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Heute Wirtschaft

Viele Schweizer Firmen zahlen im Ausland Schmiergelder

40 Pro­zent der Schwei­zer Unter­neh­men, die im Aus­land tä­tig sind, wer­den mit Schmier­geld­for­de­run­gen kon­fron­tiert. Et­was mehr als die Hälf­te da­von kommt die­sen For­de­run­gen nach — al­so rund je­de fünf­te Fir­ma. Das geht aus einer un­längst ver­öf­fent­lich­ten Stu­die der Hoch­schu­le für Wirt­schaft und Tech­nik in Chur her­vor. Da­zu wur­den 510 in­ter­na­tio­nal tä­ti­ge Schwei­zer Un­ter­neh­men be­fragt.

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Jedes fünfte Unternehmen zahlt im Ausland Schmiergelder

Von Stefan Schürer, Bern

Für viele Schweizer Un­ter­neh­men, die im Aus­land tä­tig sind, ge­hö­ren Be­ste­chungs­gel­der of­fen­bar zum All­tag.

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Schwei­zer Un­ter­neh­men müs­sen bei ihren Aus­land­ge­schäf­ten im gros­sen Stil Schmier­geld­zah­lun­gen leis­ten. Dies zeigt eine Stu­die der Hoch­schu­le für Wirt­schaft und Tech­nik (HWT) Chur, wel­che in der jüng­sten Aus­gabe der Zeit­schrift «Die Volks­wirt­schaft» vor­ge­stellt wird.

Ge­mäss der Stu­die se­hen sich rund 40 Pro­zent der Schwei­zer Un­ter­neh­men bei ih­rer Aus­land­tä­tig­keit mit Schmier­geld­for­de­run­gen kon­fron­tiert. Und mehr als die Hälf­te der Un­ter­neh­men gibt nach. Ins­ge­samt be­zahlt da­mit mehr als ein Fünf­tel der in der Stu­die be­frag­ten 510 in­ter­na­tio­nal tä­ti­gen Un­ter­neh­men Be­ste­chungs­gel­der im Aus­land. Für die Auto­ren ist dies ein «über­ra­schend ho­her An­teil». Dies gel­te um­so mehr, als Schwei­zer Un­ter­neh­men ge­mäss an­de­ren Un­ter­su­chun­gen als ver­gleichs­wei­se «sau­ber» an­ge­se­hen wür­den. Dies las­se er­ah­nen, «wie hoch der An­teil der Un­ter­neh­men aus den an­de­ren Län­dern sein muss, die Be­ste­chungs­gel­der be­zah­len».

«Klimapflege» ist nicht strafbar

Für die Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­ti­on Trans­pa­ren­cy In­ter­na­tio­nal zeigt die­ser Be­fund ein­mal mehr die ge­setz­li­chen Lüc­ken in der Schweiz auf. Zwar steht die Be­ste­chung aus­län­di­scher Amts­trä­ger un­ter Stra­fe. Zu­dem kön­nen Un­ter­neh­men, wel­che die not­wen­di­gen Vor­keh­run­gen nicht ge­trof­fen ha­ben, straf­recht­lich be­langt und mit einer Bus­se von bis zu fünf Mil­lio­nen Fran­ken be­legt wer­den. Nicht straf­bar ist hin­ge­gen die so­ge­nann­te «Kli­ma­pfle­ge» ge­gen­über aus­län­di­schen Be­am­ten. Da­run­ter fal­len et­wa Zah­lun­gen, die einen Be­am­ten bloss mit­tel­fris­tig kö­dern sol­len, oh­ne dass das Un­ter­neh­men da­für eine kon­kre­te Ge­gen­leis­tung wie et­wa einen Auf­trag oder eine Be­wil­li­gung er­hält.

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Es ist aber nicht nur die feh­len­de Straf­bar­keit der «Kli­ma­pfle­ge», die ein här­te­res Vor­ge­hen ge­gen fehl­ba­re Un­ter­neh­men ver­hin­dert. Das räumt auch Del­phi­ne Cent­liv­res von Trans­pa­ren­cy In­ter­na­tio­nal ein. «Kor­rup­ti­on ist eine Hand­lung mit zwei Tä­tern. Ein Op­fer im klas­si­schen Sinn fehlt hin­ge­gen.» Des­halb wür­den die Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den so sel­ten von den Zah­lun­gen er­fah­ren. «Nie­mand wen­det sich an die Jus­tiz», so Cent­liv­res.

Ent­spre­chend sel­ten sind Ver­ur­tei­lun­gen we­gen Kor­rup­ti­on im Aus­land. Eine Aus­nah­me bil­det der Als­tom-Fall. Im Jahr 2011 ver­ur­teil­te die Bun­des­an­walt­schaft zwei Ge­sell­schaf­ten des Als­tom-Kon­zerns im Straf­be­fehls­ver­fah­ren zu einer Bus­se von 2,5 Mil­lio­nen Fran­ken. Der fran­zö­si­schen Ener­gie- und Trans­port­kon­zern hat­te Be­ste­chungs­zah­lun­gen an Amts­trä­ger in Lett­land, Tu­ne­si­en und Ma­lay­sia ge­leis­tet. Als­tom be­dien­te sich da­bei ver­schie­de­ner Mit­tels­män­ner, die einen Gross­teil ih­rer an­geb­li­chen Er­folgs­ho­no­ra­re an aus­län­di­sche Amts­per­so­nen wei­ter­lei­te­ten. Wie aus dem Ge­schäfts­be­richt der Bun­des­an­walt­schaft her­vor­geht, lei­te­te die­se im ver­gan­ge­nen Jahr 24 Ver­fah­ren im Kor­rup­ti­ons­be­reich ein.

Das Staats­sek­re­ta­ri­at für Wirt­schaft (Se­co) ist der Auf­fas­sung, der ge­setz­li­che Rah­men im Be­reich der Aus­land­kor­rup­ti­on ge­nü­ge. Be­züg­lich der Stu­die gel­te es auch zu be­den­ken, dass die Un­ter­neh­men in all­ge­mei­ner Wei­se nach «in­for­mel­len Zah­lun­gen oder Ge­schen­ken» ge­fragt wor­den sei­en. Es sei­en da­her nicht nur straf­ba­re Zah­lun­gen von Be­ste­chungs­gel­dern er­fasst wor­den, son­dern auch «ge­ring­fü­gi­ge, so­zi­al üb­li­che Vor­tei­le», die nicht straf­bar sei­en.

Auch die Konkurrenz schmiert

Ne­ben dem Aus­mass der ak­ti­ven Kor­rup­ti­on zeigt die Stu­die der HWT Chur wei­te­re auf­schluss­rei­che Fa­cet­ten des Phä­no­mens. So geht ein Vier­tel der be­frag­ten Un­ter­neh­men da­von aus, in den letz­ten zwei Jah­ren einen Auf­trag an einen Mit­be­wer­ber ver­lo­ren zu ha­ben, weil dies­er die Be­hör­den schmier­te. Am häu­fig­sten sei dies in Russ­land vor­ge­kom­men, ge­folgt von Deutsch­land, Chi­na und In­di­en.