K-Tipp Nr. 7, 2016
So viel verdienten die Chefs von Swisscom, Ruag, SBB, Post und Postfinance
Die Zahlen zeigen die Gesamtvergütungen. Enthalten sind jeweils Basislohn, variable Lohnbestandteile und Nebenleistungen (Spesen- und Repräsentationspauschalen u.Ä.), wie sie in den Geschäfts- und Finanzberichten 2014/2015 von Post, Postfinance, Ruag, SBB und Swisscom aufgeführt sind.
Zum Vergleich: Bundesratslohn (inkl. Repräsentationszulage und Sozialleistungen) = Fr. 475 163.- (Stand 1.1.2016)
Eine halbe Million mehr kassiert
Bundesbetriebe: Chefsaläre sind letztes Jahr erneut kräftig gewachsen
Die Konzernleiter von Swisscom, Ruag, SBB, Post und Postfinance verdienten letztes Jahr insgesamt 5,7 Millionen Franken. Das ist fast eine halbe Million mehr als im Jahr 2014.
Die Konzernleiter von Swisscom, Ruag, SBB, Post und Postfinance verdienten letztes Jahr insgesamt 5,7 Millionen Franken. Das ist fast eine halbe Million mehr als im Jahr 2014.
Komplexe Dossiers, grosse Verantwortung, politische Anfeindungen: Das Amt eines Bundesrats hat nicht nur Sonnenseiten. Immerhin gibts dafür einen sehr guten Lohn: pro Jahr rund 475'000 Franken.
Auch Swisscom-Chef Urs Schaeppi hat zweifellos keinen ganz einfachen Job. Aber ist dieser tatsächlich fast viermal so anspruchsvoll wie derjenige eines Bundesrats? Tatsache ist: Urs Schaeppi strich letztes Jahr ein Gehalt von 1'832'000 Franken ein — und damit annähernd viermal so viel wie ein Mitglied der Landesregierung (siehe Tabelle). Oder anders ausgedrückt: Für die Summe, die ein Bundesrat in zwölf Monaten verdient, musste der Swisscom-Konzernleiter im vergangenen Jahr nur etwas mehr als drei Monate arbeiten.
Auch die obersten Chefs anderer Unternehmen, die ganz oder teilweise dem Bund gehören, mussten nicht darben: Urs Breitmeier (Ruag) durfte sich über gut 1,1 Millionen Franken freuen, während Andreas Meyer (SBB) und Susanne Ruoff (Post) je rund 1 Million kassierten. Das Total der Geschäftsleiter-Löhne von Swisscom, Ruag, SBB, Post und Postfinance lag letztes Jahr um 483'000 Franken über dem Niveau von 2014.
Als Einziger aus diesem «Fünferclub» musste SBB-Chef Andreas Meyer mit etwas weniger auskommen: Sein Fixlohn stieg zwar um über 13'000 Franken an, doch sank zugleich der «leistungs- und erfolgsorientierte Lohnbestandteil» gegenüber dem Vorjahr um fast 40'000 Franken. Meyers Gesamtvergütung betrug somit «nur» noch 1'046'186 Franken. Im gleichen Zeitraum sank der ausgewiesene Gewinn der SBB um 34 Prozent. Er betrug letztes Jahr noch 246 Millionen Franken.
Die Volksinitiative «Pro Service public» der Konsumentenzeitschriften K−Tipp, «Saldo», «Bon à Savoir» und «Spendere Meglio» will den überrissenen Salären auf den Teppichetagen der Bundesbetriebe einen Riegel vorschieben. Die Gehälter sollen künftig nicht mehr über dem Lohn eines Bundesrats liegen. Über die Initiative entscheiden die Schweizer Stimmbürger am 5. Juni.
Dabei geht es um beträchtliche Summen: In den sechs Jahren von 2010 bis und mit 2015 warfen allein Swisscom, SBB und Post für die Saläre ihrer Konzernleiter zusammen rund 22 Millionen Franken auf. Rechnet man die Gehälter der übrigen Mitglieder der drei Geschäftsleitungen hinzu, steigt diese Summe auf gesamthaft rund 115 Millionen Franken.
Der K−Tipp hat ausgerechnet: Wären all diese Kaderleute seit dem Jahr 2010 wie ein Bundesrat entlöhnt worden, hätten Swisscom, SBB und Post rund 44 Millionen Franken gespart — beziehungsweise dieses Geld für einen besseren Dienst am Kunden verwenden können.
Gery Schwager* * *
K-Tipp Nr. 7, 2016
Peter Salvisberg |
Peter Salvisberg |
Ihr Gehalt ist ein Ärgernis
Die Post gehört Ihnen, mir, allen Schweizern: Die Aktien sind zu 100 Prozent im Besitz des Bundes. Und der Bund ist nicht der Bundesrat, auch nicht das Parlament, sondern die Gesamtheit der Bürger. Nur haben wir bis jetzt nichts dazu zu sagen. Seit Bundesrat und Parlament die Post in eine Aktiengesellschaft umgewandelt haben, können die Manager machen, was sie wollen. An der Generalversammlung übt ein einziger Mitarbeiter der Finanzverwaltung für den Bund das Stimmrecht aus. Er stimmt so, wie es die Departementsvorsteherin Doris Leuthard will. Die Parlamentarier können ebenso wenig dazu sagen wie die Kunden, die der Post die Milliardengewinne ermöglichen.
Kein Wunder, fühlt sich der Verwaltungsrat der Post sicher im Sattel. Er kann sich auch das Lästern leisten, wie ein Gastkommentar von Verwaltungsratspräsident Peter Hasler in der «NZZ» zeigte: «Die Einwohner dieses Landes, die alle Kunden der Post sind, haben den Eindruck, die Post gehöre ihnen, werde vielleicht gar vom Bund subventioniert und müsse deshalb ein Komfortpaket von Angeboten bereithalten, das möglichst wenig kosten soll.»
Herr Hasler, bitte nehmen Sie zur Kenntnis: Ja, wir sind der Meinung, dass die Post uns gehört. Und für uns eine gute Grundversorgung gewährleisten muss. Wir sind auch bereit, dies zu zahlen. Aber nicht Milliardengewinne zu finanzieren, damit die Post möglichst viel Geld in die Bundeskasse abliefern und im Ausland investieren kann. Zudem ist Ihr Gehalt für die meisten Schweizer ein Ärgernis: Auf ein Vollpensum gerechnet, erhielten Sie 2015 mehr als ein Bundesrat.
Das stört viele Mitbesitzer der Post. Deshalb haben 120'000 von ihnen die Initiative «Pro Service public» unterschrieben. Deshalb dürfen die Bürger nun zwischen einer kundenorientierten Grundversorgung und einem profitorientierten Managerdenken wählen. Wer am 5. Juni Ja stimmt, sagt Ja zu einem guten Service zum Wohl der Bevölkerung — statt zum Wohl einer abgehobenen Managerkaste.
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