Swiss­leaks: HSBC um­warb Kun­den in 25 Län­dern

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Il­le­ga­le Kun­den­tref­fen im Aus­land gal­ten bei Schwei­zer Ban­ken lan­ge als «Gent­le­man-De­likt».

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Von Ma­rio Stäub­le, Ma­rie Mau­ris­se und Meh­di At­ma­ni

Die HSBC Schweiz ent­sand­te ih­re Kun­den­be­ra­ter in min­des­tens 25 Län­der, um dort be­ste­hen­de Kun­den zu be­treu­en und neue an­zu­wer­ben. Al­lei­ne in den Jah­ren 2004/2005 wur­den im Aus­land min­des­tens 1645 Ter­mi­ne ab­ge­hal­ten. Dies er­gibt eine TA-Ana­ly­se, ba­sie­rend auf Da­ten aus dem Swiss­leaks-Fun­dus.

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Solche Tref­fen sind aus zwei Grün­den prob­le­ma­tisch: Ers­tens for­dern man­che Staa­ten da­für eine Be­wil­li­gung — wel­che die HSBC-Ban­ki­ers laut fran­zö­si­schen und US-Jus­tiz­do­ku­men­ten oft nicht hat­ten. Zwei­tens kann eine Bank we­gen Bei­hil­fe zu Steu­er­hin­ter­zie­hung ins Vi­sier der Be­hör­den ge­ra­ten. Bis heu­te ha­ben des­we­gen fünf Staa­ten ge­gen die HSBC Schweiz er­mit­telt: Frank­reich, Spa­ni­en, Bel­gi­en, Ar­gen­ti­ni­en und die USA.

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«Flie­gen­de Kun­den­be­ra­ter»

Diese Entwick­lung be­trifft nicht nur die HSBC. Vor zehn Jah­ren war es nor­mal, dass Schwei­zer Ban­ken glo­bal Kun­den re­kru­tier­ten. «Die ‹Fly­ing Re­la­ti­on­ship Ma­na­ger› wa­ren lan­ge gang und gä­be», sagt An­walt Alex Geiss­büh­ler, der beim Wirt­schafts­prü­fer KPMG ar­bei­te­te und heu­te eine Com­pli­ance-Fir­ma führt. Aus­län­di­sche Vor­schrif­ten? «Ein ##171;Gent­le­man-De­likt#187;, dem man zu we­nig Be­ach­tung schenk­te.» Eben­so klar war, dass vie­le Kun­den in der Schweiz ihr Geld vor dem Fis­kus ver­steck­ten. Der Gen­fer An­walt Ales­san­dro Biz­zo­ze­ro war bei der Ban­ken­kom­mis­si­on tä­tig und hat die «Bi­bel» zum Cross-Bor­der-Fi­nanz­ge­schäft ver­fasst. Er sagt: «Al­le wuss­ten das. Die Ban­ken selbst wuss­ten es, und auch der Re­gu­la­tor wuss­te es.»

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Heute ist das Ge­schäft mit un­de­kla­rier­ten Kon­ten ein Aus­lauf­mo­dell. «Die meis­ten Ban­ken ha­ben ih­re Haus­auf­ga­ben ge­macht, be­son­ders UBS und CS», sagt Alex Geiss­büh­ler.

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Die Frage ist, ob da­mit auch al­te Sün­den im Aus­land ver­ge­ben sind. Knack­punkt ist, wann dort all­fäl­li­ge De­lik­te ver­jäh­ren. Die Ant­wort ist Ju­ris­ten­fut­ter: Je­des Land kennt eige­ne Re­geln. Oft dau­ert es zwi­schen sechs und zehn Jah­re, aber man­che Staa­ten ver­län­gern die Fris­ten. Und so­lan­ge zwi­schen Kun­de und Bank ein Ver­trag be­ste­he, star­te die Ver­jäh­rung nicht, sagt So­phie Mail­lard, Part­ne­rin in Ales­san­dro Biz­zo­ze­ros Agen­tur. An­ders ge­sagt: Man­che Alt­las­ten sind in­zwi­schen un­ge­fähr­lich. Man­che mo­dern wei­ter in den Ar­chi­ven.

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Bei der Ban­ki­er­ver­eini­gung heisst es, man ha­be bei den Mit­glie­dern stets dar­auf hin­ge­wie­sen, sich im Aus­land an lo­ka­les Recht zu hal­ten. «Wir wis­sen aber nicht im De­tail, wie die Ban­ken in ein­zel­nen Län­dern «ge­schäf­tet» ha­ben», sagt Spre­cher Tho­mas Sut­ter. «Die Mög­lich­keit be­steht, dass es in wei­te­ren Staa­ten zu Un­ter­su­chun­gen kom­men könn­te.» Im­mer­hin könn­ten sich die Ban­ken dann meis­tens vor Ge­rich­ten ver­tei­di­gen — im Ge­gen­satz zum Fall USA.

«Es ist ein recht­li­ches und gleich­zei­tig ein po­li­ti­sches Ri­si­ko», sagt So­phie Mail­lard. «Wir sind im Mo­ment po­li­tisch in einer kri­ti­schen Pha­se. Wir müs­sen uns auf wei­te­re Ver­fah­ren ein­stel­len.»

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  Swissleaks
 
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«Kunde ist ein we­nig pa­ra­no­id. Wann im­mer er nach ZH kam, flog er nach Pa­ris und mie­te­te ein Auto, um da­mit nach ZH zu fah­ren, um da­mit nicht sein fi­na­les Rei­se­ziel of­fen­zu­le­gen.»

Kontakt: London, England
Notiz vom 9.5.2005

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«Sein Büro ist in einer ge­fähr­li­chen Zo­ne. Der Taxi­fah­rer will nor­ma­ler­wei­se nicht dort­hin fah­ren.»

Kontakt: Fabrik des Kunden, Südamerika
Notiz vom 26.9.2005

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«Ich bin nicht län­ger ge­willt, mir für eine sol­che Per­son Mü­he zu ge­ben. Er hat sei­ne Prob­le­me durch sei­ne Un­si­cher­heit selbst ver­ur­sacht.»

Kontakt: Nairobi, Kenia
Notiz vom 17.3.2005

«Sehr for­dern­der Kun­de, spre­che min­des­tens 4- bis 5-mal am Tag mit ihm.»

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Kontakt: Tel Aviv, Israel
Notiz vom 24.6.2005

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Kontakt: Telefon
Notiz vom 7.2.2005

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Kontakt: Fabrik des Kunden, Südamerika
Notiz vom 26.9.2005

Kontakt: Nairobi, Kenia
Notiz vom 17.3.2005

Kontakt: Tel Aviv, Israel
Notiz vom 24.6.2005

«Er erwähn­te, dass er plant, nach Du­bai und Chi­na um­zu­zie­hen. Will aber auch, dass wir ihm ein Cha­let in den Ber­gen su­chen, das in zwei Stun­den von Genf aus zu er­rei­chen ist.»

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Kontakt: London, England
Notiz vom 9.5.2005

«Kun­de woll­te wis­sen, ob die öster­rei­chi­schen Steu­er­be­hör­den HSBC nach den wirt­schaft­lich Be­rech­tig­ten des Trusts fra­gen kön­nen. Ich er­klär­te, dass dies we­gen des Bank­ge­heim­nis­ses […] kein Prob­lem sei.»

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Kontakt: London, England
Notiz vom 9.5.2005

«Kun­din frag­te vie­le Ma­le nach einer Spe­zial­prä­sen­ta­tion, und jetzt, da ich sie ge­hal­ten ha­be, ver­steht sie es nicht. Ich ver­brach­te einen Nach­mit­tag mit ihr.»

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Kontakt: Paris, Frankreich
Notiz vom 28.11.2005

«Bitte 1 Ak­tie Linth & Sprüng­li [sic] kau­fen.»

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Kontakt: Tel Aviv, Israel
Notiz vom 31.8.2005

Kontakt: London, England
Notiz vom 9.5.2005

Kontakt: Zürich, Paradeplatz
Notiz vom 12.4.2005

Kontakt: Paris, Frankreich
Notiz vom 28.11.2005

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Kontakt: Tel Aviv, Israel
Notiz vom 31.8.2005

Geschäftsgebiet
TA-Grafik kmh/Quelle: TA/Swissleaks
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Ge­schäft oh­ne Gren­zen

Die Mitarbeiter der HSBC Schweiz bereisten vier Kontinente, um das Geld ihrer Kunden diskret in die Schweiz zu holen. Jetzt greift Staat um Staat die Bank an.

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Mario Stäub­le, Ma­rie Mau­ris­se und Meh­di At­ma­ni

Sie tra­fen ih­re Kun­den im Ho­tel Hil­ton in Tel Aviv. Im Frank­lin Roo­se­velt in Pa­ris. In «sei­ner Som­mer­re­si­denz in Ko­pen­ha­gen». In der flir­ren­den Hit­ze von Poin­te-Noire im Kon­go. In Nai­ro­bi, in Lo­mé, der Haupt­stadt To­gos, in Se­ne­gal, in Sau­di­ara­bi­en. Im Park La­ne Ho­tel in Ant­wer­pen sas­sen sie mit bel­gi­schen Dia­man­ten­händ­lern zu­sam­men. Und na­tür­lich ka­men die Klien­ten auch zu ih­nen, in die Fi­lia­len nach Zü­rich, Genf und Lu­ga­no.

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Die Kund­schaft der HSBC Pri­vat­bank Schweiz ver­teil­te sich auf 150 Län­der, und da­nach rich­te­ten sich die «Re­la­ti­on­ship Ma­na­ger» der Bank. «Eini­ge ver­reis­ten für zwei Wo­chen, ka­men zu­rück für zwei Ta­ge — und mach­ten sich gleich wie­der auf den Weg», er­in­nert sich eine Ex-An­ge­stell­te.

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1645 Termine bei Kunden

Das Prob­lem: Man­che der Kun­den­tref­fen wa­ren il­le­gal. Und vie­le Ent­schei­de, die in Ho­tel­sa­lons und Gour­met­re­stau­rants ge­fällt wur­den, be­schäf­ti­gen heu­te die Jus­tiz. Die Vor­wür­fe ge­hen im­mer in die­sel­be Rich­tung: Die HSBC Schweiz soll ih­re Kun­den bei Steu­er­de­lik­ten un­ter­stützt ha­ben, und ih­re Be­ra­ter hät­ten il­le­gal Kun­den an­ge­wor­ben und/oder be­treut. Bis­lang ha­ben fünf Staa­ten ge­gen die Bank er­mit­telt: Frank­reich, Spa­ni­en, Bel­gi­en, Ar­gen­ti­ni­en und die USA.

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Diese Lis­te könn­te sich noch ver­län­gern. Al­lei­ne in den Jah­ren 2004 und 2005 fan­den in 25 Län­dern min­des­tens 1645 Kun­den­ter­mi­ne statt, wie eine Aus­wer­tung des TA er­ge­ben hat. Die Ana­ly­se ba­siert auf Kon­to­da­ten und elek­tro­ni­schen No­ti­zen von Kun­den­ter­mi­nen der Ban­ki­ers. Die Pro­to­kol­le er­strec­ken sich über die Jah­re 2004 bis 2007. Sie sind Teil der Da­ten­samm­lung, die der fran­zö­si­schen Zei­tung «Le Mon­de» und dem In­ter­na­tio­nal Con­sor­ti­um of In­ves­ti­ga­ti­ve Jour­na­lists zu­ge­spielt wur­de.

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Die Daten er­lau­ben es, ins Ge­we­be der HSBC Schweiz hin­ein­zu­zoo­men. So lässt sich be­obach­ten, wie gut das «Cross-Bor­der»-Ge­schäft funk­tio­nier­te — und wie es die Bank ins Schlin­gern brach­te.

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Das Unheil be­gann mit fünf DVDs. Am 26. De­zem­ber 2008 über­gab Her­vé Fal­cia­ni die Sil­ber­schei­ben am Flug­ha­fen von Niz­za fran­zö­si­schen Steu­er­fahn­dern. Der In­for­ma­ti­ker hat­te in der Bank heim­lich Da­tei­en ko­piert, die Na­men, Kon­to­num­mern und -stän­de ent­hiel­ten, ins­ge­samt über 100'000 Ein­trä­ge. Ein Schatz für die Steu­er­be­hör­den, eine Ka­ta­stro­phe für die Bank. Und ein po­li­ti­sches De­sas­ter: Die «Af­fai­re Fal­cia­ni» stör­te die fran­zö­sisch-schwei­ze­ri­schen Be­zie­hun­gen — für die Schweiz war der Mann ein Da­ten­dieb, für Frank­reich eine wert­vol­le Quel­le.

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Kommt dazu: Ab 2010 ga­ben die Fran­zo­sen die Fi­les wei­ter, nach Bel­gi­en, Deutsch­land, Ita­li­en, Ir­land, Spa­ni­en, Ka­na­da, Aust­ra­li­en, in die USA. Eine bei­spiel­lo­se Jagd nach Steu­er­sün­dern lief an. Spa­ni­en trieb min­des­tens 300 Mil­lio­nen Euro an Steu­er­gel­dern ein, Eng­land 135 Mil­lio­nen Pfund. In Grie­chen­land führ­te die «Fal­cia­ni-Lis­te» zu einem Skan­dal, weil auch Po­li­ti­ker dar­in auf­tauch­ten. Un­ter dem Druck der fis­ka­li­schen Treib­jagd schnell­ten die Selbst­an­zei­gen nach oben – al­lei­ne in Frank­reich flos­sen 1,2 Mil­li­ar­den Euro an den Staat.

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Das war die ers­te Pha­se. In man­chen Län­dern läuft die­se bis heu­te; In­di­en et­wa hat sich eben­falls Zu­griff auf die Da­ten be­sorgt und durch­leuch­tet nun 627 Na­men. An­de­re Staa­ten ha­ben die Re­cher­chen ab­ge­schlos­sen. So hat Deutsch­land ge­mäss Jus­tiz­quel­len al­le 1136 Ein­trä­ge ab­ge­ar­bei­tet.

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«Soll­ten 1 Mil­li­on USD er­hal­ten»

Während die Öf­fent­lich­keit sich mit Na­men und Kon­to­stän­den der Pro­mi­nenz be­schäf­tig­te, die im Zu­ge der Er­mitt­lun­gen hoch­ge­spült wur­den, lief im Hin­ter­grund die zwei­te Pha­se an: die At­tac­ke ge­gen die Bank selbst. Auch hier spielt Frank­reich — ne­ben den USA — die Rol­le des An­füh­rers. Am 18. No­vem­ber 2014 ver­kün­de­ten die fran­zö­si­schen Staats­an­wäl­te of­fi­zi­ell, die Bank wer­de un­ter­sucht. Vor­ab ver­lang­ten sie eine Kau­ti­on von 50 Mil­lio­nen Euro.

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Die Er­mitt­ler wer­fen der HSBC vor, ih­re Re­la­ti­on­ship Ma­na­ger sei­en oh­ne die nö­ti­ge Be­wil­li­gung in Frank­reich ak­tiv ge­we­sen. Po­li­zis­ten iden­ti­fi­zier­ten 24 Ban­ker, die sich in Frank­reich mit Kun­den ge­trof­fen hat­ten. Da­bei ging es nicht nur dar­um, im loc­ke­ren Rah­men Be­zie­hun­gen zu pfle­gen ­ es ging ums Ge­schäft, wie die No­ti­zen der Be­ra­ter zei­gen: «Pa­ris, 6.1.2005: Klient woll­te mich se­hen, um über die Schlies­sung von zwei Kon­ten bei der Bar­clays Bank und der UBS und den Trans­fer des Gelds zu uns zu re­den. Ha­be mir die Port­fo­li­os an­ge­schaut, wir soll­ten ein Ver­mö­gen von 1 Mil­li­on USD er­hal­ten.»

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Nicht al­le Kun­den wa­ren Mil­lio­nä­re. Je we­ni­ger Geld je­mand der Bank brach­te, des­to bes­ser muss­ten sei­ne Kon­tak­te sein. Da­mit konn­te der Chef einer Klei­der­bou­ti­que in Mar­seil­le punk­ten: «Klei­ner Kun­de bei uns, aber gu­tes Povten­zi­al we­gen sei­ner Mut­ter und sei­ner Brü­der», no­tier­te der Be­ra­ter. Oder ein Klient in Bar­ce­lo­na, der rund 700'000 Dol­lar bei der Bank de­po­niert hat­te: Trotz eines Herz­in­farkts kurz zu­vor lud er «sein­en» Ban­ker zum Din­ner ein, be­glei­tet von «meh­re­ren Freun­den TOP und Ge­schäfts­part­nern». Als Dank of­fe­rier­te die Bank ihm und sei­nem Sohn eine Ein­la­dung an ein For­mel-1-Ren­nen. Der Kun­de zeig­te sich laut Ein­trag in sei­ner Fi­che «sehr er­freut». Den Ban­kern war klar, dass sie sich auf ge­fähr­li­chem Ter­rain be­weg­ten. «Die Re­la­ti­on­ship Ma­na­ger hat­ten spe­zi­el­le Mo­bil­te­le­fo­ne, um dis­kret ihr Bü­ro an­ru­fen zu kön­nen, wäh­rend sie im Aus­land wa­ren», sagt ein Ex-An­ge­stell­ter der Bank zum «Ta­ges­An­zei­ger». «Eines Ta­ges wur­de einer am Zoll ge­stoppt. Da­nach durf­ten sie kei­ne Lap­tops mehr mit­neh­men.»

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«Off­sho­re Out­let»

Der zweite Vor­wurf der Fran­zo­sen an die Bank dreht sich um Steu­er­hin­ter­zie­hung. Die HSBC soll ih­ren Kun­den als «or­ga­ni­sier­te Ban­de» beim Ver­stec­ken von Steu­er­geld ge­hol­fen ha­ben. Die Fal­cia­ni-Fi­les zei­gen: Die HSBC funk­tio­nier­te als eine Art «Off­sho­re Out­let». Sie bot ih­ren Klien­ten «ab Stan­ge» Ge­sell­schaf­ten in Steu­er­pa­ra­die­sen an, um eine neue Ab­ga­be zu um­ge­hen. Ab Som­mer 2005 muss­ten euro­päi­sche Kun­den von Schwei­zer Ban­ken auf die Zins­ge­win­ne ih­rer An­la­gen eine Steu­er zah­len, zu­erst 15 Pro­zent, spä­ter 35 Pro­zent. Es ge­be aber «Mög­lich­kei­ten», die­se Steu­er zu um­ge­hen, teil­te die Bank ih­ren Klien­ten TOP mit. Was das be­deu­te­te, schil­der­te ein Kun­de den fran­zö­si­schen Er­mitt­lern. Er hat­te knapp 400'000 Euro auf ein Kon­to ein­ge­zahlt: «Die Bank schlug mir vor, in Pa­na­ma oder auf den bri­ti­schen Jung­fern­in­seln eine Off­shore­Fir­ma zu über­neh­men. Für sol­che Fir­men galt die neue Steu­er nicht. Den Na­men ‹mei­ner› Off­shore-Fir­ma wähl­te ich auf einer Lis­te aus. Die Bank be­rei­te­te al­le Pa­pie­re vor, ich muss­te nur noch un­ter­schrei­ben. Es gab ver­schie­de­ne Va­ri­an­ten, auch einen Trust oder eine Stif­tung bot die Bank an, die Prei­se be­weg­ten sich zwis­chen 2500 und 6000 Dol­lar pro Jahr. Ich ent­schied mich für die 2500-Dol­lar-Op­ti­on.»

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«Si­gni­fi­kan­te Stra­fe»

HSBC Schweiz ent­schied an­ge­sichts der An­schul­di­gun­gen, mit den fran­zö­si­schen Be­hör­den zu ko­ope­rie­ren. Dem TA lie­gen meh­re­re Ein­ver­nah­me­pro­to­kol­le des Chef­ju­ris­ten vor. Der sag­te, die Bank wer­de sich über­le­gen, den Streit mit Frank­reich mit einem Schuld­ein­ge­ständ­nis zu be­en­den. Es wä­re nicht die ers­te sol­che An­er­ken­nung: In den USA hat TOP HSBC Schweiz be­reits im No­vem­ber 2014 eine Sum­me von 12,5 Mil­lio­nen Dol­lar an die US-Bör­sen­auf­sicht be­zahlt.

Hilton Tel Aviv

«Kun­de ex­trem zu­frie­den»: Im Ho­tel Hil­ton in Tel Aviv tra­fen die Mit­ar­bei­ter von HSBC Schweiz Dut­zen­de Kli­en­ten.

Foto: Walter Bibikow (Mauritius Images)

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Bel­gi­en will Be­wei­se

Staats­an­walt droht mit Haft­be­fehl

Die bel­gi­sche Jus­tiz hat ges­tern Mon­tag im Ver­fah­ren ge­gen die HSBC Schweiz den Druck er­höht. Ein Staats­an­walt in Brüs­sel hat laut einem Com­mu­ni­qué vor zwei Mo­na­ten bei den Schwei­zer Be­hör­den ein Rechts­hil­fe­ge­such ge­stellt. Bis heu­te ha­be man aus der Schweiz «noch kei­ner­lei Ant­wort» er­hal­ten. Der Staats­an­walt droht nun da­mit, ge­gen das frü­he­re Di­rek­to­ri­um der Bank in­ter­na­tio­na­le Haft­be­feh­le aus­zu­stel­len, soll­te kei­ne «wirk­sa­me Ko­ope­ra­ti­on» mit der Schweiz mög­lich sein. Even­tu­ell wür­den die Haft­be­feh­le auch auf das ak­tu­el­le Ma­na­ge­ment TOP aus­ge­wei­tet. Hin­ter­grund ist die Un­ter­su­chung ge­gen HSBC Schweiz we­gen Steu­er­hin­ter­zie­hung und il­le­ga­ler Aus­übung von Fi­nanz­ak­ti­vi­tä­ten, die seit dem 17. No­vem­ber 2014 läuft. Einen Teil der In­for­ma­tio­nen ha­ben die bel­gi­schen Be­hör­den von der Bank selbst er­hal­ten; an­de­re sind nur über den Rechts­hil­fe­weg er­hält­lich. Das Bun­des­amt für Jus­tiz be­stä­tig­te am Mon­tag ge­gen­über dem TA den Ein­gang des Ge­suchs. Es wer­de zur­zeit ge­prüft, sag­te ein Spre­cher. Die Prü­fung sei aber noch nicht ab­ge­schlos­sen, wes­halb auch noch kei­ne Ant­wort er­folgt sei.

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HSBC Schweiz nahm zur Dro­hung kei­ne Stel­lung. CEO Fran­co Mor­ra er­gänz­te in einem ges­tern ver­schick­ten Sta­te­ment nur die Po­si­ti­on, wel­che die Bank be­reits pub­lik ge­macht hat­te: «Wir ha­ben kei­nen Ap­pe­tit auf Kun­den, die un­se­re Com­pli­ance-Stand­ards nicht ein­hal­ten. Die ak­tu­el­len Ent­hül­lun­gen sind eine Er­in­ne­rung dar­an, dass das al­te Ge­schäfts­mo­dell des Schwei­zer Pri­va­te Ban­king nicht län­ger ak­zep­ta­bel ist.» (ms)

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Auch dam­als gab sie zu, dass ih­re Be­ra­ter oh­ne Be­wil­li­gung Kun­den an­ge­wor­ben und be­treut hat­ten.

Eine Eini­gung mit Frank­reich wür­de nur eines von vie­len Feu­ern lö­schen. In den USA wird das Jus­tiz­de­par­te­ment wohl we­gen Steu­er­de­lik­ten eine Mil­lio­nen­bus­se ge­gen die Bank ver­hän­gen, HSBC selbst rech­net mit einer «sig­ni­fi­kan­ten Stra­fe». Und zwi­schen Mad­rid, Brüs­sel und Pa­ris ist eine Er­mitt­ler-Al­li­anz ent­stan­den: Bel­gi­er und Spa­ni­er ha­ben mit den Fran­zo­sen je ein ge­mein­sa­mes Team ge­grün­det und tau­schen Be­weis­ma­te­ri­al aus. Spa­ni­en hat die Bank bis­lang nicht for­mell an­ge­schul­digt; die bel­gi­schen Staats­an­wäl­te da­ge­gen TOP ta­ten dies im No­vem­ber 2014, fast im Gleich­schritt mit Frank­reich. Ein Blick in die Da­ten zeigt, dass die Ban­ker 2004 und 2005 über 80-mal nach Ant­wer­pen ge­reist wa­ren. Vie­le Klien­ten wa­ren Dia­man­ten­händ­ler — und auch sie in­ter­es­sier­ten sich für preis­wer­te Off­shore-Kon­struk­te. Ein Ban­ker no­tier­te: «Ant­wer­pen, 2.3.05. Wir tra­fen die Kun­din in ih­rem Bü­ro. Wir ver­kau­fen ihr eine simp­le Pa­na­ma-Ge­sell­schaft für 1200 Dol­lar. Ich sag­te ihr, dass wir sie war­nen wer­den, wenn die Ge­sell­schaft ih­ren Steu­er­zweck nicht mehr er­füllt […]. Wir wür­den dann die Struk­tur ent­spre­chend an­pas­sen.»

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Der HSBC-Chef­ju­rist deu­te­te in sei­ner Be­fra­gung vor­sich­tig an, auch den Streit mit Bel­gi­en ein­ver­nehm­lich be­en­den zu wol­len, wenn al­le Fak­ten be­kannt sei­en. Doch selbst dann wird die Bank die Ak­te Fal­cia­ni noch nicht schlies­sen kön­nen. Die Kun­den­be­treu­er ar­bei­te­ten auf vier Kon­ti­nen­ten, die TA-Ana­ly­se of­fen­bart Tref­fen in Ma­rok­ko, Ita­li­en, der Tür­kei, Süd­af­ri­ka oder Is­ra­el. Vie­le die­ser Län­der ha­ben die Fal­cia­ni-Fi­les bis­lang noch nicht er­hal­ten; Frank­reich scheint aber nach wie vor ge­willt, die Da­ten mit an­de­ren Staa­ten zu tei­len.

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Wie schnell es ge­hen kann, zeigt der Fall Ar­gen­ti­ni­en: En­de Sep­tem­ber 2014 schick­ten die Fran­zo­sen die Da­ten, schon im No­vem­ber grif­fen die Steu­er­fahn­der durch. HSBC ha­be für 4'040 ar­gen­ti­ni­sche Kun­den ein «Mat­ri­osch­ka-Sys­tem» aus Off­shore-Fir­men auf­ge­baut, sag­te ein Fahn­der vor der Pres­se.

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«Zi­da­ne», «Cruyf»

HSBC ant­wor­te­te nicht auf Fra­gen des TA zu den Rei­sen ih­rer Re­la­ti­on­ship Ma­na­ger. In einer all­ge­mei­nen Stel­lung­nah­me schreibt die Bank, die Schwei­zer Pri­vat­bank­in­du­strie ha­be frü­her ganz an­ders funk­tio­niert als heu­te. Man an­er­ken­ne «ver­gan­ge­ne Com­pli­ance- und Kon­troll­feh­ler». Die Bank ko­ope­rie­re mit den «re­le­van­ten Be­hör­den», wel­che die­se «An­ge­le­gen­hei­ten» un­ter­such­ten.

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Zu diesen «An­ge­le­gen­hei­ten» ge­hört der Fall eines bel­gi­schen Bör­sen­händ­lers. Am 4. Ja­nu­ar 2005 spei­cher­te ein HSBC-Ban­ker fol­gen­den Ein­trag in der in­ter­nen Da­ten­bank: «Wir ha­ben ein Ver­bot, den Kun­den an­zu­ru­fen. Er ruft im­mer uns an. Hat heu­te an­ge­ru­fen. Er nennt oft den Na­men eines Fuss­ball­spie­lers («Zi­da­ne», «Cruyf»[sic]); will den Ka­vi­ar­preis wis­sen, das heisst, den Stand sei­nes Ver­mö­gens.»

Der höch­ste «Ka­vi­ar­preis» 2006/2007 be­trug exakt 1'249'672,00 Dol­lar.

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Mi­ni­ster, Mi­li­tärs und Ma­gna­ten wa­ren will­kom­men

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HSBC Schweiz ge­schäf­te­te mit vie­len Macht­ha­bern aus kor­rup­ti­ons­an­fäl­li­gen Staa­ten. Bis die Fin­ma ein­schritt.

Von Ti­tus Platt­ner und Oli­ver Zihl­mann
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Mit­glie­der von Herr­scher­fa­mi­li­en und Spit­zen­po­li­ti­ker aus Staa­ten, in de­nen Kor­rup­ti­on gras­siert, sind Hoch­ri­si­ko­kun­den für je­des Geld­in­sti­tut. Die Ge­fahr ist gross, dass Ver­mö­gen aus zwie­lich­ti­gen Ge­schäf­ten in die Bank ge­schleust wer­den — und die­se sich plötz­lich mit­ten in einem Kor­rup­ti­ons­skan­dal wie­der­fin­det. Re­cher­chen zei­gen, dass die HSBC Schweiz Mil­lio­nen­sum­men von ge­nau die­ser Klien­tel an­nahm. Die Ban­ken­auf­sicht Fin­ma muss­te schliess­lich ein­schrei­ten.

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Sprecher To­bi­as Lux be­stä­tigt: «Wir ha­ben bei der HSBC Schweiz Mass­nah­men an­ge­ord­net, un­ter an­de­ren ein Ver­bot, neue PEP-Be­zie­hun­gen ein­zu­ge­hen.» Mit PEP sind «po­li­tisch ex­po­nier­te Per­so­nen» ge­meint: Po­li­ti­ker und ho­he Funk­tio­nä­re in Ver­wal­tung, Jus­tiz oder Mi­li­tär. Und de­ren Um­feld.

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Die Swiss­leaks-Da­ten of­fen­ba­ren, dass die HSBC Schweiz Kon­ten für Ri­si­ko­kun­den aus der gan­zen Welt führ­te. Zum Bei­spiel für die Chi­ne­sin Li Xiao­lin, Toch­ter von Li Peng. Der Funk­tio­när war als «Schläch­ter vom Tia­nan­men-Platz» be­kannt ge­wor­den. Er war 1989 als Pre­mi­er­mi­nis­ter einer der Ver­ant­wort­li­chen für die Mas­sa­ker an Mit­glie­dern der De­mo­kra­tie­be­we­gung auf dem Platz des Himm­li­schen Frie­dens. Von 1998 bis 2003 war er die Num­mer zwei der Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei.

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Seine Toch­ter ge­riet 2001 in Chi­na un­ter Kor­rup­ti­ons­ver­dacht. Die Be­hör­den un­ter­such­ten ih­re Fir­ma Chi­na Po­wer In­vest­ment Corp. Den­noch er­öff­ne­te die HSBC im Sep­tem­ber 2001 ein Kon­to für sie, das via eine Fir­ma in Pa­na­ma lief. Die Chi­ne­sin la­ger­te dort bis 2006 fast 2,5 Mil­lio­nen Dol­lar. Xiao­lin re­agier­te auf An­fra­gen zu ih­rem Kon­to nicht.

Se­rie Swissleaks

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Seit Sep­tem­ber 2014 ana­ly­sie­ren rund 140 Jour­na­lis­ten Kun­den­da­ten der Pri­vat­bank HSBC Schweiz. Fe­der­füh­rend ist das In­ter­na­tio­nal Con­sor­ti­um of In­ves­ti­ga­ti­ve Jour­na­lists (ICIJ). Die­se Wo­che pub­li­zie­ren über 40 Me­di­en ih­re Re­cher­chen,dar­un­ter «Le Mon­de», «Süd­deut­sche Zei­tung» und «Guar­di­an».In der Schweiz sind der TA, «Bund», «Sonn­tags­Zei­tung», «Le Ma­tin Di­man­che», «L’Heb­do» und «Le Temps» be­tei­ligt. Die Schwei­zer Re­che­rchen wer­den auch auf
www.swissleaks.net ver­öf­fent­licht.

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Bereits er­chie­nen:

Die kri­mi­nel­len Kun­den der HSBC Schweiz
Ges­tern Mon­tag, 9. Feb­ru­ar 2015

Nächs­te Fol­ge:

Wie die HSBC-Kun­den tic­ken — ein Sit­ten­bild
Mor­gen Mitt­woch, 11. Feb­ru­ar 2015

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swissleaks.tagesanzeiger.ch

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Gros­se Sum­men sind ver­däch­tig

Es ist einer Schwei­zer Bank grund­sätz­lich nicht ver­bo­ten, PEP wie Xiao­lin als Kun­den an­zu­neh­men und zu be­treu­en. Doch nach den gros­sen Kor­rup­ti­ons­af­fä­ren um die Schwei­zer Kon­ten der af­ri­ka­ni­schen Dik­ta­to­ren Aba­cha und Mo­bu­tu hat das Par­la­ment die Re­geln ver­schärft. Seit 1998 sind die Ban­ken ver­pflich­tet, die Her­kunft der Gel­der von PEP ge­nau zu über­prü­fen und ih­re Trans­ak­tio­nen zu über­wa­chen. Das Ma­na­ge­ment muss jähr­lich für je­den PEP ein­zeln ent­schei­den, ob die Bank die Ge­schäfts­be­zie­hung wei­ter­führt.

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Man müsse vor al­lem dann auf­pas­sen, wenn ein PEP einer Bank gros­se Sum­men brin­gen wol­le, er­klärt Da­vid Zol­lin­ger. Der Ex-Staats­an­walt ar­bei­tet heu­te als selbst­stän­di­ger Ex­per­te für Com­pli­ance und Wirt­schafts­kri­mi­na­li­tät. Er sagt: «Bei einem Re­gie­rungs­mit­ar­bei­ter, der Mil­lio­nen­be­trä­ge ein­zahlt — und der da­zu noch aus einem kor­rup­ti­ons­an­fäl­li­gen Land kommt —, be­steht im­mer das Ri­si­ko, dass man als Bank il­le­gal er­wor­be­ne Ver­mö­gen auf­nimmt.»

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Derartige Kon­stel­la­tio­nen sind auch bei der HSBC do­ku­men­tiert. Das zeigt der Fall des Ägyp­ters Ra­chid Mo­ham­med Ra­chid. Im Sep­tem­ber 2003 nahm ihn die Bank als Kun­den auf. Er de­po­nier­te bei HSBC Schweiz über 31 Mil­lio­nen Dol­lar. We­ni­ge Mo­na­te spä­ter wur­de er Han­dels- und In­du­strie­mi­nis­ter Ägyp­tens — und da­mit zum PEP.

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Die Bank führte die Be­zie­hung min­des­tens bis 2006 wei­ter. Heu­te sind die Gel­der von Ra­chid in der Schweiz ein­ge­fro­ren. Der Grund: Im Ju­ni 2011 wur­de er von einem ägyp­ti­schen Ge­richt we­gen Ver­un­treu­ung von öf­fent­li­chen Gel­dern zu fünf Jah­ren Ge­fäng­nis ver­ur­teilt.

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Dass die Kon­trol­le der PEP bei der HSBC nicht funk­tio­nier­te, ist heu­te zu­min­dest in einem Fall er­wie­sen. Am 26. Ap­ril 2013 er­teil­te die Ban­ken­auf­sicht Fin­ma der HSBC eine Rü­ge, weil sie die An­ge­hö­ri­gen des ehe­ma­li­gen tu­ne­si­schen Macht­ha­bers Ben Ali zu we­nig exakt über­prüft hat­te.

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Der Ben-Ali-Clan hat via HSBC Dut­zen­de von Mil­lio­nen Fran­ken an Kor­rup­ti­ons­gel­dern ver­scho­ben. In der Fol­ge hat die Bun­des­an­walt­schaft am 19. Ja­nu­ar 2011 62 Mil­lio­nen Fran­ken sper­ren las­sen, dar­un­ter Gel­der von Ben Alis Schwa­ger Bel­has­sen Tra­bel­si. Laut Swiss­leaks-Do­ku­men­ten führ­te er bei der HSBC bis 2006 zwei Kon­ten in der Hö­he von fast 25 Mil­lio­nen Dol­lar.

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Kon­to des As­sad-Cou­sins

Ne­ben Chi­na, Ägyp­ten und Tu­ne­si­en fin­det sich in den Da­ten auch Spit­zen­per­so­nal aus Hai­ti, Russ­land, Me­xi­ko, dem Li­ba­non, der Uk­rai­ne und Ru­mä­ni­en — Staa­ten, die in Kor­rup­ti­ons­in­di­zes re­gel­mäs­sig schlecht weg­kom­men.

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Auch Rami Makh­louf, Cou­sin des sy­ri­schen Prä­si­den­ten Ba­shar al-As­sad, un­ter­hielt bei der HSBC ein Kon­to. Er ge­hört zu den reich­sten Män­nern Sy­ri­ens und hat di­rek­te Ver­bin­dun­gen zum Herr­scher­zir­kel. In Wi­ki­leaks fin­den sich De­pe­schen der US-Bot­schaft in Da­ma­skus aus dem Jahr 2006, die be­schrei­ben, wie Makh­louf sei­nen Ein­fluss nutzt, um Ge­schäfts­ri­va­len aus­zu­schal­ten. 2008 wur­de er vom US-Fi­nanz­mi­ni­ste­ri­um we­gen Kor­rup­ti­on an­ge­klagt, seit 2013 steht er auf der Se­co-Sank­ti­ons­lis­te der Schweiz. Min­des­tens bis 2006 ver­wal­te­te die HSBC 27 Mil­lio­nen Dol­lar für ihn.

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Für Makh­loufs Bru­der Eyad führ­te die HSBC bis 2006 Kon­ten über 1,3 Mil­lio­nen Dol­lar. Ein Be­ra­ter no­tier­te in des­sen Kun­den­pro­fil, er sei «Haupt­mann in der sy­ri­schen Ar­mee». Wie die­ser es als Be­rufs­mi­li­tär schaff­te, zu so viel Geld zu kom­men, schrieb der Be­ra­ter nicht. Auch Eyad steht seit No­vem­ber 2013 auf der Sank­ti­ons­lis­te der Schweiz. Grund: «Be­tei­li­gung am ge­walt­sa­men Vor­ge­hen ge­gen die Zi­vil­be­völ­ke­rung.»

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Die HSBC äus­ser­te sich auf Anf­ra­ge nicht zu ein­zel­nen Kun­den. Sie schreibt aber in einer Stel­lung­nah­me, sie ha­be ih­re Kon­trol­len be­tref­fend PEP dras­tisch er­höht: «Wir prü­fen al­le po­li­tisch ex­po­nier­ten Per­sön­lich­kei­ten heu­te jähr­lich auf der höch­sten Ebe­ne un­se­rer Fir­men­grup­pe, un­ser Fi­nanz­in­for­ma­ti­ons­dienst un­ter­stützt die­sen Pro­zess.» Aus­ser­dem ha­be sich die Bank aus Märk­ten zu­rück­ge­zo­gen, in wel­chen sie bei der Kun­den­prü­fung kei­ne ge­nü­gend ho­hen Stand­ards auf­recht­er­hal­ten kön­ne.

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