Wo geht es hin?
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Weil der Preisüberwacher festgestellt hat, dass die Fahrpreise der SBB auf den grossen Strecken zu hoch sind, wurde ein Abkommen getroffen, dass die Mehreinnahmen durch diese überhöhten Preise durch Spezialaktionen wettgemacht werden müssen, einerseits durch die Ausgabe von sogenannten Sparbilletten, und anderseits, wenn das nicht reicht, durch die Aktion vergünstigte Tageskarten gegen Jahresende.
Nun deutet alles darauf hin, dass die SBB das zu einer Alibi-Übung verkommen lassen wollen. Der Zugang zu diesen Sparbilletten wird enorm erschwert. Die Rabatte fallen nicht im vereinbarten Rahmen aus und es gibt diese Billette nur für Züge in verkehrsschwachen Zeiten. Das ist zwar verständlich, dass die SBB vor allem Züge ausser Stosszeiten füllen möchten. Die Vereinbarung sieht aber solche Sparbillette zu allen Zeiten vor. Dass es zu den verkehrsschwachen Zeit mehr solcher Billette gibt als in den Hauptverkehrszeiten, würde ja durchaus akzeptiert. Die Anzahl verfügbarer solchen Billette ist ja sowieso beschränkt, und sie gelten ja immer nur für einen bestimmen Zug (wie bei Fliegen).
Was aber als totale Verarschung der Schweizer Kunden zu sehen ist: Es gibt auch internationale Sparbillette, die einfach etwas weiter führen, bis über die Grenze, aber für alle Fahrzeiten bis um die Hälfte billiger sind als nur die Schweizer Strecke. Und leichter zu erhalten sind sie erst noch.
Vergleich:
Sparbillette nur Schweiz | Sparbillette über die Grenze |
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Preis-Beispiele: siehe unten verlinkte Seiten aus dem K-tipp. |
Sparbillette nur Schweiz |
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Sparbillette über die Grenze |
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Preis-Beispiele: siehe unten verlinkte Seiten aus dem K-tipp. |
Da stellt sich Otto Normalbürger einige Fragen darüber, was sich wohl die Manager der SBB unter ‘Service am Kunden’ vorstellen. Immer häufiger bleibt der Kunde (nicht nur wegen klemmenden Türen) auf der Strecke.
Längst haben viele — vor allem ältere — Leute Probleme, zum richtigen Billett zu kommen. Schalter gibt es nur noch an ganz grossen Bahnhöfen. In den Bahnhofsgebäuden sind heute Läden. (Das gibt der Bahngesellschaft Mieteinnahmen.) Wenn man Glück hat, verkaufen diese Läden auch Billette. Aber nicht immer sind diese Verkäufer sehr versiert in Sachen Fahrausweise. Automaten sind oft schwierig zu bedienen. Und im Internet ist es auch nicht besser. Gewisse Angaben sind so unklar, oder gar versteckt, dass selbst gewiefte Leute (auch Informatiker, und erst recht für ältere Personen, genau diese, die auch zu Nicht-Stoss-Zeiten fahren) nur mit viel Mühe und zig Versuchen zum Ziel kommen, so z.B. die Wahl zwischen Bahn, Bus und Schiff nur für eine Teilstrecke, oder auch findet man die Zielstation überhaupt nicht.
Der Abbau von bedienten Schalter ist zwar aus ökonomischen Gründen erfolgt. Das schlucken die Kunden in der Regel, passt aber schlecht zu den aktuellen Aufschlägen der Bezüge in der Chef-Etage.
Der ökonomisch begründete Abbau von bedienten Bahnhöfen hat aber weit mehr Folgen, als nur das Verschwinden von Schaltern. Es gibt überhaupt kaum mehr Personal vor Ort. Nicht nur die Schalter sind durch Automaten ersetzt, auch die Fahrdienstleiter sind durch Computer in der Ferne ersetzt worden. In dem Mass, wie bei ungeübten oder unkundigen Reisenden die Probleme mit ihren Fahrausweisen haben, haben auch die ‘Stellwerkstörungen’ zugenommen, und damit die Zugsausfälle und −verspätungen. (Die defekten Türen seien nicht erwähnt; sie gehen auf ein anderes Konto.)
Service Public heisst doch ‘Service am Publikum’, hier an der Öffentlichkeit, an den Reisenden, den Kunden, an den Bürgern — den eigentlichen Besitzern der SBB. Das Paradoxon: Seit man soviel von Service Public spricht und liest, hat eben dieser enorm abgenommen.
Und als ob das nicht genug wäre, haben sich die SBB einen weiteren Anschlag auf die Kundenfreundlichkeit ausgeheckt: den «Swiss Pass».
Der «Swiss Pass» als Ersatz für Halbtax- und General-Abo wird von einigen iPhon-Fans und −Gurus sicher freudig begrüsst. Der Rest der Welt kann nur den Kopf schütteln. Für Details zum Thema sei hier auf einen informativen Beitrag im K-Tipp verwiesen (es lohnt sich, ihn im Detail zu lesen):
Siehe auch K-tipp Nr.12
➔ K-tipp
Sparbillette & Abos
direkt zu Abos:
➔ K-tipp
oder beide als Original-PDF:
➔ PDF [1.5MB]
Sparbillette & Abos
➔ www.zumkuckucksei.net/ServicePublic/ktipp-20150408.htm
direkt zu Abos:
➔ www.zumkuckucksei.net/ServicePublic/ktipp-20150408.htm#article2
oder beide als Original-PDF:
➔ www.zumkuckucksei.net/ServicePublic/Ktipp-20150617-SBB.pdf
Obwohl diese Neuerung zeitlich wahrscheinlich zusammenfällt mit der altersbedingten Rückgabe des Motorfahzeug-Führerscheins, werde ich weder ein neues GA noch ein ½−Tax erstehen, sondern mein altes GA weiter brauchen.
Ich habe etwas dagegen, ausgenommen und übers Ohr gehauen zu werden. Du auch?
(Ich habe mein GA finanziell nie herausgeschlagen, aber es war verteufelt praktisch!)
Die Details und AGB zu diesem Swisspass sind eine absolute Zumutung an den Kunden:
Mit der automatischen Verlängerung und dem undurchsichtigen Gültigkeitsende begeben sich die SBB auf das Niveau der trickreichen Sex-Anbieter im Internet.
Einige der Bestimmungen in den AGB der SBB sind klar gesetzeswidrig, einige wahrscheinlich auch. Kundenverachtend sind fast alle.
Siehe auch K-tipp Nr.7
➔ K-tipp
Chef-Gehälter Bundesbetriebe
Chef-Gehälter Bundesbetriebe
➔ www.zumkuckucksei.net/ServicePublic/ktipp-20150408.htm
Seit längerer Zeit ist festzustellen, dass bei den SBB immer mehr von Personal auf Informatik umgestellt wird. Am auffallendsten war die Umstellung von Billett-Schaltern auf Automaten, was eine ganze Generation von Kunden nur mürrisch akzeptierten, akzeptiert weil ökonomisch begründet, mürrisch weil diese Leute oft Schwierigkeiten haben mit der Bedienung, sei es, weil sie nicht geübt sind, sei es weil gewisse Funktionen nicht mal vom Instruktionspersonal leicht zu finden sind. Es ist auch vorgekommen, dass gewisses Zielstationen (wo notabene ein grösseres, angeschriebenes, aber nicht mehr besetztes Stationsgebäude steht) schlicht und einfach auf dem Automaten nicht vorkommen. Ganz abgesehen von etwaigen Unklarheiten über den Reiseweg (z.B. was ist der ‘Direkte Weg’, derjenige ohne Umsteigen oder der kürzeste, ganz abgesehen davon, wie weiss ein Ortsunkundiger, welches der kürzeste Weg ist).
Gleichzeitig wurden Möglichkeiten geschaffen, Billette auch am Internet zu kaufen, wenn schon Informatik, dann auch modern. Nur ein am Automaten gekauftes Billett kann ich irgend jemandem schenken, und der fährt dann legal mit dem Zug. Anders beim Internet-Billett, das man selber ausdruckt: da muss der Name des Reisenden samt Geburtsdatum aufgedruck sein, und ich muss einen Idenditätsausweis mitführen, weil ich das Billett ja mehrmals ausdrucken könnte, so dass es von mehreren Leuten benutzt werden könnte. — Schade nur, dass die SBB es nicht geschafft haben, trotz viel Informatik einen Weg zu finden, wie widerrechtlicher Doppeltgebrauch sofort erkannt würde. (Im Vergleich akzeptiert die Briefsortier-Anlage der Post eine am Internet gekaufte und selbst ausgedruckte Briefmarke nur ein einziges mal.
Der «SwissPass» ist einfach das nächste Kapitel auf diesem Weg, den wohl nur ein relativ kleiner Teil der Kunden zu schätzen weiss. Die restliche Bevölkerung scheint für die SBB nicht mehr relevant zu sein.
Dieses Problem gibt es nicht mehr bei den durch Handy-App gekauften Billette, ausser ich schaffe es, mein Handy vom Kondukteur unbemerkt meinen Mitreisenden zu übergeben, der es dann nochmals vorweist.
Eine ähnliche Entwicklung kennen wir beim Fahrplan. Dabei ist es natürlich schon so, unser ÖV-Netz ist so dicht geworden, dass gedruckte Fahrpläne (abgesehen von Ausnahmen [die kleinen Teilfahrpläne]) zu unhandlich geworden sind. Da bietet sich die Informatik sinnvollerweise als gute Lösung an. Dazu muss allerdings bemerkt werden, die handlichste Variante war der Fahrplan, den die SBB auf CD/DVD vertrieben zum Laden auf den persönlichen Computer (PC). Dieser wurde aber wieder eingestellt.
Eine weitere, sehr einfache Variante war der Fahrplan per SMS. Das hätte auch die Variante für ältere Leute werden können, die zwar ein Handy haben, aber eben kein SmartPhone (das wäre ihnen zu teuer, inklusive das notwendige Abo für Dauer-Internet; dieses immer wieder ein- und auszuschalten ist nichts für ältere Gelegenheits-Nutzer). Der SMS-Fahrplan wurde wieder eingestellt, angeblich weil er zu wenig benutzt wurde. Künststück: Er wurde von den SBB auch kaum propagiert. Wer ihn benutzte, der hat nur zufällig erfahren, dass es den gibt.
Die Alten als Ausrede — Gute Ausrede: Jetzt können die SBB dank einer demographischen Untersuchung ohne Gesichtsverlust die Anschlusszeiten wieder verlängern. Zum Glück hat es immer mehr alte Passagiere, die nicht so rasch umsteigen können. Damit kann die Leitung ihre Schreibtisch-Entscheide für Kurzhalte zurücknehmen, ohne einzugestehen, dass der Entscheid von Anfang an falsch war. Die Wartezeit an den Stationen war auch die Zeitreserve, um kleine Verspätungen aller Art auszugleichen. — Zur Zeit braucht es ja nur eine Fliege auf einem Gleis und der so empfindliche (weil reservefreie) Fahrplan des ganzen Landes wird durcheinandergewirbelt.
Die alten lokalen, mechanischen Stellwerke hat es schon lange kaum mehr gegeben. Fast alles war längst auf elektrische Stellwerke umgebaut. Aber sie waren noch lokal. Und der Fahrdienstleiter (oder Stellwerker) hatte die optische Übersicht über alle Abläufe. Seit das alles durch an wenigen Orten zusammengefasste Elektronik (und Informatik) ferngesteuert wird, haben sich die täglichen «Stellwerkstörungen» in der ganzen Schweiz vervielfacht.
Und seit die Angestellten wie Sklaven behandetlt werden, hat logischerweise das Betriebsklima unter den Angestellten und damit die Arbeitsmotivation erheblich gelitten. Auch da muss jetzt durch Informatik-gesteuerte zusätzliche Sicherheitseinrichtungen Gegensteuer gegeben werden. Aber auch das kostet und verleitet das Management zum zum Sparen. Das Resultat: Unfälle wie derjenige von Rafz.
In der Informatik gibt es einen einzigen allgemein
gültigen Lehrsatz:
«Es gibt kein Programm ohne Fehler!»
Und wie schief Informatik-Projekte laufen können, das zeigen Bundesverwaltung und AHV nur zu deutlich. Die SBB sind aber auch ein bundesnaher Betrieb?!
Und was planen die SBB?
Gemäss eigenen Angaben in der Zeitungsbeilage «FOKUS digital» (Themenzeitung von Smart Media) wollen die SBB mit kleinen, kreativen Start-Ups zusammenarbeiten. Und wenn aus den Tests mit deren Prototypen ein ‘Nutzen für den Kunden abgeleitet werden kann’. dann wird daraus eine ‘App’.
Die Fehler finden ja die Kunden dann schon raus. — Das ist billiger als echte Tests durchzuführen.
Siehe Original «FOKUS digital»
➔ FOKUS digital
➔ www.zumkuckucksei.net/ServicePublic/focusdig-202506.htm
(Höhere Preise für weniger Service)
Gesamtvergütungen, enthalten sind Basislohn, variable Lohnbestandteile, und Nebenleistungen (Spesen, Repräsentationspauschalen u. Ä.) Bundesratslohn zum Vergleich: 475 163 Franken (inkl. Repräsentationszulagen und Spesen) |