Stell Dir vor, Du bräuchtest eine Auskunft. — Keine Chance, einen Kondukteur zu fragen. Den gibt es im Nahverkehr kaum mehr. Aber Du bist ja nicht hier aus der Gegend. Falls doch noch jemand auftaucht, so ist es nur ein Kontrolleur, oder vielleicht gar ein Bahnpolizist. Letzterer läuft einfach durch; Auskunft weiss er keine. Ja, Auskunft kann keiner geben. Es ist wie in Moskau, wo es kein Telefonbuch gibt, und Du suchst eine Nummer.
Der Kontrolleur will aber wissen, ob Du einen Fahrschein hast, und wenn ja, ob er hier und jetzt für diese Strecke gültig ist. Wehe wenn Du in einen Zug eingestiegen bist, der zwar dahin fährt, wo Du hin willst, aber über einen andern Weg, als Dein Fahrschein ausweist. Du hast ja keine Ahnung, welche Zwischenstationen auf Deinem Weg sein müssten. Auf dem Fahrschein sind bloss ein paar Zonen-Nummern. Auskunft hast Du keine. Du hast nur einen Fahrschein für an Dein Ziel. Und Du wirst wie ein Schwarzfahrer behandelt und zahlst Fr. 100.- Busse. Da kommt Dir doch die Galle hoch.
Da lies doch den K-Tipp
➔ K-Tipp
Nr. 9 vom 3. Mai 2017.
➔ www.zumkuckucksei.net/ServicePublic/ktipp-20170503.html
K-Tipp Nr. 9 vom 3. Mai 2017.
Ist da etwa Absicht dahinter? Wollen die SBB ihren Gewinn vor allem mit Bussen machen, die sie ihren Kunden aufbrummen. Der Aufwand, diese Bussen mit einem perfekten Kundendienst unnötig zu machen, wäre ja vielleicht günstiger, als Bussen eintreiben. Scheint aber nicht im Sinne der SBB zu sein, deren Grossteil-Eigentümer wir ja selber sind, Du nd ich und alle anderen, die in der Schweiz Steuern zahlen.
Ein Bahnbillett kaufen und dabei fachkundig beraten werden, das gibt es fast nirgends mehr. Und wo es das noch gibt, da ziehst Du eine Nummer und Du bist eine Nummer unter vielen. Und auch da ist "fachkundig" selten spürbar.
Als Reisende werden nur noch moderne Menschen geduldet, die entweder ein Abonnement haben, oder solche, die sich durch hinterhältige Automaten nicht ins Bockshorn jagen lassen.
So Du eine Reise antreten willst und das erste mal an einem Automaten Dein Billett kaufen willst, rechne gute 2 Stunden ein, bis Du und die Maschine einander halbwegs verstehen — unabhängig davon, ob Du Erfahrung mit modernen elektronischen Maschinen hast oder nicht. Und auch später, wenn Du nicht ein sehr einfaches Ticket brauchst, rechne mindestens 15 Minuten für den Kauf ein. Abgesehen davon könnte ja noch jemand vor Dir am Automaten üben.
Persönlich gehöre ich zu denen, die in der Regel mit einem für meine Verhältnisse eigentlich zu teuren "General-Abonnement" umherreisen. Das ist sehr teuer, aber auch sehr komfortabel. Doch kürzlich habe ich eben dieses Abonnement zu hause liegen lassen und fuhr an ein Konzert. Ich hatte Glück: Keine Kontrolle! Erst am Ziel merkte ich, dass die Tasche, in der das Abo stecken sollte, leer war. Bei einer Kontrolle hätte zwar keine Busse à Fr. 100.- aufgebrummt erhalten, sondern nur eine Gebühr von wenigen Franken. Aber ich wollte korrekt sein und habe für den Rückweg ein Billett am Automaten erstanden.
Zwar war ich bis zu meiner Pensionierung Spezialist für Informatik. Doch dieses Unterfangen hatte es in sich:
Der erste Bildschirm ist noch sauber und klar. Ich wähle ‘anderes Reiseziel’ und tippe den Zielort ein.
Dann folgt «Bildschirm 1»: Auswahl des Reiseweges. Hier stutze ich schon. Im Internet-Fahrplan wurden mir nur einige Verbindungen via Örlikon angegeben. Hier werden aber nur zwei ‘andere’ Wege vorgeschlagen, via Zürich HB oder via Kloten. Als halbwegs Ortskundiger weiss ich, dass Örlikon und Zürich HB in der gleichen Zone liegen. Als Ortsfremder würde ich nun einen eigenen Weg eingeben: via Örlikon. Zu meiner Verwirrung quittiert der Automat das wieder mit ‘Zürich HB’ — und ich hätte sofort das Gefühl, der Apparat narrt mich. Ich will doch überhaupt nicht nach Zürich HB.
Jetzt folgt «Bildschirm 2»: Ich sehe ganz links (leider nur schwach), was der Apparat meint, ich wolle es kaufen. Rechts daneben in auffälligem Gelb einige Knöpfe, was ich noch ändern kann. Soweit OK. Aus dem Internet bin ich mich gewohnt, dass man jetzt einen Knopf drücken muss «Ja, das will ich». Damit kommt man dann zur Bezahlung resp. Auslösung.
Und hier? Was nun? Gewifte Automaten-Menschen wissen, jetzt Geld rein, dann kommt das Billett raus. Als Anfänger bin schon wieder aufgeschmissen. In meiner Verzweiflung (ich möchte das Billett doch kaufen, und zwar noch bevor der Zug abfährt) drücke ich mal auf «Zahlungsmittel».
Jetzt folgt «Bildschirm 3»: Ich drücke mal auf einen der Geldscheine. Nichts passiert. Ich wiederhole das x-mal. Ohne Erfolg.
Schon vorher ist mir aufgefallen, dass sehr oft der Bildschirm auf meine Berührungen nicht reagiert. Vielleicht ist meine Haut an den Fingern zu trocken. Und nirgends ein Lavabo. Finger abschlecken? Sicher nicht! Wer hat da schon alles auf diesem Bildschirm rumgetippt und es vielleicht sogar mit Abschlecken versucht. So nicht!
Es geht nur «Zurück» zu «Bildschirm 2». Da versuch ich es mal, einfach zu zahlen. Meine Kreditkarte war ja unter den möglichen Zahlungsmitteln angegeben. Und am Apparat gibt es ein Pictogramm, wo man die Karte für kontaktfreies Bezahlen hinhalten soll. Jetzt steht auf dem Bildschirm, dass meine Karte im Moment nicht angenommen werden kann. — Was soll das jetzt wieder?
Ich versuche es mit Bargeld. — Weiah! Es klappt. Ein wenig Geduld und mein Billett fällt in die Klappe. Hurra! Dauer eine halbe Stunde! Zum Glück brauchte niemand anderes ein Billett für auf einen der Züge, die inzwischen abgefahren sind. Und ich hatte zufällig genug Zeit.
Gretchenfrage: Ist denn etwa auch hier Absicht dahinter? Wollen die SBB den Billett-Kauf erschweren, damit mehr Leute wegen Zeitnot oder gerissenem Geduldsfaden schwarzfahren und dann Busse bezahlen — falls sie diese auch wirklich bezahlen?
Liebe SBB, ich weiss, Ihr schlagt Euch zur Zeit damit herum, Bahnhöfe behindertengerecht zu gestalten. Vielleicht sollten sie aber auch kundengerecht eingerichtet sein. Ganz zu schweigen über den längst überfälligen Unterhalt an allen Ecken und Enden.
Haben wir Stimmbürger eigentlich zu früh JA gesagt für das Milliardenloch der NEAT, wenn Ihr doch Eure Hausaufgaben nicht gemacht habt?
Doch der Benutzer des öffentlichen Verkehrs ist auch noch anderen Unbillen ausgesezt:
Details siehe Preis-Chaos:
➔ Tages−Anzeiger
➔ www.zumkuckucksei.net/ServicePublic/TA-2017-05-20-SBB.html
Tages-Anzeiger
vom 20. Mai 2017, Seite 4.
Und Ticket-App:
➔ Tages−Anzeiger
➔ www.zumkuckucksei.net/ServicePublic/TA-2017-05-20-SBB.html#article2
Tages-Anzeiger
vom 20. Mai 2017, Seite 4.
Details siehe gesperrte WCs:
➔ Tages−Anzeiger
➔ www.zumkuckucksei.net/ServicePublic/TA-2017-05-20-SBB.html#article3
Tages-Anzeiger
vom 20. Mai 2017, Seite 13.
Da wünsche ich mir den Herrn Meyer mit dem eisigen Lächeln und die Frau Pilloud oft ins Pfefferland.
Der nächste Schritt der SBB vom Kunden weg ist bereits seit längerer Zeit am Laufen. Dass laufend SBB-Schalter geschlossen werden, ist ja längst eine bekannte Tatsache.
Die neueste Masche in diesem Prozess ist aber auch da zu finden, wo es noch einen Schalter gibt. Die SBB setzen Personal ein, um Kunden aktiv vom Schalter fern zu halten und an die Automaten zu verweisen. Da gibt es gar SBB-Angestellte, denen ein Plan-Soll an wegzuweisenden Personen auferlegt wurde. Die Gewerkschaften konnten gerade noch verhindern, dass die Erfüllung dieses Auftrags Lohn-wirksam sein soll.
Dabei geht es doch darum, dass die SBB noch mehr Schalter schliessen und Angestellte entlassen können, mit der Ausrede, es sei kein Bedarf mehr. Und dazu sollen die Angestellten noch selber beitragen. Ungeheuerlich!
Im Gegensatz zur Person am Schalter hat mir noch kein einziger Automat eine Frage beantwortet, z.B. welcher Weg auf dem Ticket zu meinem Fahrplan passt.
Dazu lies doch den K-Tipp
➔ K-Tipp
Nr. 10 vom 17. Mai 2017.
➔ www.zumkuckucksei.net/ServicePublic/ktipp-20170503.html#article3
K-Tipp Nr. 10 vom 17. Mai 2017.
Wo überhaupt noch Billettschalter vorhanden sind, sind sie immer schlechter zu finden. Das ist ärgerlich für die Kunden, aber offenbar wirtschaftlich interessant. Es bedeutet aber vor allem, die SBB ziehen sich nicht nur aus dem Service Public zurück (wieso kriegen sie dafür immer noch Steuergelder?), sondern sie ziehen sich vor allem aus dem Eisenbahngeschäft zurück und mutieren zu simplen Immobilien-Spekulanten.
Die Ausrede vom sinkenden Interesse der Bahnkunden ist hanebüchen. Klar geht das Interesse an Schaltern zurück, wenn es gar keine mehr hat, oder wenn man sie nicht findet. Hier liegt eindeutig eine Verwechslung von Ursache und Wirkung vor. Die SBB steuern diesen Rückgang selber massiv. Überall sonst würde man von Manipulation reden. Vielleicht sollten die SBB die Mieteinnahmen von Dritten an den Bund und die Kantone abgeben müssen. Vielleicht würden sie sich dann wieder aufs Eisenbahngeschäft zurückbesinnen.
Siehe:
Sonntags Zeitung
www.zumkuckucksei.net/ServicePublic/SZ-20161009-SBB-S40.html
SonntagsZeitung
vom 9. Okt. 2016.
Und zu guter Letzt muss auch noch gesagt sein: Im Kundendienst stehen die SBB ebenfalls schlechter da als andere Bahnen und Unternehmungen.
Siehe:
saldo
www.zumkuckucksei.net/ServicePublic/saldo-2017-10.html
saldo
Nr. 10 2017 vom 24. Mai 2017.
Die SBB tun wirklich alles, um die Kunden von der Bahn fern zu halten. Reisen mit dem ÖV ist wohl nichts mehr für mich.