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US-Wahlkampf

Mitarbeiter von UBS und CS unterstützen Romney

Die Schwei­zer Gross­ban­ken grei­fen fi­nan­zi­ell stä­rker in den US-Wahl­kampf ein als al­le an­de­ren aus­län­di­schen Fir­men. Mit­ar­bei­ter von Cre­dit Suis­se und UBS ha­ben bis En­de Ju­ni ins­ge­samt 2,9 Mil­lio­nen Dol­lar ge­spen­det, den Gross­teil für den re­pub­li­ka­ni­schen Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­ten Mitt Rom­ney. Im letz­ten Wahl­kampf 2008 hat­ten sie noch mehr­heit­lich Ba­rack Oba­ma un­ter­stützt. Heu­te ma­chen die Ban­ker den US-Prä­si­den­ten per­sön­lich für das schlech­te Ima­ge der Fi­nanz­bran­che ver­ant­wort­lich.

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Credit Suisse und UBS setzen auf Mitt Romney

Die beiden Gross­ban­ken sind fi­nan­zi­ell stär­ker im US-Wahl­kampf en­ga­giert als al­le an­de­ren Aus­land­fir­men.

Von Walter Nie­der­berger, San Francisco

Ginge es nach den Mit­ar­bei­tern der Cre­dit Suis­se und der UBS, so hies­se der näch­ste Prä­si­dent der Ver­einig­ten Staa­ten Mitt Rom­ney. Ih­re Wahl­spen­den für den Re­pub­li­ka­ner sind die­ses Jahr mar­kant hö­her als für Ba­rack Oba­ma und spie­geln einen kla­ren Um­schwung in der Fi­nanz­in­du­strie. 2008 hat­te die­se noch dem De­mo­kra­ten Oba­ma den Vor­zug vor dem re­pub­li­ka­ni­schen Her­aus­for­de­rer ge­ge­ben. Nach­dem sie von der Re­gie­rung mit Mil­li­ar­den vor einem Kol­laps be­wahrt wur­den, set­zen die Ban­ken nun auf Rom­ney und hof­fen, er wer­de die ver­schärf­ten Ge­set­ze und Kon­trol­len rück­gän­gig ma­chen.

Der Um­schwung ist bei der CS deut­li­cher zu se­hen als bei der UBS. 2008 hat­ten die CS-Mit­ar­bei­ter 2,4 Mil­lio­nen Dol­lar in den Wahl­kampf ge­steckt und 53 Pro­zent da­von für Oba­ma re­ser­viert. Die­ses Jahr flos­sen bei der CS bis En­de Ju­ni 1,5 Mil­lio­nen Dol­lar in die Wah­len; doch er­hielt Oba­ma nur noch 28 Pro­zent. Bei der UBS spen­de­ten die Mit­ar­bei­ter vor vier Jah­ren 3,2 Mil­lio­nen Dol­lar für die bei­den Kan­di­da­ten; doch er­hielt Oba­ma mit 54 Pro­zent der Mit­tel leicht den Vor­zug. Die­ses Jahr konn­te der Prä­si­dent nur 44 Pro­zent der 1,4 Mil­lio­nen Dol­lar der UBS für sich si­chern; der Rest ging an Rom­ney.

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Die et­was ge­rin­ge­re Dif­fe­renz als bei der CS dürf­te mit Ro­bert Wolf zu er­klä­ren sein. Der Top­ma­na­ger im US-In­vest­ment­ban­king der UBS war als in­for­mel­ler Be­ra­ter von Oba­ma tä­tig und hat­te sich als «Bund­ler» da­zu ver­pflich­tet, min­des­tens 500'000 Dol­lar Spen­den an die Oba­ma-Kam­pa­gne bei­zu­tra­gen. Wolf kün­de­te im Ju­ni in­des­sen an, die UBS zu ver­las­sen und eine eige­ne Be­ra­ter­fir­ma auf­zu­bau­en.

Bei­de Ban­ken nei­gen wie die meis­ten Wall­street-Häu­ser den Re­pub­li­ka­nern zu, wenn auch nicht so deut­lich wie et­wa die Ta­bak- oder Öl­in­du­strie. Seit 1990 steck­ten CS-Mit­ar­bei­ter 14,8 Mil­lio­nen Dollar in Wahl­kämp­fe; wo­von 56 Pro­zent für Re­pub­li­ka­ner. Die UBS spen­de­te 18,1 Mil­lio­nen, wo­von 59 Pro­zent für kon­ser­va­ti­ve Kan­di­da­ten. Da­mit sind sie die mit Ab­stand gröss­ten Geld­ge­ber al­ler in den USA tä­ti­gen Aus­land­fir­men. Die UBS spen­det so­gar mehr als Boe­ing oder Pfi­zer; die Cre­dit Suis­se über­trifft auch Ex­xon, Wal-Mart und BP.

Das Cen­ter for Re­spon­si­ve Po­li­tics kommt zum Schluss, dass die Ban­ken 2006 ih­re Vor­lie­be für rechts vor­über­ge­hend auf­ga­ben und mit­ten in der zwei­ten Amts­zeit von George W. Bush einen Rich­tungs­wech­sel vor­nah­men. Da­mals flos­sen 53 Pro­zent al­ler Wall­street-Spen­den an de­mo­kra­ti­sche Kan­di­da­ten; ein Trend, der 2008 mit der Prä­si­dent­schafts­wahl be­stä­tigt wur­de. Oba­ma er­hielt 63 Pro­zent al­ler Zu­wen­dun­gen der Ban­ken. Das hat­te zu­vor nur Bill Clin­ton er­reicht. Die Ban­ken hät­ten es wäh­rend der Fi­nanz­kri­se nicht mit dem de­mo­kra­ti­schen Kon­gress ver­der­ben und sich den Bail-out durch die Re­gie­rung si­chern wol­len, er­klärt das Cen­ter for Re­spon­si­ve Po­li­tics.

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Spenden auf Umwegen

Die Flit­ter­wo­chen sind aber vor­bei. Im­mer mehr Ban­ker wen­den sich von Oba­ma ab und ma­chen ihn per­sön­lich für das schlech­te Ima­ge der Bran­che ver­ant­wort­lich. Zu­dem fi­nan­zie­ren Dut­zen­de von Hedge­fonds und Pri­va­te-Equi­ty-Fir­men, die 2008 noch Oba­ma un­ter­stütz­ten, Rom­ney. Um die ge­setz­li­chen Bei­trags­li­mi­ten zu um­ge­hen, stec­ken sie ih­re Mit­tel in Su­per-Po­lit­komi­tees (Pacs) und be­ein­flus­sen den Wahl­kampf da­mit in­di­rekt.

Rom­ney si­cher­te sich auf die­se Wei­se von der Fi­nanz­bran­che be­reits 37,1 Mil­lio­nen Dollar; Oba­ma nur 4,8 Mil­lio­nen. Die­ses ver­steck­te Spon­so­ring von Kan­di­da­ten hat seit dem Bun­des­ge­richts­ent­scheid von 2010 mas­siv zu­ge­nom­men und droht, die Ein­zel­spen­den zu ver­drän­gen. Vor dem Ge­richts­ur­teil, das Un­ter­neh­men un­li­mi­tier­te Spen­den er­laub­te, mach­te sol­ches «Schwarz­geld» nur 1 Pro­zent der Wahl­fi­nan­zen aus. 2010 wa­ren es be­reits 44 Pro­zent; und im lau­fen­den Jahr dürf­ten es über die Hälf­te al­ler Spen­den sein.

Wie viel Geld UBS und CS über sol­che Ka­nä­le in die Wah­len stec­ken, ist un­be­kannt, da es nicht de­kla­riert wer­den muss. Vom Ver­si­che­rungs­kon­zern Aet­na ist aber be­kannt, dass er 2010 der US-Han­dels­kam­mer 4,5 Mil­lio­nen und dem Ame­ri­can Ac­tion Net­work 3,5 Mil­lio­nen zu­schoss. Bei­de Or­ga­ni­sa­tio­nen sind par­tei­po­li­tisch of­fi­zi­ell un­ab­hän­gig, aber eng mit Bush-Be­ra­ter Karl Ro­ve ver­bun­den und da­mit zu 100 Pro­zent auf der Sei­te von Mitt Rom­ney.

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