks-Da­ten auf­tau­chen, lässt sich in drei Fäl­len nach­wei­sen, dass die Vor­wür­fe öf­fent­lich be­kannt wa­ren. Und im Ri­si­ko-Ma­na­ge­ment ist es All­tag, Be­rich­te von Me­di­en und Be­hör­den welt­weit aus­zu­wer­ten. Dass die Hin­wei­se an­schei­nend ig­no­riert wur­den, ist um­so er­staun­li­cher, als Ter­ror­fi­nan­zie­rung 2001 schlag­ar­tig Top­the­ma wur­de. UNO, EU und zahl­rei­che Staa­ten er­lies­sen neue Richt­li­ni­en und Em­pfeh­lun­gen. Ab 2003 ver­schärf­te die Schweiz ih­re Re­geln für die Ban­ken.

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Die La­ge von HSBC war ver­zwickt: Wäh­rend in der Pres­se die be­schul­dig­ten Kun­den auf­tauch­ten, er­gab der Ab­gleich die­ser Na­men mit of­fi­zi­el­len Sank­ti­ons­lis­ten kei­ne Tref­fer. Ger­ne hät­te der TA mit HSBC dar­über ge­spro­chen, wie die Bank da­mit um­ge­gan­gen ist. Je­doch ver­schick­te sie nur eine all­ge­mei­ne Stel­lung­nah­me.

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Die An­wäl­te der Sau­dis be­to­nen, dass die «Gol­de­ne Ket­te» bis heu­te vor Ge­richt als Be­weis nie aus­ge­reicht ha­be. Den­noch be­zeich­nen Ex­per­ten das Do­ku­ment für den bes­ten Be­leg der al-Qai­da-Un­ter­stüt­zung durch Ara­ber vom Golf. Mi­cha­el Scheu­er, bei der CIA einst Lei­ter der Bin-La­den-Ab­tei­lung, sagt der «Süd­deut­schen Zei­tung»: «Die­se Leu­te ha­ben al-Qai­da fi­nan­ziert und da­mit Grund­la­ge für die Ter­ror­or­ga­ni­sa­ti­on ge­legt.»

HSBC-in­tern wa­ren die Vor­wür­fe be­kannt. Dar­auf deu­tet auch der Um­gang mit einer sau­di­schen Bank hin. Die­se sah sich da­mit kon­fron­tiert, Mit­glie­der ih­rer Be­sit­zer­fa­mi­lie hät­ten Ex­tre­mis­ten un­ters­tützt — und ver­mut­lich ge­wusst, dass Al-Qai­da-Ter­ro­ris­ten TOP ih­re Bank nut­zen. Die­ses Ri­si­kos war sich die Com­pli­ance-Ab­tei­lung der HSBC-Grup­pe be­wusst. So er­liess sie 2005 die Em­pfeh­lung, die HSBC-Fi­lia­len soll­ten ih­re Be­zie­hun­gen zur sau­di­schen Bank ein­stel­len. Das hat eine Kom­mis­si­on des US-Se­nats her­aus­ge­fun­den. Sie schreibt in ih­rem Be­richt, eini­ge HSBC-Fi­lia­len hät­ten ge­gen die­se Em­pfeh­lung pro­tes­tiert. Zu den Ab­weich­lern ge­hör­te die Gen­fer Fi­lia­le, wie aus Swiss­leaks-Un­ter­la­gen her­vor­geht. Denn sie war wei­ter­hin mit dem sau­di­schen Ban­kier-Clan ver­bun­den. Der Fa­mi­li­en­na­me taucht mehr­mals auf. Eines der Kon­ten wur­de erst nach der in­ter­nen War­nung er­öff­net.

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