Korruption
in der
Eidgenös­si­schen
Bundes­verwaltung

(Im Be­reich der Auf­trags­ver­ga­be)

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Inner­halb der Bun­des­ver­wal­tung scheint man sich vie­ler­orts sehr we­nig um die Vor­schrif­ten zur Ver­ga­be von Auf­trä­gen an ex­ter­ne Fir­men zu küm­mern. Es wird al­les Mög­li­che “frei­hän­dig” — um nicht zu sa­gen “un­ter der Hand” — ver­ge­ben, ob­wohl nach Ge­setzt eine öf­fent­li­che Aus­schrei­bung not­wen­dig wä­re. Be­rühmt­heit ha­ben in die­sem Zu­sam­men­hang all die In­for­ma­tik-Pro­jek­te der Bun­des­ver­wal­tung ge­ge­ben, die nicht nur viel zu teu­er ab­ge­rech­net wur­den, son­dern meist auch ab­so­lu­te Fehl­schlä­ge wa­ren, oft über­haupt nicht funk­tio­nier­ten und nach mil­lio­nen­schwe­ren Aus­ga­ben ab­ge­bro­chen wer­den muss­ten. Hier nur eini­ge Bei­spie­le.

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Eid­ge­nös­si­sche Steuer­ver­wal­tung

Da gab es doch ein rie­si­ges Pro­jekt na­mens “In­si­eme”, wel­ches all die un­ter­schied­li­chen Soft­wa­ren, die nicht zu­sam­men­pas­sen, hät­te ab­lö­sen sol­len. Im Som­mer 2012 muss­te die Ü­bung ab­ge­bro­chen wer­den. Das kos­te­te am 19. Ju­ni 2012 dem Di­rek­tor der Eidg. Steu­er­ver­wal­tung den Kopf. Nach­dem schon im Jahr zu­vor Hin­wei­se ein­ge­gan­gen wa­ren, “In­si­eme” be­rei­te Prob­le­me, zeig­te eine Un­ter­suc­hung nun Gra­vie­ren­des:

  1. Die ge­plan­ten Kos­ten wa­ren längst und bei Wei­tem über­schrit­ten.
  2. “Insieme” wür­de nie­mals die dar­an ge­stell­ten An­for­de­run­gen er­fül­len.
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    Viele da­zu­ge­hö­ri­ge Auf­trä­ge wa­ren ent­ge­gen der ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen frei­hän­dig (un­ter der Hand) ver­ge­ben wor­den statt öf­fent­lich aus­ge­schrie­ben.

Siehe auch
➜ «Tages-Anzeiger©»
vom 11. und 12. Juli 2012.
und
➜ «Tages-Anzeiger©»
vom 31. Mai 2014.

Siehe auch ➜ www.zumkuckucksei.net/krup/TA-ESTV.html «Tages-Anzeiger» vom 11. und 12. Juli 2012.
  und ➜ www.zumkuckucksei.net/krup/TA-ESTV2.html «Tages-Anzeiger» vom 31. Mai 2014.

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Späte Folgen

Anno 2012 wur­de das Pro­jekt «Insieme» nach Kos­ten von 116 Mil­lio­nen Fran­ken er­folg­los ab­ge­bro­chen. Zwar wur­de ein ver­ant­wort­li­cher Chef der Eidg. Steu­er­ver­wal­tung in der Fol­ge ent­las­sen. — Aber 2015 erst wird An­kla­ge ge­gen eini­ge Be­tei­lig­te er­ho­ben. Im­mer­hin ge­hen nicht al­le wie­der mal straf­frei aus, auch wenn ih­nen nur ein Teil der ver­mu­te­ten Ver­feh­lun­gen nach­ge­wie­sen wer­den kann. Das heisst: sie kom­men eigent­lich noch glimpf­lich da­von!

Siehe auch
➜ «SonntagsZeitung©»
vom 1. März 2015.

www.zumkuckucksei.net/krup/SZ-20150301.html Siehe auch ➜ www.zumkuckucksei.net/krup/SZ-20150301.html «SonntagsZeitung©» vom 1. März 2015.

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Darin steht auch ein wich­ti­ger Satz: Recher­chen der Sonn­tags­Zei­tung in den für die In­for­ma­tik­be­schaf­fun­gen zu­stän­di­gen Ab­tei­lun­gen des Bun­des le­gen na­he, dass der Kor­rup­ti­ons­sumpf bei der In­for­ma­tik­be­schaf­fung weit grös­ser ist, als die Bun­des­an­walt­schaft der­zeit nach­wei­sen kann!

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Eid­ge­nös­si­sche Bun­des­ver­wal­tung

Die ge­sam­te Bun­des­ver­wal­tung hat im Jahr 2011 zu­sam­men 361 Auf­trä­ge im Wert von et­wa 376 Mil­lio­nen Fran­ken frei­hän­dig ver­ge­ben, die eigent­lich nach WTO-Re­geln hät­ten durch öf­fent­li­che Aus­schrei­bung ver­ge­ben wer­den müs­sen. Das ist ein gan­zes Jahr lang je­den Tag ein il­le­ga­ler Ver­trag.

Siehe auch
➜ «Tages-Anzeiger©»
(www.zumkuckucksei.net/krup/TA-BVerw.html) vom 8. Aug. 2012.

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Direk­tion für Ent­wick­lung und Zu­sam­men­ar­beit (DEZA)

Die DEZA ist im Zu­sam­men­hang mit ih­ren Ein­sät­zen im Aus­land ge­wohnt, sich ge­gen Kor­rup­ti­on weh­ren zu müs­sen. Sel­ber ver­gibt sie aber auch zu viel frei­hän­dig. Und in Sa­chen In­for­ma­tik schafft sie es auch nicht bes­ser als an­de­re Bun­des­stel­len.

Siehe auch
➜ «Sonntags-Zeitung©»
(www.zumkuckucksei.net/krup/SZ-DEZA1.html) vom 25. Mai 2014.

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Zen­tra­le Aus­zah­lungs­stel­le von AHV und IV …

Die Zen­tra­le Aus­zah­lungs­stel­le der Aus­gleichs­kas­sen (AHV, IV, etc.) in Genf un­ter­steht zwar der Eig. Fi­nanz­di­rek­ti­on, führt aber ein eigent­li­ches Eigen­le­ben. Ih­re wi­der­recht­li­chen Ver­trä­ge sind da­her in den Zah­len der Bun­des­ver­wal­tung nicht mal da­bei.

Hier wa­ren in den letz­ten Jah­ren fast al­le Ver­ga­ben an Ex­ter­ne wi­der­recht­lich. Die Un­ter­su­chun­gen lau­fen jetzt al­ler­dings in ers­ter Li­nie we­gen Grif­fen in die Spe­sen­kas­se!

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Siehe separaten Beitrag
AHV — ZAS (www.zumkuckucksei.net/krup/ahv-zas.html).

Die Krux mit der frei­hän­di­gen Ver­ga­be ist vor al­lem die, dass der Auf­trag an einen Freund oder Ver­wand­ten ver­ge­ben wird und das Ge­wer­be kei­ne Chan­ce hat, auch ein An­ge­bot zu ma­chen. Das ist zwar nicht zwin­gend der Fall und wohl auch nicht im­mer der Fall, aber die Ge­fahr be­steht.

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Quint­es­senz betr. In­for­ma­tik-Pro­jek­te

Die Fach­kom­pe­tenz in die­sem La­den scheint doch an einem sehr klei­nen Ort Platz zu ha­ben. Wenn sie einen Auf­trag ver­ge­ben, der eine Lö­sung brin­gen soll, dann fin­den sie im­mer nur Fir­men, die le­dig­lich vom Kas­sie­ren et­was ver­ste­hen. Wenn sie aber einen Auf­trag ver­ge­ben, der schei­tern soll — ist schein­bar auch vor­ge­kom­men —, dann er­wis­chen sie aus­ge­rech­net aus­nahms­wei­se einen ech­ten Fach­mann. Was für Ent­schei­dungs­kri­te­ri­en ha­ben die­se Leu­te wohl?

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Eine Tat­sa­che hat sich bei so stü­per­haf­ten Ver­ga­ben im­mer wie­der ge­zeigt — auch wenn es an nam­haf­te Fir­men ging: In­for­ma­ti­ker nei­gen da­zu, dem Auf­trag­ge­ber nicht zu­zu­hö­ren. Nach dem ers­ten hal­ben Satz ha­ben sie schon eine Idee, was man dar­aus für ein “fancy>” In­ter­fa­ce ma­chen könn­te. Was aber der Be­nut­zer, resp. Auf­trag­ge­ber, da­mit lö­sen will, das hat der In­for­ma­ti­ker über­haupt nicht mit­be­kom­men. Da­bei hät­te er ge­nau zu­hö­ren sol­len und mer­ken, wo nicht al­les ge­sagt wur­de, weil es für den Auf­trag­ge­ber zu selbst­ver­ständ­lich war. Am bes­ten sitzt man im­mer wie­der (nach je­dem Teil­schritt) mit den gröss­ten Skep­ti­kern des Pro­jekts zu­sam­men. Dann er­fährt man am ef­fi­zien­tes­ten, wo noch Knack­punk­te sind.

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Frei­hän­di­ge Ver­ga­be von Auf­trä­gen in der Bun­des­ver­wal­tung

Eidgenossenschaft

Hier ein paar von den jüng­sten Bei­spie­len:

Eidgenossenschaft

Hier ein paar von den jüng­sten Bei­spie­len:

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Auf­trags­ver­ga­be an einen Spe­zi

Fast täg­lich kom­men neue Mel­dun­gen über Ab­tei­lun­gen der Bun­des­ver­wal­tung, die sich einen Deut küm­mern und die ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten bei der Ver­ga­be von Auf­trä­gen.

In den weit­aus meis­ten Fäl­len geht es um die Ver­ga­be von In­for­ma­tik-Auf­trä­gen. Und wer im­mer so ein Be­dürf­nis hat, hat ja auch einen Be­kann­ten oder einen Freund, von dem er über­zeugt ist, dass der ein ver­kapp­tes Ge­nie in die­sem Be­reich sein müs­se. Nur lo­gisch, dass man ihm ver­traut und den Auf­trag ger­ne zu­schanzt.

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Korrup­tion

Kam­pa­gne von Trans­pa­ren­cy

Brief­kas­ten­fir­men sol­len kor­rup­ten Un­ter­neh­mern kein Ver­steck bie­ten. Des­halb for­dert Trans­pa­ren­cy In­ter­na­tio­nal öf­fent­li­che Re­gis­ter, den bes­se­ren Schutz von Whist­le­blo­wern und die Ver­schär­fung des schwei­ze­ri­schen Kor­rup­ti­ons­straf­rechts. Ziel ist es, die Kor­rup­ten zu ent­tar­nen, wie der Ver­ein, der sich ge­gen Kor­rup­ti­on en­ga­giert, ges­tern mit­ge­teilt hat. In einem ers­ten Schritt for­dert er das Par­la­ment auf, die ge­plan­ten Geld­wä­sche­rei-Re­geln, die so­ge­nann­te Ga­fi-Vor­la­ge, nicht zu ver­wäs­sern. Der Na­tio­nal­rat hat­te im Som­mer die Em­pfeh­lun­gen der OECD-Ex­per­ten­grup­pe zer­zaust und die Vor­la­ge des Bun­des­ra­tes auf­ge­weicht.

(SDA)
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In den mei­sten Fäl­len ver­steht die­ses Ge­nie kaum, wo­rum es eigent­lich geht; der Auf­trag ist ja auch sehr va­ge for­mu­liert (wenn über­haupt). Und die­se Ge­nies ten­die­ren da­zu, aus einer Müc­ke einen fan­cy ful­mi­nan­ten Ele­fan­ten zu ma­chen, der dann al­les kann, aus­ser das, wo­zu er eigent­lich be­stellt wur­de. Und die Vor­ge­setz­ten wer­den im be­sten Fall nur über zu be­zah­len­de Rech­nun­gen in­for­miert. Wenn wun­dert es, dass sol­che Pro­jek­te nie zu einem Ab­schluss kom­men, aber die Kos­ten ex­plo­si­ons­ar­tig aus dem Ru­der lau­fen.

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Und es ist eben­so lo­gisch, dass man un­ter sol­chen Um­stän­den so ein Pro­jekt am lieb­sten ge­heim hält. Man träumt ja vom gros­sen Wurf, mit dem man über­ra­schen und glän­zen will. Da soll einem doch nie­mand vor­zei­tig die Lor­bee­ren steh­len.

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Das steht na­tür­lich ganz im Wi­der­spruch zu den ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten, die kor­rek­te ver­trag­li­che Ver­hält­nis­se vor­aus­set­zen, eine kla­re Kon­trol­le und Ef­fi­zi­enz, so­wie eine Trans­pa­renz ge­gen­über dem Steu­er­zah­ler und all­fäl­li­gen Mit­be­wer­bern ga­ran­tie­ren sol­len.

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Fall «SECO»

Eine Straf­un­ter­su­chung wird 2006 ein­ge­stellt, ob­wohl eigent­lich klar ist, dass im SECO Kor­rutp­ti­on herrscht. Die neu­es­te Ad­mi­ni­stra­tiv­un­ter­su­chung Sa­xer lis­tet zwar ein­deu­ti­ge Ver­ge­hen seit 2006 auf. Aber wird der Be­richt wirk­lich ernst ge­nom­men?

Bericht des
➔ TAGES-ANZEIGER©s (www.zumkuckucksei,net/krup/TA-AHV-ZAS6.html#article3) vom 26. Sep­tem­ber 2014. — Se­co-Af­fä­re: Auf­trä­ge im Wert von 73 Mil­lio­nen seit 2006.