Vor 25 Jahren explodierte bei Tschernobyl in der Ukraine ein russisches AWK. Radioaktive Wolken und entsprechender Niederschlag kommen bis nach West-Europa, auch in die Schweiz. In der Gegend um den Reaktor sind tausende Einwohner gestorben, und aber tausende verstrahlt. Noch immer kommen Kinder mit Erbschäden wegen des “Unfalls” auf die Welt.
Eine Zone von 30 km um die Unglücksstätte wird zur Sperrzone, d.h. noch lange unbewohnbar. Der Reaktor wird wird mit einem mehr als Meter-dicken Deckel aus Stahlbeton — dem sog. Sarkophag — zugedeckt. Dabei werden hunderte von Arbeitern verstrahlt. Heute bröckelt dieser Sarkophag, und wieder tritt Radioaktivität aus. Unter ihm lagern noch immer 200 Tonnen hoch radioaktives und hoch giftiges Material.
Es muss ein neuer Deckel über den alten konstruiert werden. Wegen der Gefährdung der Arbeiter durch Strahlung muss dieser Deckel etwas weiter weg gebaut und dann über den alten Sarkophag geschoben werden. Zur Grösse: unter diesem Deckel hätte der Wiener Stephansdom Platz. Kosten: mehrere Milliarden, und in spätestens 100 Jahren muss auch dieser Deckel wieder ersetzt werden.
Der atomare Super-Gau!
Nach einem Erdbeben der Stärke 8,9 und anschliessendem Zunami am Freitag, 11. März 2011, sind grosse Küstengebiete im Nordosten Japans verwüstet. Bisherige Vorschriften verlangen für neue AKW, dass sie ein Erdbeben bis Stärke 7,5 unbeschadet überstehen müssen. Bei dieser Katastrophe werden AKWs beschädigt: u.a. 5 Reaktoren mit sehr hohem Sicherheitsstandard in Fukushima.
Inzwischen ist auch hier der «Störfall» in die höchste Gefahrenstufe eingeteilt worden: verseuchtes Land, verseuchte Milch, verseuchtes Gemüse, verseuchtes Meer, verseuchte Fische…
Die abkommandierten “Freiwilligen” werden auch hier lebensgefährlich verstrahlt. Es zeigt sich, dass diese “Helden” ohne Schutzanzüge und in schlechtem Schuhwerk die Kühlung der Brennstäbe wieder in Gang bringen sollten und dabei im radioaktiven Wasser standen.
Die atomare Katastrophe beschäftigt die Behörden und Helfer so sehr, dass dabei die tausenden von Opfern von Erdbeben und Zunami fast vergessen gehen.
Wieder ein atomarer Super-Gau!
Kaum 10 km von der Stadt Bern entfernt steht das älteste Schweizer AKW (40jährig) an der Aare, gleich unterhalb des Wohlen-Sees (Stausee). Das Werk ist logischerweise nicht mehr auf dem neuesten Sicherheitsstand. Die Erdbebengefahr ist zwar kleiner als in Japan, aber dennoch nicht unbedeutend. Ein Dammbruch des Wohlensees würde aber eine 7m hohe Welle auf das AKW zutreiben. Das wäre einem Zunami schon sehr ähnlich.
Zum Vergleich: in Zürich besteht ein Gefahren-Dispositiv für den Fall eines Dammbruches am Sihlsee (Nähe Einsiedeln). In einem solchen Fall müssten innert 30 Minuten grosse Teile der Stadt Zürich evakuiert werden, weil auf diesen Zeitpunkt eine so grosse Welle der Sihl in Zürich eintrifft, die durchaus mit einem Zunami zu vergleichen ist.
Etwa 20 km vor der Stadt Basel ist das älteste AKW Frankreichs noch immer in Betrieb. Sein Zustand wurde von den französischen Aufsichtsbehörden schon mehrmals kritisiert. Risse in der Hülle hätten längst repariert werden müssen. Und das Elsass ist sehr stark Erdbeben-gefährdet. Die Seismologen erwarten schon seit geraumer Zeit wieder ein sehr starkes Beben im Dreiländereck bei Basel.
Atom-Strom wird zur Zeit relativ billig verkauft. Dies ist aber nur möglich, weil Atom-Kraftwerke nur für Schäden bis zu einer Milliarde Franken (Euro / Dollar) haftbar und versichert sind. Höhere Schäden zahlt der Steuerzahler. Eigentlich müssten sie sich auch für Schäden von 100 Milliarden versichern!
Regierungen und AKW-Betreiber behaupten vorsichtshalber öffentlich, dass keine Versicherung solche Risiken übernehmen könne und dass dafür kein Kapital zu finden sei. Dies obwohl Investment-Vertreter beteuern, dass ein solches Kapital durchaus vorhanden sei. Auch wäre dieser Versicherungsschutz zu einem günstigen Preis zu haben, falls wirklich alle AKWs sich einer solchen Versicherung anschliessen würden. Aber eben, das könnte den Strompreis etwas erhöhen, oder es könnte den enormen Gewinn der Branche schmälern¹)¹).
Auch die endlose Endlagerung ist zur Zeit nirgends auf der Welt gelöst. Und wenn sie dann mal gefunden wird und kommt, dann zahlt das wieder der Steuerzahler mit Milliarden pro Jahr den Unterhalt! Inzwischen machen die Betreiber der AKWs trotz tiefem Strompreis zünftig Kasse.
Weltweit nimmt die Skepsis gegenüber AKWs seit Fukushima gewaltig zu. Auch viele Politiker denken plötzlich über einen Ausstieg aus dem Atom-Strom nach. In einigen Ländern sind gar schon Ausstiegsbeschlüsse (mindestens für ältere AKWs) gefallen. Andere verkünden in üblicher Technokraten-Arroganz, dass sie diese Technik im Griff hätten, man bräuchte die Technologie nur von ihnen zu kaufen. USA, Russland, China und Frankreich gehören zu den harten Verfechtern des Atom-Stromes.
Doch schon nach ein paar Wochen zeigt die Lobby-Arbeit der Kern-Industrie Früchte. Bundesräte relativieren die Notwendigkeit eines Ausstiegs wieder, sprechen von der Notwendigkeit neuer AKWs und erfinden den Begriff “Stromlücke”²)²).
Lediglich einige Politiker aller Parteien,
die um ihre Wiederwahl fürchten,
versuchen mit einer langsamen Meinungsänderung auf den
Öko-Strom-Zug aufzuspringen, um sich mehr Chancen zu verschaffen.
Allerdings steht auch ein Verwaltungsrats-Präsident eines AKWs
dazu, dass Kern-Energie ein Auslauf-Modell sei; es ist sogar
anzunehmen, dass er das ehrlich so meint. Alle Achtung!
In der EU wird intensiv an gemeinsamen Stress-Tests für AKWs gearbeitet. Bundesrätin Doris Leuthard war an einer ersten Koordinationssitzung in Brüssel dabei. Hier geriet sie starkt unter Druck, weil sie europäische Normen konsequent ablehnte. Eingedenk, dass die Schweiz auch Interessen hat am französischen AKW in Fessenheim, hat sie dann ihre Position etwas abgeschwächt. Sie liess sich auf folgenden Kompromiss ein:
Wie wenig diese Aussagen wert sind, lässt sich leicht erahnen. Die Schweizer Standards sind nämlich geheim. Die Fragebogen, welche das eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) diesbezüglich den Betreibern der AKWs zugestellt hat, sind ebenso geheim; auch wie die Antworten ausgewertet werden sollen, ist nich bekannt. Man erfährt nur, dass diese Antworten im Mai (vielleicht dieses Jahres) eintreffen sollen. Erst mit den Antworten sollen auch die Kriterien veröffentlicht werden.
Was die Geheimniskrämerei alleine schon vermuten lässt, wird durch die Enthüllungen der SonntagsZeitung© vom 24.4.2011 (siehe vollständige Artikel der SonntagsZeitung© [www.zumkuckucksei.net/Politik/SZ-AKW-Prf-Full.html]) noch bekräftigt. Es ist daher anzunehmen, dass die Kriterien, welche die AKWs nicht erfüllen oder wollen (oder noch nicht erfüllen können), vor der Veröffentlichung aus dem Katalog und den Antworten gestrichen werden. Überhaupt ist der Einfluss der AKWs-Betreiber auf die Kontrollbehörde dank persönlicher und kommerzieller Abhängigkeiten sehr hoch.
Bundesrätin Doris Leuthard wurde offenbar auf diese Problematik hingewiesen; sie reagiert nicht. Sie deckt diese weiterhin. Nach dem bekannten Motto "verschleiern und aussitzen". — Erst nach der Publikation der Situation in der SonntagsZeitung© hat sie sich offenbar dazu entschlossen, der Sache nachzugehen (Presse am 2. Mai 2011).
Bem. |
Am 4. Mai erscheint im TagesAnzeiger© die Meldung über den Ausstand des ENSI-Ratspräsidenten. Der Druck der Presse zeigt Wirkung.
Am 6. Mai gibt das Ensi die ersten Resultate bekannt:
siehe
AKW - Mängel
|
Wohl verstanden, auch Wasserkraftwerke bergen Gefahren. Und wie das oben erwähnte Beispiel der Bedrohung Zürichs durch den Sihlsee zeigt, sind sie vor allem bei Stauseen nicht unerheblich. Aber angenommen, es kommt zum schlimmsten Fall, eine Staumauer bricht. Dann ist das Resultat so verheerend wie bei einem Zunami. Das ist schlimm. Aber es ist eine klar begrenzte Gegend betroffen, und so schwer es fällt, es kann wieder aufgebaut werden. Im Falle eines Atom-Meilers verteilen Winde und Wasser den Tod noch Jahre über ungeahnte Weiten; und die betroffene Gegend bleibt über Jahrzehnte oder Jahrhunderte unbewohnbar und eine imense Gefahr.
Weiter mauscheln wie gehabt! Sau Häfeli - Sau Teckeli!
Die Bevölkerung wird möglichst wenig informiert.
Gegenüber unseren Nachbarländern wird vor allem gepockert.
Intransparenz von A bis Z ist Trumpf.
Und die Atom-Lobby wetzt die Messer und besorgt die "Stromlücke".
Gerold Bührer
Sie bereitet bereits eine Millionen-schwere Propaganda-Schlacht vor,
um die alten AKWs länger betreiben und noch ein bis zwei
neue AKWs bauen zu dürfen.
In der SonntagsZeitung vom 24.4.2011 erschien bereits ein ganzseitiges Interview mit Economiesuisse-Präsident Gerold Bührer mit dem Titel «Ein Ausstieg aus der Kernenergie ist nicht realisierbar» [Economiesuisse-Präsident Gerold Bührer über die neue, millionenschwere Kampagne für AKW und Angriffe auf die SNB], in dem er diese Kampagne ankündigt.
Auf der Web-Seite "www.akwnein.ch/slogans.html"
fandest Du bisher eine Anzahl von Slogans zum Thema.
Hier schon eine Auswahl:
¹) | ¹) | Die gleiche Branche hat sich doch erst kürzlich im Zusammenhang mit der Strommarkt-Liberalisierung schon erlaubt, die Preise zu erhöhen statt wie versprochen zu senken. Und zusätzlich haben sie sich die bereits abgeschriebenen Stromnetze nochmals zum Neupreis bezahlen lassen. (Auslagerung in Swissgrid). |
²) | ²) | Damit wird indirekt zugegeben, dass der Strom irgendwo in den dubiosen Untergrund versickert. Im Gegensatz zu unserem Dorfbach, der auch plötzlich im Untergrund verschwindet, um weiter unten wieder zum Vorschein zu kommen, findet man den versickerten Strom offiziell nicht mehr. Daher ist zu vermuten, dass er auf dem Schwarzmarkt wieder auftaucht. |