Offene Fragen zu Löchern in der AKW-Wand.
TAGES-ANZEIGER©
vom 9. Juli 2014 — Seite 4 — Schweiz
Offene Fragen zu den Löchern in der AKW-Wand
Noch ist unklar, wie lange die Stahlwand des Reaktors vom AKW-Leibstadt bereits löchrig ist. Die sechs Löcher müssen bis nächste Woche zugeschweisst werden.
Christian BrönnimannAm Montag wurde bekannt, dass beim Einbau von Feuerlöschern in das primäre Containment des Atomkraftwerks Leibstadt getrieben worden waren.
Ein Mitarbeiter des AKW hatte die Beschädigung der stählernen Reaktor-Schutzwand bereits am 24. Juni entdeckt. Obwohl dies bereits zwei Wochen zurückliegt, bleiben die Gründe für den Fehler noch immer im Dunkeln. AWK-Sprecherin Andrea Portmann verweist bei Nachfragen auf laufende Abklärungen. Ob die Löcher von eigenen Mitarbeitern oder von einer Drittfirma gebohrt wurden, bleib damit genauso offen wie die Frage, wie lange das Sicherheitsrisiko bereits besteht. Das primäre Containment, eine Schutzwand aus fast vier Zentimeter dickem Stahl, ist eines der zentralen Sicherheitselemente eines Reaktors.
Die Betreiber des AKW Leibstadt haben bis Ende nächster Woche Zeit, um die Löcher zu flicken. Diese Frist setzte das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi). Das Ensi kritisierte das AKW Leibstadt in einer Mitteilung ungewohnt scharf: «Der Fehler deutet auf ein bedeutendes Defizit im organisatorischen Bereich hin», ist darin zu lesen. Laut Ensi-Sprecher David Suchet gab es zuvor noch nie eine solche Verletzung des primären Containments eines Reaktors in der Schweiz.
Im Containment des AKW Leibstadt existieren insgesamt sechs Löcher, die für die Halterung von zwei Handfeuerlöschern gebohrt wurden, wie Sprecherin Portmann erklärt. Der Durchmesser der Löcher betrage sechs Millimeter. Die Löcher würden nun mit einem zertifizierten Material von beiden Seiten her wieder zugeschweisst, sagt Portmann.
Der Vorfall hat bis ins angrenzende Deutschland Irritationen ausgelöst. Deutsche Medien zitierten aus einem Brief des Waldshuter Landrats Tillman Bollacher an Ensi-Direktor Hans Wanner: «Ich bin überrascht, dass ein derartiges Vorkommnis eintreten konnte. (…) Bisher sind wir, auch aufgrund der Feststellungen des Ensi, immer davon ausgegangen, dass der Sicherheitsstandart im Kernkraftwerk Leibstadt hoch ist und entsprechende Vorkommnisse nicht eintreten können.», schrieb Bollacher demnach.
Auch Greenpeace hält mit Kritik nicht zurück. Eine derartige Beschädigung des Sicherheitsbehälters sei haarsträubend und müsse sofort zu einer Abschaltung des AKW führen, liess die Organisation verlauten. Das Ensi sieht aber davon ab, Einschränkungen beim Betrieb zu verlangen, wenn die Reparatur bis Ende nächster Woche abgeschlossen ist.
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vom 9. Juli 2014 — Seite 4 — Schweiz
Möglichst unauffällig — falls überhaupt — wurde offenbar (nicht) kommuniziert, dass im AKW Leibstadt irgendwer unbemerkt Löcher in die Wand des Druckbehälters bohren konnte!
Und die Kontrollbehörde —ENSI — findet es nicht einmal nötig, den Reaktor abzustellen bis eine Reparatur ausgeführt ist. Dabei kann das kleinste Loch in diesem Druckmantel bei einem Anstieg des Drucks im Innern zur Explosion führen.
Frage: Kann überhaupt jemand in diesen Druckbehälter einsteigen und diese Löcher von innen verschweissen?
Wen wundert es noch, wenn die Bevölkerung den Sicherheitsbeteuerungen des ENSI nicht mehr glaubt. Alles deutet darauf hin, dass diese Behörde nur ein Ziel hat, nämlich den Schutz der AKWs vor dem Stimmbürger und grenzenlose Gewinne der AWKs um jeden Preis.
Bericht im Tages-Anzeiger©
vom 17. Juli 2014
(Löcher geflickt — Brand noch nicht gelöscht).
Bericht im Tages-Anzeiger© vom 17. Juli 2014:
➔ TA-AKW-20140709.html#art2
(Löcher geflickt — Brand noch nicht gelöscht)
Bericht im Tages-Anzeiger©
vom 19. Juli 2014
(AKW Leibstadt entgeht Zwangsabschaltung).
Bericht im Tages-Anzeiger© vom 19. Juli 2014:
➔ TA-AKW-20140709.html#art3
(AKW Leibstadt entgeht Zwangsabschaltung)
Inzwischen sind die Löcher geflickt. Das AKW musste nicht abgeschaltet werden. Zurück bleibt ein schaler Geschmack:
Ist das die Sicherheit, die wir uns wünschen?
Bericht im Tages-Anzeiger©
vom 25. Juli 2014
(Das Kontrollsystem mit dem blinden Fleck).
Bericht im Tages-Anzeiger© vom 25. Juli 2014:
➔ www.zumkuckucksei.net/Politik/krisen/TA-AKW-20140725.html#art3
(Das Kontrollsystem mit dem blinden Fleck)
Was ist das anderes als Augenwischerei?
Die Atomaufsichtsbehörde Ensi hat stets jede Mitverantwortung
abgelehnt, nachdem im letzten Juni in der Schutzhülle des AKW Leibstadt
sechs Bohrlöcher entdeckt wurden. Es sei der Fehler der Betreiberkantone
Zürich und Bern — das Ensi übte in ungewohnt scharfem Ton Kritik: Noch
nie habe es eine solche Verletzung des Schutzmantels gegeben.
Ein Bericht des Schweizerischen Vereins für technische Inspektionen
widerspricht dieser Einschätzung und schreibt dem Ensi eine Mitschuld
zu: Gemäss diesem Bericht müssen die Inspektoren die Schutzhülle
mindestens alle vier Jahre von Auge prüfen.
Die Bohrlöcher waren 2008
angebracht worden, sie hätten also spätestens 2012 entdeckt werden
müssen. Das Ensi weist weiterhin jede Schuld von sich, Kritiker lassen
das nicht gelten: Die Behörde würde visuelle Kontrollen mit
geschlossenen Augen durchführen, sagt ein Atomexperte bei Greenpeace.
TA vom 14.10.2014 (sth)
Bericht im Tages-Anzeiger©
vom 14. Oktober 2014
(Inspektoren müssen die Schutzhülle von Auge prüfen).
Bericht im Tages-Anzeiger© vom 14. Oktober 2014:
➔ www.zumkuckucksei.net/Politik/krisen/TA-AKW-20141014.html#ART2
(Inspektoren müssen die Schutzhülle von Auge prüfen)
Aber das ENSI bleibt stur, wie pubertierende Knaben: Es sind immer alle anderen die Schuldigen. Das ENSI scheint allen Ernstes zu erwarten, dass sich die AKW-Betreiber selber kontrollieren und sich dann melden, wenn sie sich schuldig fühlen. Wohl etwas gar naiv.
Bericht im Tages-Anzeiger©
vom 6. November 2014
(ENSI rüffelt organisatorische Mängel beim AKW Leibstadt).
Bericht im Tages-Anzeiger© vom 6. November 2014:
➔ www.zumkuckucksei.net/Politik/krisen/TA-AKW-20141014.html#ART3
(ENSI rüffelt organisatorische Mängel beim AKW Leibstadt).